Rheinfelden war Strom-Pionier mit internationaler Ausstrahlung
14.12.2022 RheinfeldenFinissage für die Sonderausstellung über Elektrizität im Fricktaler Museum
2500 Besucher haben sich die Ausstellung «Rheinfelden – Unter Strom!» im Fricktaler Museum angesehen. Am Samstag ist sie mit einer Finissage offiziell geschlossen worden. Die Ausstellung beleuchtete die Pionierrolle, die Rheinfelden durch den Bau des Kraftwerks 1898 gespielt hat.
Edi Strub
Ermöglicht wurde die Ausstellung durch aufwändige Recherchen zu diesem Thema unter anderen durch Kurt Beretta und Wolfgang Bocks. Sie zeigten, dass Rheinfelden auf dem Gebiet des Stroms technisch für ganz Europa, ja fast die gesamte Welt richtungsweisend war. Schon früh, nämlich 1897, ging im «Hotel des Salines» in Rheinfelden erstmals elektrisches Licht an. Ein Jahr später konnte man dann im Hotel bereits elektrisch im Lift in die oberen Stockwerke fahren. Die Nase vorn in der technischen Entwicklung hatte auch die Druckerei Herzog, die zu dieser Zeit unter «Buchdruckerei der Volksstimme» firmierte. Sie nahm schon 1911 elektrisch betriebene Druckmaschinen in Betrieb.
Viele Kinder
Besucht wurde die Ausstellung nach Auskunft von Museumsleiterin Kathrin Schöb häufig von Kindern, für die Licht, das man einfach anknipsen kann, oder eine Kochplatte eine Selbstverständlichkeit sind. Sie lernten, dass man früher das Mittagessen über dem Feuer kochte und mit Holzkohleeisen bügelte. Da war grosse Umsicht geboten, wenn keine Löcher in die Hemden und Blusen gebrannt werden sollten! Ausgestellt war auch ein Eiskasten, der mit Eis aus gefrorenen Flüssen oder Seen gefüllt wurde. Elektrische Kühlschränke gab es für die meisten erst in den 1950er- und 60er-Jahren. An solches können sich ältere Semester noch erinnern, aber auch für sie war es spannend, sich diese Dinge wieder in Erinnerung zu rufen.
Autobahn mit Solarpanels
Die Vergangenheit zu kennen und zu verstehen, das sei Voraussetzung, um die Zukunft zu gestalten, meinte Peter Scholer von der IG Pro Steg, die mit dem Fricktaler Museum zum Thema Strom in Rheinfelden eng zusammenwirkte. Zur Zeit des Baus des Rheinfelder Kraftwerks seien mit viel Mut und Erfindergeist die Voraussetzungen für die Elektrifizierung von Industrie und Alltag geschaffen worden. Nun gelte es, mit ebenso viel Kreativität die Probleme unserer Zeit zu lösen: Klimaerwärmung, Energiemangel und Umweltzerstörung. Es brauche erneut Pioniere, die neue Wege weisen und ihre Visionen auch umzusetzen wüssten. Man könnte zum Beispiel die Autobahn durch das Fricktal mit Solarpanels versehen und so den Strom, den wir brauchen, vor Ort erzeugen, schlug Scholer vor. So wäre es möglich, ganze Quartiere und Städte von der Energieabhängigkeit von aussen zu lösen. Das sei eine grosse Aufgabe, denn unsere Generation hätte sich daran gewöhnt, sehr viel Energie zu verbrauchen. Manchmal ohne auch nur zu ahnen, wieviel das wirklich ist. Als Beispiel nannte Peter Scholer eine 5-Minuten-Dusche: das brauche gleich viel Energie wie für einen Menschen zwanzig Mal die 720 Stufen auf den Eifelturm hochzusteigen.
Das Fricktaler Museum wird sich im kommenden Jahr vor allem damit beschäftigen, wie das geplante neue Museum genutzt werden soll. Bis Ende 2023 werde die Museumsleitung ein Projekt ausarbeiten, das der Gemeinde als Beschlussgrundlage für die Erneuerung des Museums diene, informierte Museumsleiterin Schöb. Was schon feststehe, sei, dass Strom und die Geschichte der Elektrizität im Fricktal im neuen Konzept eine hervortretende Rolle spielen werden. Neu denken müsse man natürlich auch, wie die Dinge vermittelt werden. Es sei unter anderem darauf zu achten, dass die Besucher – vor allem die Kinder und Jugendlichen – selbst tätig werden können.