PETER SCHMIDS FRICKTALER CHECK
03.03.2023 FricktalHerzliche Abneigungen und glückliche Zweckehen
Wie gut kennen Sie sich in unserer Region aus? Geografisch? Historisch? Allgemein? Machen Sie den Check!
Freundnachbarschaftliche Beziehungen überwinden Dorfgrenzen. Und zwar immer ...
Herzliche Abneigungen und glückliche Zweckehen
Wie gut kennen Sie sich in unserer Region aus? Geografisch? Historisch? Allgemein? Machen Sie den Check!
Freundnachbarschaftliche Beziehungen überwinden Dorfgrenzen. Und zwar immer öfter.
Peter Schmid*
Wer sich im Fricktal zum Feierabendbier trifft, tut dies nicht selten im Ochsen, im Rössli oder im Frohsinn. Und natürlich – besonders häufig – im Adler. Dagegen ist eine Einkehr im Bären doch eher die Ausnahme. Das hat historische Gründe: Der Adler war das Wahrzeichen der Habsburger, zu deren Untertanengebiet bekanntlich das Fricktal zählte. Das war den machthungrigen Bernern ein Dorn im Auge. (Bitte, wir reden von vergangenen Zeiten, heute sind sie ja recht gmögige Wesen). Und so wollten sie einst unbedingt die Juraübergänge in Besitz nehmen, um ihr ausgedehntes Herrschaftsgebiet vom Genfersee bis in den Aargau besser zu kontrollieren. Bis heute haben sie am östlichen Rande des Fricktals den Bären als eher seltene Einkehrmöglichkeit hinterlassen. Ob die Adler-Überhöckler oder die Bären-Bierhumpenstemmer trinkfester sind, wäre bei anderer Gelegenheit zu untersuchen. Aber worum drehen sich jeweils die hitzigen Stammtischdebatten?
Nicht selten geht es um dörfliche Rivalitäten. Darüber gibt es zahlreiche Anekdoten und Weischno-Gschichtli. So seien die Fricker oftmals ausgerechnet nach dem Gottesdienst den Gipfern besonders verbunden gewesen. Zuvor hatten sie noch im andächtigen Gebet das «Rette-michund-bitt-für-uns» kurzerhand zum «Rette-mich-vor-Gipferbrunz» umgedichtet. Nach dem Frühschoppen erreichte die Nächstenliebe dann auch körperlich ihren Höhepunkt: Es flogen die Fäuste zwischen Misthaufen, Spaltstock und Hühnerstall. Die hormongesteuerten Grobiane beeindruckten die jungen Frickerinnen aber nur mässig. So entschied sich meine Mutter für einen Sanftmütigen. Und der kam erst noch aus Gipf.
Ein Tal weiter östlich war es nicht besser. Kürzlich verschaffte uns eine sprachmächtige Bauerntochter Einblick in die einstige freundnachbarschaftliche Beziehung zwischen den Einwohnern von Zeihen und Bözen. Da war von «reformierten Sauhünden» die Rede, welche man nicht küssen durfte. Zum Glück seien die Eltern tolerant gewesen und hätten sich sogar gefreut, wenn die Töchter einen adretten Bözer auf den (katholischen) Hof gebracht hätten! Vor allem, wenn dieser hübscher war als die Munis. Dann durften die Dorfgrenzen verständlicherweise schon mal überschritten werden.
Apropos Gemeindegrenzen. Was läuft da weiter in Sachen Fusionitis? Das Thema bewegt die Gemüter. Auch jene von Rhyfäldern und Melemern? «Eingebildete Grossstadtesel» und «dumpfbackige Bauerntölpel» begegneten einander nicht immer friedfertig. Das wirkt heutzutage doch versöhnlicher. Die alteingesessene herzliche Abneigung flammt höchstens noch an der Fasnacht auf oder angesichts des Scherbenhaufens, den das gescheiterte Bemühen um eine gemeinsame gymnasiale Bildungsstätte hinterlassen hat. Da brach der Ehekrach quasi schon vor dem Gang zum Traualtar aus.
Interessant: Hauptsächlich im oberen Fricktal scheint man engstirniges Abschottungsdenken leichter zu überwinden. Dort werden Gemeindehochzeiten nicht nur geplant, sondern auch gefeiert. So geschehen in Böztal. Aha, Reformierte und Katholiken scheinen ihre konfessionell oder wie auch immer begründete Abneigung überwunden zu haben. (Oder sie haben ganz einfach mit der Kirche nicht mehr viel am Hut). Ein Happy End gab es auch im Mettauertal und in Laufenburg (das die Sulzer in die Arme schloss). Den Weg zum Glück fanden sodann Ueker und Herznacher sowie Kaister und Üttleter. Gespannt darf man dagegen abwarten, ob sich der Oberhofer Gemeindeammann weiterhin den buhlenden Wölflinswilern entgegenstemmt.
Dann wäre zu befürchten, dass Letztere womöglich bald das Los mit den Mumpfern, Obermumpfern und Schupfartern teilen, denen die Steiner überaus deutlich die kalte Schulter zeigten. Aber die haben wohl schon ein Auge auf Sisseln geworfen. Da stimmt anscheinend die Chemie. Für weitere hitzige Debatten in Fricktaler Wirtshäusern ist jedenfalls gesorgt. Sei es im Bären oder doch eher im Adler. Die Fäuste werden deswegen kaum mehr fliegen. Darauf ein Prost!
Zu den Wettbewerbsfragen:
• Wo wurde die Aufnahme gemacht?
• Wie heisst die Zeiher Poetin und Satirikerin, welche die einstige nachbarschaftliche Beziehung zwischen Bözen und Zeihen in träfen Worten schilderte?
Wissen Sie die Lösung?
Schreiben/mailen Sie uns, in wo die Aufnahme gemacht wurde und wie die Zeiher Poetin und Satirikerin heisst. Unter den richtigen Antworten, welche auf der Redaktion bis am nächsten Mittwoch eintreffen, verlosen wir einen Einkaufsgutschein im Wert von 50 Franken. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird in der NFZ vom nächsten Freitag publiziert.
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