Die Schlacht von Stalingrad
05.02.2023 FricktalProjekt «kriegsnachrichten.ch»: Der Krieg im Film
Krieg und Film sind eng miteinander verbunden, weil Krieg dramatisch und visuell interessant ist und beim Publikum seit jeher Anklang findet (Der erste nachweisbare Kriegsfilm ist «Seegefecht in Griechenland» von Georges Méliès aus dem ...
Projekt «kriegsnachrichten.ch»: Der Krieg im Film
Krieg und Film sind eng miteinander verbunden, weil Krieg dramatisch und visuell interessant ist und beim Publikum seit jeher Anklang findet (Der erste nachweisbare Kriegsfilm ist «Seegefecht in Griechenland» von Georges Méliès aus dem Jahre 1897). Kriegsfilme spiegeln auch das kulturelle und politische Klima der jeweiligen Zeit wider und dienen der Gesellschaft als Möglichkeit, das Trauma des Krieges und die Kosten des Konf likts zu verarbeiten. Die Fortschritte in der Technik der Spezialeffekte ermöglichten auch eine realistischere Darstellung des Krieges im Film. Schliesslich ist der Krieg ein Teil der Menschheitsgeschichte und die Menschen neigen dazu, von ihm fasziniert zu sein. Kriegsfilme bieten dem Publikum die Möglichkeit, etwas über historische Ereignisse zu lernen und ein tieferes Verständnis für die Komplexität des Krieges zu gewinnen.
In der ersten Ausgabe des neuen Jahres, am 4. Januar 1943, resümiert «Der Frickthaler» das aktuelle Weltgeschehen und blickt nochmals auf die Ereignisse des Vorjahres zurück: «Vor Stalingrad aber wurde der Siegeszug der Deutschen abgestoppt. Mit einem in der Kriegsgeschichte aller Zeiten wohl einzigartigen Heldenmut setzten sich die Russen zur Wehr. Wohl gelang es, die Stadt in ein Trümmerfeld zu verwandeln, den russischen Nachschub über die Wolga aber vermochten die Deutschen nicht zu unterbinden, noch an diesem Strome richtig Fuss zu fassen. […] So bleiben die Karten über den Ausgang des Krieges im Osten wie letztes Neujahr noch vollständig verdeckt. Ungeheure Opfer an Menschen und Material hat dieser eine Kriegsschauplatz im verflossenen Jahre gekostet, eine Entscheidung aber ist weder auf die eine noch auf die andere Seite gefallen.»
Schlacht von Stalingrad
Wie würde ein Regisseur diese Kriegsgeschehnisse in einem Spielfilm verarbeiten? Erwähnenswert wäre da «Enemy at the Gates» von Jean-Jacques Annaud (sein Erstlingswerk «Black and White in Color» wurde vom Basler Arthur Cohn produziert und mit einem Oscar ausgezeichnet) aus dem Jahr 2001. Der Film spielt während dieser berüchtigten, oben erwähnten Schlacht von Stalingrad und konzentriert sich auf das Scharfschützenduell zwischen dem sowjetischen Scharfschützen Vassili Zaitsev und dem deutschen Scharfschützen-Major Erwin König. Der Film beleuchtet auch die grössere Schlacht und den politischen Hintergrund des Zweiten Weltkrieges.
Der Regisseur Jean-Jacques Annaud inszenierte die historischen Ereignisse auf realistische und visuell beeindruckende Weise, indem er CGI und detaillierte Kulissen und Kostüme einsetzte, um ein realistisches Kriegserlebnis zu schaffen. Er liess sich auch von realen Berichten und Fotos der Schlacht von Stalingrad inspirieren, um eine historisch genaue Darstellung der Ereignisse zu schaffen. Der Film kam beim Publikum gut an, das die Actionszenen und die visuellen Effekte lobte. Von den Kritikern erhielt der Film jedoch gemischte Kritiken. Einige bemängelten die plumpe Darstellung der historischen Ereignisse und den Mangel an Charakterentwicklung. Einige Kritiker lobten den Film für seine Actionszenen, waren aber auch der Meinung, dass der Film die historische Situation vereinfachte und es ihm an Nuancen fehlte. Diese Beurteilung fasst sehr gut zusammen, wie gross die Herausforderung sein muss, solche Ereignisse in einen Spielfilm zu packen.
Die Schlacht von Stalingrad war ein wichtiger Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs und wurde deshalb natürlich in zahlreichen Spielfilmen dargestellt. Auch in jüngster Zeit. Da wäre zum Beispiel «Stalingrad», ein deutsch-russischer Film, der die Geschichte einer Gruppe deutscher Soldaten erzählt, die während der Schlacht in der Stadt Stalingrad ge strandet sind. Der Film schildert die brutalen und intensiven Kämpfe, die in der Stadt stattfanden, sowie den psychologischen Tribut, den der Krieg von den Soldaten forderte.
Zweiter Weltkrieg und Sowjetunion im Film
Für eine differenzierte Betrachtung des Themas sollten wir den Rahmen etwas vergrössern und nicht nur die Schlacht von Stalingrad betrachten. Weitere bemerkenswerte Spielfilme über den Zweiten Weltkrieg, in denen die Sowjetunion eine Rolle spielt, sind «Come and See» (1985) und «The Great Patriotic War» (2005). Ersterer ist ein sowjetischer Film, der während der Nazi-Invasion in Weissrussland im Jahr 1943 spielt und die Geschichte eines jungen Weissrussen erzählt, der sich der Widerstandsbewegung anschliesst und schliesslich für die sowjetische Armee rekrutiert wird. Letzteres ist eine russische Miniserie, die die Beteiligung der Sowjetunion am Zweiten Weltkrieg fiktionalisiert und die Geschichte einer Gruppe sowjetischer Soldaten erzählt, die sich ihren Weg durch Osteuropa und nach Deutschland bahnen.
Weltgeschichte auf der grossen Leinwand
Weitere bedeutende Spielfilme über den Zweiten Weltkrieg sind «The Longest Day» (1962) und «The Bridge on the River Kwai» (1957). «The Longest Day» ist ein mit Stars besetzter Film, der die Geschichte der D-Day-Invasion in der Normandie aus der Sicht der Alliierten und der Achsenmächte erzählt. «The Bridge on the River Kwai» ist ein britischer Film, der in einem japanischen Kriegsgefangenenlager in Birma spielt und die Geschichte einer Gruppe alliierter Gefangener erzählt, die gezwungen sind, eine Eisenbahnbrücke zu bauen. Beide Filme zeichnen sich durch ihr episches Ausmass und ihre Liebe zum historischen Detail aus.
Was macht diese Filme sehenswert?
Es gibt mehrere Faktoren, die einen Kriegsfilm auszeichnen können. Ein Element ist die Fähigkeit des Films, die Ereignisse und Erfahrungen des Krieges facettenreich und genau darzustellen. Dazu gehören historische Genauigkeit, Liebe zum Detail und Authentizität in Bezug auf Waffen, Uniformen und andere Ausrüstung. Ein weiterer Faktor ist die Fähigkeit des Films, die menschliche Erfahrung des Krieges zu vermitteln, einschliesslich des physischen und psychischen Tributs, den der Krieg von Soldaten und Zivilisten fordert, sowie der moralischen Dilemmata und ethischen Fragen, die während eines Konflikts auftreten.
Eine der grössten Herausforderungen bei der Darstellung eines Gros sereignisses wie des Zweiten Weltkriegs in einem Spielfilm ist die Gefahr der Trivialisierung oder Vereinfachung. Der Krieg war ein komplexer und vielschichtiger Konflikt, und es ist enorm schwierig, seine Komplexität und Nuancen in einem zweistündigen Film angemessen zu vermitteln. Eine weitere Herausforderung ist die Gefahr der Propaganda, da Kriegsfilme absichtlich oder unabsichtlich als Propagandainstrument eingesetzt werden können. Es ist wichtig, dass sich die Filmemacher dessen bewusst sind und sich um Ausgewogenheit und Objektivität bei der Darstellung des Krieges bemühen. Die Darstellung von Brutalität und Gewalt kann in Kriegsfilmen ebenfalls eine Herausforderung darstellen, da es für die Filmemacher wichtig ist, ein Gleichgewicht zwischen der Darstellung der Realität des Krieges und der Nichtverherrlichung oder Sensationalisierung von Gewalt zu finden.
Insgesamt sind die bedeutendsten Kriegsfilme diejenigen, die in der Lage sind, die Kriegsereignisse und -erfahrungen akkurat und respektvoll darzustellen und gleichzeitig die menschliche Dimension und die moralischen und ethischen Fragen zu erforschen, die in Konflikten auftreten.
Nachrichten aus einer kriegerischen Zeit
Das Fricktaler Projekt «Kriegsnachrichten» macht die Originalausgaben der «Volksstimme aus dem Frickthal», der «Neuen Rheinfelder Zeitung» und des «Frickthalers» aus den Jahren 1939 bis 1945 im Internet für jedermann zugänglich. Zudem erscheint viermal jährlich ein Essay, basierend auf der Berichterstattung des jeweiligen Quartals, in welchem der Autor das Kriegsgeschehen thematisiert und unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet. Stephan Graf ist Mitglied des Vereins «Kriegsnachrichten». Er wohnt in Rheinfelden.
Als dieses Projekt vor 9 Jahren gestartet wurde ging es um einen Rückblick auf schlimme, längst vergangene Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkrieges und die Wahrnehmung in der lokalen Öffentlichkeit. Nie hätten es die Initianten des Projektes für möglich gehalten, dass wir heute in Europa wieder einen Krieg erleben müssen. (nfz)