Münchwilen wünscht sich Vierer-Fusion

  30.03.2023 Gemeinden, Münchwilen

Alleingang oder Fusion?

Ein Zusammenschluss mit Stein, Sisseln und Eiken ist für Münchwilen durchaus vorstellbar

An seiner Klausurtagung hat sich der Münchwiler Gemeinderat intensiv mit seiner Zukunft und damit auch einer möglichen Gemeindefusion auseinandergesetzt. Viele Argumente sprechen für den Zusammenschluss aller vier Sisslerfeld-Gemeinden.

Susanne Hörth

Anfangs März holten die Gemeinderäte von Stein und Sisseln an gleichzeitig in ihren Gemeinden stattfindenden Infoabenden die Meinung der Bevölkerung zum Thema Zusammenschluss ab (die NFZ berichtete). In den vielen Voten, kritisch wie auch offen für weitere Abklärungen, wurde mehrfach angestossen: wenn Fusion, dann gleich mit allen vier Sisslerfeld-Gemeinden Stein, Sisseln, Eiken und Münchwilen zusammen. Ein Wunsch, der nun auch von Seiten Münchwilen geäussert wird.

Schon seit einiger Zeit befasst sich der Gemeinderat mit Fragen «Wie kann man den zunehmenden Herausforderungen als kleine Gemeinde gewachsen sein?» oder «Was, wenn angesichts der sehr hohen gebundenen Ausgaben keine wesentlichen Einsparungen mehr möglich sind?» An seiner Klausur vom vergangenen Samstag hat sich der Münchwiler Gemeinderat dann konkret mit Thema «Alleingang oder Fusion» auseinandergesetzt. Gegenüber der Presse erklärte Gemeindeammann Bruno Tüscher am späten Montagnachmittag, dass viele Argumente für eine gemeinsame Zukunft der vier Sisslerfeld-Gemeinden sprechen würden.

Bereits heute würden sie in mehreren Bereichen eng zusammenarbeiten. Tüscher erwähnte unter anderem den Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Sisslerfeld. Um für diese grösste Industrielandreserve im Kanton insbesondere bei der Erstellung und Harmonisierung von Reglementen eine Vereinfachung herbeizuführen, soll eine Interkommunale Anstalt (IKA) gegründet werden. «Im Prinzip ist dies eine Fusion der vier Gemeinden im Bereich der gemeinsamen Industriefläche», so der Münchwiler Gemeinderat. Bei einem weiteren Projekt geht es um die Energieversorgung. Diese soll über das ganze Sisslerfeld, die vier Gemeinden und gemeinsam mit den verschiedenen Firmen nachhaltig geplant und entwickelt werden.

Eine zusammengeschlossene Gemeinde mit über 8000 Einwohnern würde für mehr Stärke und Wahrnehmung im Kanton sorgen. «Mit einer solchen Grösse wären wir auch ein attraktiver Arbeitgeber», ist Tüscher überzeugt. In Münchwilen (Steuerfuss 113%) selbst leben aktuell rund 1050 Personen. Mit einer Nettoschuld von 1,8 Millionen Franken sei die Gemeinde keine schlechte Braut. Um vor den Traualtar treten zu können, sind aber mehrere Voraussetzungen nötig. Hierzu gehört unter anderem auch die Bereitschaft der Braut für diesen Schritt. «Wir wollen natürlich zuerst den Puls der Bevölkerung zum Thema Fusion spüren», betonten am Montag die anwesenden Gemeinderäte. Am 11. Mai ist dazu ein Informationsabend geplant.

Ganz wichtig für eine Heiratsabsicht ist ebenfalls das Vorhandensein eines Partners, im Falle von Münchwilen sind es gleich drei. Mit Stein (Steuerfuss 88%), Sisseln (80%) und Eiken (111%) stehen nun als Nächstes Gespräche an. Die drei Gemeinden wurden aktuell auch über die Ergebnisse der Münchwiler Klausur informiert. Auf Nachfrage der NFZ fallen die Reaktionen noch zurückhaltend aus. Rainer Schaub, Gemeindeammann von Sisseln erklärt, man werde sich jetzt erst einmal austauschen und dann die weiteren Schritte besprechen. Dieser Aussage schliesst sich auch sein Steiner Amtskollege Beat Käser an. Aus Eiken heisst es, der Gemeinderat erachte es als sinnvoll, bei der Prüfung eines Gemeindezusammenschlusses alle vier Sisslerfeld-Gemeinden einzubeziehen. Wie Marcel Notter, Eiker Gemeindeschreiber weiter ausführt, wird die fundierte und strukturierte Vorgehensweise des Gemeinderates Münchwilen zur Fusion Sisslerfeld begrüsst. Um die Vor- und Nachteile überhaupt abschätzen zu können, sei es notwendig, zuerst die Grundlagen für eine Beurteilung zu erarbeiten. «Für die Gemeinde Eiken stellt insbesondere die bevorstehende Industrieerschliessung im Sisslerfeld mit der Verbindungsstrasse, die Südspange, eine grosse Herausforderung dar. Bezüglich der Finanzen tönt es ähnlich wie in Münchwilen. «Auch wenn ein sehr guter Jahresabschluss 2022 mit einem um rund 1,5 Millionen Franken besseren Ergebnis erzielt werden konnte, muss das Augenmerk auf den Finanzen und die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde gelegt werden.» In diesem Kontext und insbesondere, was die Chancen und Risiken einer gemeinsamen grösseren Gemeinde betrifft, nehme der Gemeinderat Eiken den Ball gerne auf. Notter betont aber auch: «Über das konkrete Vorgehen zu Fusionsabklärungen wurde bei uns allerdings noch nicht entschieden. Der Gemeinderat möchte diese Frage mit Bedacht und auch – wie die drei anderen Sisslerfeld-Gemeinden – unter Einbezug der Bevölkerung angehen.» Der Gemeinderat Eiken wird voraussichtlich nach den Frühlingsferien wieder informieren.

Bevölkerung mit ins Boot holen
In Münchwilen ist man sich bewusst, dass für eine weitere Abklärung nun erst einmal die Bevölkerung abgeholt werden muss. «Wir wollen sie von Anfang an mit im Boot haben.» Auf die Frage nach einem möglichen Zeithorizont, geht Bruno Tüscher auf eine Aussage von Jean-Claude Kleiner ein, welcher als Fachmann für Fusionen die Klausur begleitet hat. Sisseln, Stein, Eiken und Münchwilen sollen sich erst einmal Zeit lassen zum Verlieben, zum Verloben und zum Heiraten. Wenn alle Partner das wollen, sei eine Fusion in drei Jahren möglich.


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