Gemeinde als attraktive Arbeitgeberin
26.01.2023 FrickMichael Widmer, Fricker Gemeindeschreiber und Präsident des Verbands Aargauer Gemeindeschreiberinnen und Gemeindeschreiber, zeigte am ersten Seminartag in Frick auf, was es braucht, damit Gemeinden eine hohe Anziehungskraft für Berufsleute ausstrahlen.
Susanne Hörth
«Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten zehn Jahren verändert. Arbeitgeber müssen für das Suchen, Finden wie auch das Halten von Arbeitnehmenden attraktiv sein, aktiv etwas dafür tun.» Mit diesen Worten leitete Christian Fricker, Präsident des Fricktal Regio Planungsverbands am Mittwochmorgen zum diesjährigen Fricktaler Gemeindeseminar ein. Wie sehr das Thema «Gemeinde als attraktive Arbeitgeberin» interessiert, zeigte sich auch in der grossen Zahl der Teilnehmenden aus Gemeindebehörden und -verwaltungen.
Mit über 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gehört der Kanton zu den grössten Arbeitgebern im Aargau. Welche Herausforderungen und Chancen der Fachkräftemangel für die Arbeitgeber bringt, darüber sprach Karin Hauser, Leiterin HR beim Kanton. Sie verstand es bestens, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer mittels Umfragen aktiv einzubeziehen. So stachen bei einer solchen auf fehlende Fachleute in Berufsfeldern bezogen, etwa Gesundheitswesen, Lehrer, Ingenieure und Handwerker hervor. Wie gut diese wie auch weitere Umfrageantworten mit den kantonalen Erhebungen zusammenpassen, konnte Karin Hauser immer wieder mit entsprechenden Grafiken aufzeigen. Gründe für den Fachkräftemangel seien unter anderem die demografische Entwicklung wie auch die steigende Arbeitsmarktmobilität. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, sind viele Kriterien verlangt. Auch hier brachte sich das Publikum mit Schlagwörtern wie echte Wertschöpfung, Weiterbildungsmöglichkeiten, Teamgedanke, Flexibilität, Teilzeitpensen und Mitgestaltung ein.
Anziehungskraft
Was seine Vorrednerin in vielen Bereichen bereits aufgezeigt hatte, bestätigte auch Michael Widmer in seinem Referat. Er ist seit 25 Jahren Gemeindeschreiber im Fricktal – seit 2016 in Frick, vorher 12 Jahre in Magden, davor 6 Jahre in Oeschgen. «Als Gemeindeschreiber von Frick stehe ich auch gleich als Botschafter für meine Gemeinde da», schmunzelte der Redner. Michael Widmer ist zudem Präsident des Verbands Aargauer Gemeindeschreiberinnen und Gemeindeschreiber (AGG). Ein Verband, der auch die bereits angesprochene demografische Entwicklung zu spüren bekommt. So werden beispielsweise, laut Widmer, im Kanton Aargau in den nächsten 10 Jahren 60 Gemeindeschreiberinnen und -schreiber, insgesamt 106 in den nächsten 15 Jahren, pensioniert.
Um als Gemeinde eine starke Anziehungskraft als Arbeitgeberin auszustrahlen, gehören für Michael Widmer gute Sozialleistungen, marktgerechte Löhne, Teilzeitpensen (auch für Kadermitarbeitende), Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Nachwuchsförderung, Verantwortung übergeben oder auch Flexibilität zwingend dazu. Auch die jungen Leute müssen sich angesprochen fühlen.
Bei diesen und weiteren Aufzählungen fügte der AGG-Verbandspräsident mit Verweis auf die umfassenden und abwechslungsreichen Tätigkeitsfelder aber auch an: «Die Gemeinden dürfen sich nicht unterverkaufen. Wir begleiten die Leute von der Wiege bis zur Barre.» Die Gemeinden hätten es in der Hand, zu zeigen, welch spannende Aufgaben sie bieten und dass sie nicht, wie oft wahrgenommen, eine «geschützte Werkstatt» seien. Für ein gutes Image brauche es unter anderem auch den öffentlichen Auftritt über die sozialen Medien.
Für den AGG hat neben dem Halten und Rekrutieren von Fachkräften auch die Lehrlingsausbildung einen hohen Stellenwert. Einen Schwerpunkt setzt der Verband auch bei Quereinsteigern. Damit sie sich in der ungewohnten Arbeit zurechtfinden, wurde als Lösungsansatz ein Gotte-/Götti-System geschaffen.
Abschliessend betonte Widmer, wie wichtig es ebenfalls sei, dass sich die Gemeinden ihrer vorhandenen Stärken bewusst sind und sie auch entsprechend verkaufen können.