Netto-Null vom Schulzimmer aus
09.12.2022 MöhlinDie Sekundar- und Realschule Möhlin führte eine Energiewoche durch
Wie sehr die Klimakrise in den Köpfen der Jugendlichen ist oder eben auch nicht, zeigte sich diese Woche im Schulzimmer. Tage voller Energie im Möhliner Steinli.
Ronny Wittenwiler
«Mit der Energiewoche möchten wir die Jugendlichen für das Thema sensibilisieren – auf eine lustvolle und spannende Art und Weise», sagte im Vorfeld Astrid Zeiner, Schulleiterin der Sekundar- und Realschule im Möhliner Steinli. Und tatsächlich: Es ist Mittwochnachmittag, in Gruppen aufgeteilt, arbeitet gerade eine Schulklasse daran, die Schweiz innert Frist (2050) auf Netto-Null zu bringen. Zur selben Zeit, in einem anderen Raum, brüten andere über dem Stromverbrauch von Haushaltsgeräten, und in einem dritten Modul bauen Schülerinnen und Schüler in der Theorie ein Smartphone – und staunen womöglich über den Ressourcenverbrauch. All das ins Steinli transportierte diese Woche das Ökozentrum Schweiz, eine Non-Profit-Organisation.
«Lernen, Verantwortung zu übernehmen»
Angetan von dieser Energiewoche für 400 Möhliner Jugendliche ist Frank Senner, Lehrer für Natur und Technik an der Sekundar- und Realschule. Er sieht an diesem Mittwoch, wie «seine» Schülerinnen und Schüler bei einem strategischen Brettspiel in die Rolle des Bundesrats schlüpfen und die Energie- und Klimapolitik des Landes gestalten müssen. Windkraft? Solarstädte? Wie weiter mit den fossilen Energieträgern? Fragen über Fragen, und eine, das muss sein, drängt sich am Rande dieser Lektion auf: Wie gross eigentlich ist das Risiko, als Institution Schule bei der Durchführung einer solchen Projektwoche einem missionarisch-politischen Eifer zu verfallen? Senner sagt: «Wir erziehen die Jugendlichen an unserer Schule zur Selbstständigkeit. Sie sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen.» Entsprechend gebe man einen Rahmen vor, liefere Informationen, um so die Diskussion stufen- und altersgerecht zu ermöglichen. «Wir haben aber eine neutrale Position.»
Unterschiedliche Erfahrungen
Die Abwechslung zum üblichen Unterricht gefalle ihnen sehr, sagen zwei Schülerinnen – und arbeiten dann mit der ganzen Gruppe weiter daran, das Land fristgerecht auf Netto-Null zu bringen. Robin Renggli vom Ökozentrum führt durch die Lektion. Sie, die an der ETH ihren Master in Umweltnaturwissenschaften macht, sagt über die Energiewoche: «Uns geht es darum, im Umgang mit Energie die verschiedenen Handlungsoptionen aufzuzeigen. Wenn wir zeigen, welche elektrische Geräte im Haushalt am meisten Strom brauchen, dann informiert das auch darüber, wo am effizientesten einzusparen wäre.» Wie sehr das Thema Energie und Klima in den Köpfen junger Menschen ist, schildert Renggli so: «Wir nehmen die Jugendlichen sehr unterschiedlich wahr. Es gibt solche, die bringen bereits ein sehr grosses Wissen und entsprechendes Interesse zum Thema mit. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Klassen, die haben noch nie etwas vom Klimawandel gehört.» Jetzt machte das Thema richtiggehend Schule.