Es wird gestohlen in der Brockenstube
07.02.2023 Kriminalität, MöhlinZuletzt kamen teure Gegenstände weg; das hat womöglich System
Der Gemeinnützige Frauenverein betreibt die Brockenstube Möhlin. Die Verkaufserlöse werden an soziale Zwecke gespendet. Auch deshalb sorgen die jüngsten Diebstähle für Betroffenheit.
Ronny Wittenwiler
«Dass ...
Zuletzt kamen teure Gegenstände weg; das hat womöglich System
Der Gemeinnützige Frauenverein betreibt die Brockenstube Möhlin. Die Verkaufserlöse werden an soziale Zwecke gespendet. Auch deshalb sorgen die jüngsten Diebstähle für Betroffenheit.
Ronny Wittenwiler
«Dass gestohlen wird, kommt immer wieder mal vor», sagt Ulli Mühlebach, Leiterin der Möhliner Brockenstube «Uf Schalle». Meistens handle es sich um kleinere Ware im Preissegment von zwei, drei, vielleicht vier Franken. Das lasse sich nicht alles kontrollieren und hin und wieder kämen auch Kleidungsstücke weg. «Das merken wir, wenn Preisschilder am Boden oder in der Kabine liegen.» Mühlebach sagt aber auch: «Dass derart teure Dinge geklaut werden, ist neu für uns.»
Das ist passiert
Vergangenen November kam eine antike Lederhandtasche (Kroko) weg; gestohlen aus einer Vitrine. Bloss das Preisschild blieb zurück: 120 Franken. Der ursprüngliche Wert der Tasche ist um einiges höher. Vor wenigen Tagen, keine zwei Meter von der Kasse entfernt, wurde eine Querflöte gestohlen. Mühlebach erklärt: «Eine solche wird im Internet für ungefähr 600 bis 800 Franken gehandelt. Sie wird also deutlich mehr einbringen, als die 220 Franken, die wir verlangt haben.» In diese Richtung geht denn auch die Vermutung: Dass die jüngsten Diebstähle in der Brockenstube gezielt begangen wurden, um qualitativ hochstehende Ware für teures Geld weiterverkaufen zu können.
Mit dem Erlös Gutes bewirken
Enttäuschung und Frust über diese neue Dimension des Diebstahls sind gross; auch, weil die Einnahmen aus dem Brockenstube-Verkauf sozialen Zwecken zugutekommen. «Gerade deswegen kaufen unsere Kunden doch auch hier ein», sagt Uschi Kaufmann. «Sie leisten ganz bewusst ihren Beitrag für eine gute Sache.» Fakt ist auch: Ihre Ware für den Brockenstube-Verkauf geben sämtliche Personen jeweils gratis ab. Von den ursprünglichen Besitzern nicht mehr gebraucht, kamen so auch die Lederhandtasche und die Querflöte ohne Gegenleistung in die Brockenstube – um jemand anderem zu einem moderaten Preis eine Freude bereiten zu können.
Die Betreiberinnen prüfen nun die Option einer Videoüberwachung. «Sollte das rechtlich zulässig sein, wollen wir es umsetzen», sagt Mühlebach, die als Leiterin genauso ehrenamtlich arbeitet wie alle anderen rund dreissig Helferinnen und Helfer, von der Warenannahme bis hin zum Wiederverkauf. Die Diebstähle lassen auch eine treue Kundschaft betroffen zurück. Uschi Kaufmann erzählt: «Beim Verkauf vorletzten Samstag kam ein Mann vorbei und hat gesagt, wie schlimm er das alles findet und hat uns zehn Franken für die entstandenen Umtriebe gegeben.» Dieser Wertschätzung sind sich die Betreiberinnen und Betreiber bewusst. Nachdem sich im November jemand an der wertvollen Lederhandtasche bereicherte, taten sie mit einem Aushang erstens ihre Enttäuschung über den Vorfall kund: «Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten jahrein, jahraus in unserer Brockenstube freiwillig viele Stunden unentgeltliche Arbeit.» Zweitens hielten sie aber auch fest: «Trotz allem wissen wir, dass sehr viele unserer Kundinnen und Kunden unsere Brocki sehr schätzen, für ihre Einkäufe zahlen und somit auch einen finanziellen Beitrag leisten für Menschen, welche nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Das zu wissen, freut uns in solchen Momenten sehr.»