Ein Abend mit Bänz Friedli
Die Kulturkommission hatte den bekannten Schweizer Kabarettisten in den Steinlichäller nach Möhlin eingeladen – ausgebucht!
Bänz Friedli, vielen noch von seiner Migros Magazin-Kolumne als «Hausmann» bekannt, machte ...
Ein Abend mit Bänz Friedli
Die Kulturkommission hatte den bekannten Schweizer Kabarettisten in den Steinlichäller nach Möhlin eingeladen – ausgebucht!
Bänz Friedli, vielen noch von seiner Migros Magazin-Kolumne als «Hausmann» bekannt, machte sich einen Abend lang Gedanken über verschiedene (Alltags)Situationen. Sein Fazit: «S isch kompliziert!».
Akribische Vorbereitung
Er wolle nicht mehr dazugehören und habe die «WhatsApp»-Gruppe verlassen – so begann der Abend und Friedli nahm im Verlauf der nächsten zwei Stunden immer wieder räumlich und gedanklich unterschiedliche Perspektiven ein, indem er die wechselnde Beleuchtung der Bühne geschickt ausnützte. Im Spot auf der linken Seite ging er zurück in die (eigene) Kindheit und Jugend, das Zentrum der Bühne nutzte er für alle die aktuellen Themen, die ihn und das Publikum gerade beschäftigen. Ganz rechts standen ein gemütlicher Sessel, ein kleiner Tisch und Tee bereit, denn hier las Friedli Texte aus seinen Büchern und verband alles geschickt zu einem stimmigen Abend.
Akribisch hatte sich der Gast auf Möhlin vorbereitet: er sei vor sechs Jahren bereits einmal im Steinlichäller aufgetreten – damals war das Thema «Leigruebe» aktuell. Auch auf andere lokalpolitische Themen wie die riesengrosse Mehrzweckhalle im Steinli und auch den aktuellen Gemeindeammann flocht der Kabarettist in seine Erzählungen ein und gab so dem Publikum das Gefühl: «Da steht einer von uns!»
Dass Bänz Friedli in seinem Programm stets aktuell ist, zeigte sich auch im vorgestellten Sitzungsprotokoll des Bundesrats, das ihm «zugespielt» worden sei. Darin konnte man das «Gniet» erkennen, das dieses Gremium bei Entscheidungen hat: es wird diskutiert, argumentiert, verworfen und schlussendlich beschlossen, dass nichts beschlossen wird. Dabei imitierte Friedli stimmlich die einzelnen Bundesräte so treffend, dass man sich tatsächlich in dieser Sitzung wähnte.
Träfer Sprachwitz
Immer wieder zeigte sich, dass der Kabarettist ein sehr genauer Beobachter ist und sprachlich treffsicher formuliert. Ob es nun die pfiffige Siebenjährige ist, die ihn zum Nachdenken bringt, ein tagesaktuelles Thema oder das überaus wortreich beschriebene Kunstwerk im Museum (das sich dann als komplett weisse Leinwand herausstellte!) – es entsteht diese spezielle Energie zwischen dem Publikum und Bänz Friedli, die ihn lieber auf der Bühne als im Fernsehen auftreten lässt. Kabarett im Homeoffice funktioniere nicht, er habe es ausprobiert; aber eben: «S isch kompliziert!» (mgt) www.4313kultur.ch