Armut und Sozialhilfe in der Gemeinde
23.03.2023 Möhlin, PolitikInformationsabend der SP Möhlin
Der Fachausschuss der SP-Aargau befasst sich seit längerem mit dem Thema Armut in der Schweiz und im Kanton Aargau und hat dazu ein Themenmodul erarbeitet. Kürzlich hat die SP Möhlin dazu einen Informations- und Diskussionsabend ...
Informationsabend der SP Möhlin
Der Fachausschuss der SP-Aargau befasst sich seit längerem mit dem Thema Armut in der Schweiz und im Kanton Aargau und hat dazu ein Themenmodul erarbeitet. Kürzlich hat die SP Möhlin dazu einen Informations- und Diskussionsabend organisiert und dazu ihre Mitglieder, Fachpersonen und Gäste aus dem ganzen Fricktal eingeladen. Rund 40 Personen kamen in die Villa Kym und hörten aufmerksam der Bereichsleiterin Annick Grand von Caritas Aargau zu, wie sie mit Fakten und fiktiven repräsentativen Beispielen die Situation von Armut betroffenen Menschen erklärte. Brigitte Rüedin, ehemalige Rheinfelder SP-Stadträtin leitete die Diskussion und durfte auch die beiden SP-Nationalratskandidatinnen aus dem Fricktal, Colette Basler und Tatjana Binggeli begrüssen.
Was können Gemeinden tun, um ihre Bürger und Bürgerinnen zu unterstützen, wenn sie in schwierige Lebenssituationen kommen und Sozialhilfe beantragen müssen? Die Voten aus dem Publikum waren zahlreich und spannend. Dabei interessierte auch der 11-seitige Antragsbogen, den die Bittstellenden ausfüllen müssen mit dem detaillierten Offenlegen der persönlichen und finanziellen Situation. Es gibt grosse Unterschiede zwischen den Gemeinden im Kanton Aargau und dies ist vor allem in der Beratung und Förderung der Sozialhilfebeziehenden, dem Rechtsschutz, der Qualitätskontrolle und den präventiven Leistungen ersichtlich. Die anwesenden Fachpersonen und politisch Engagierten konnten dazu etliche Beispiele nennen und bedauern, dass die Sozialdienste oft überlastet sind und zu wenig Personal haben, um gezielt ihre Klienten betreuen zu können. Vor allem junge Menschen müssten enger begleitet werden. Hier gibt es gute Beispiele aus anderen Kantonen zum Beispiel der Stadt Winterthur, die mit zusätzlichen Stellen im Sozialdienst die Situation der Sozialhilfebeziehenden verbessern konnte und dadurch die Gesamtkosten in der Sozialhilfe gesunken sind.
Jede Hilfe willkommen
Es hilft den Sozialhilfebeziehenden und ca. 1/3 derjenigen, die unter der Armutsgrenze ohne finanzielle staatliche Unterstützung leben aber auch, wenn in den Gemeinden viele Akteure niederschwellig günstige Angebote bereitstellen. So helfen Arbeitsintegrationsangebote, gute und erschwingliche Kitas, frühe Förderung für Kinder, die Integrationsfachstelle Mit-dabei.Fricktal, regiona le Berat u ngsstel len, ei ne KulturLegi, Brockenstuben, Kinderkleider- und Spielzeugbörsen, die kostenfreie Aargauische Suchtberatung AGS für Einzelne und Familien, Tischlein-deck-dich, die kostenlose erste Rechtsberatung, work shops über den Umgang mit Geld in den Schulen, kostenlose Budget- und Sozialberatung, reichhaltige Bibliotheksangebote etc. mit, dass armutsbetroffene Menschen und Familien am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können und mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden.
Es gab ein Raunen im Raum, als die unterschiedlichen Modelle der Rückzahlungspflicht von Sozialhilfe-Geldern zur Sprache kam. Vor allem auch Migranten und Migrantinnen überlegen sich sehr gut, ob sie Sozialhilfe beantragen wollen, denn diese ist seit ein paar Jahren an den Aufenthaltsstatus gekoppelt. Auf die Frage, wie viele Sozialdienstbeziehende sich nicht kooperativ verhalten, entgegneten die Fachpersonen, dass es lediglich ca. 5 Prozent sind, die oft psychische Probleme haben, weshalb sie z. B. aggressiv werden.
Zum Schluss wurde noch intensiver über günstigen Wohnraum diskutiert, der immer schwieriger zu finden ist für Menschen mit Sozialhilfe, vor allem grössere für Familien, wo Kinder und Jugendliche ca. einen Drittel der Sozialhilfebeziehenden ausmachen.
Beim anschliessenden Apéro wurde weiter rege über ein Leben in Abhängigkeit diskutiert und die angeregten Lösungsansätze nehmen die SP-Mitglieder in ihre Gemeinden mit um dort zu schauen, wie ein würdiges Leben für Menschen in Armut umgesetzt wird. (mgt)