Musik inspiriert von «Fingals Höhle»

  26.01.2023 Musik, Rheinfelden

Der Rheinfelder Bahnhofsaal war gut besetzt, als die Argovia Philharmonic am Dienstag zu einem Konzert mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johann Sebastian Bach lud. In der Solistenrolle standen die beiden Orchestermitglieder Simone Roggen (Violine) und Sergio Simón Álvarez (Oboe). Die Leitung hatte der Chefdirigent des Orchesters Rune Bergmann.

Edi Strub

Eröffnet wurde das Konzert mit einem der bekanntesten Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy: der Hebriden-Ouvertüre. Sie war nie als Vorspiel für eine Oper gedacht, sondern als eine Art symphonisches Gedicht oder Konzertstück – ein Genre, das es damals noch kaum gab und daher entsprechend Aufsehen erregte. Entstanden sind die «Hebriden» nach einer aufregenden und mit schlimmer Seekrankheit verbundenen Reise des Komponisten zu den Höhlen Fingals – einem mythischen Ort der keltischen Kultur, die die Phantasie Mendelssohns anregte. Er war bei der Ankunft bei der Höhle von den Gewalten der Natur und den steil aus dem Meer steigenden Basaltfelsen so überwältigt, dass er noch auf den Inseln die ersten 21 Takte seines Konzertstücks niederschrieb. Es ist Stimmungs- und Landschaftsmalerei in Tönen, wie es dem romantischen Zeitgeist entsprach. Dem Argovia Philharmonic ist es am Dienstag hervorragend gelungen, diese Atmosphäre zu vermitteln.

Technische Schwierigkeiten souverän gemeistert
Auch an zweiter Stelle des Programms stand ein Klassiker: Das oft gespielte Doppelkonzert für Oboe, Violine und Streichorchester in c-Moll von Johann Sebastian Bach. Insbesondere das wiegende Duo Spiel der beiden Soloinstrumenten im langsamen Satz, diskret begleitet vom Pizzicato des Orchesters, bleibt im Ohr, wenn man es einmal gehört hat. Simone Roggen und Sergio Simón Álvarez meisterten die technischen Schwierigkeiten dieses Stücks souverän. Vor allem der dritte Satz ist heikel, weil das Konzert eigentlich für zwei Cembali geschrieben ist. Interessant ist, dass dieses Werk auch einmal vom Hauptkomponisten des Abends, Felix Mendelssohn, zusammen mit der berühmten Clara Schumann aufgeführt wurde, allerding wie damals üblich auf zwei Konzertflügeln, was für unsere Ohren heute ziemlich seltsam tönen würde. Zum Abschluss vor der Pause spielten die beiden Solisten als Zugabe noch die «Sinfonia» aus der Bachkantate Nr. 21 – wunderbar stimmig und ausgewogen.

Inspiriert von Beethoven
Der zweite Teil des Konzerts war der 1. Symphonie von Mendelssohn gewidmet – geschrieben im Alter von nur fünfzehn Jahren. Mendelssohn zeigte schon in diesem Alter wie etwa Mozart eine unglaubliche Begabung. Das Werk ist gehaltvoll und raffiniert orchestriert und daher in letzter Zeit von einem guten halben Dutzend bester Orchester und Dirigenten als CD neu aufgelegt worden. Mendelssohn gefiel seine Erstlingssymphonie später in seinem Künstlerleben allerdings nicht mehr richtig. Er versuchte sogar einmal eine Aufführung kurzfristig zu verhindern. Die Argovia Philharmonic jedoch liess dieses Stück in seiner ganzen Pracht erstrahlen. Vor allem die Bläser glänzten mit harmonisch abgestimmtem Spiel und das Orchester zeigte, wo geboten, viel Kraft und Wucht. Man spürte, wer und was das Vorbild des jungen Mendelssohn war: Ludwig van Beethoven mit seiner fünften Symphonie. Das Publikum dankte dem Orchester und Dirigenten zum Schluss mit reichem Applaus.


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