Im Einsatz für die Allgemeinheit - seit mehr als 150 Jahren
16.12.2022 RheinfeldenSeit über 150 Jahren soll die Feuerwehr Rheinfelden schon bestehen. Dieses Jubiläum wird mit einer Festschrift gefeiert, in der es auch um die Zukunft des Milizsystems geht.
Valentin Zumsteg
Die früheste bekannte Feuerordnung der Stadt Rheinfelden datiert vom Jahr 1462. Genau hiess sie «Ordnung für die Feindesund Feuersnot» und war – wie im Mittelalter üblich – vor allem eine allgemeine Alarmordnung. Deutlich weniger alt ist die Feuerwehr Rheinfelden, doch sie kann auch schon auf über 150 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Dieses Jubiläum – auch wenn es vielleicht in Wahrheit gar nicht ganz rund ist – hat die Feuerwehr unter der Leitung von Kommandant Marc Leber zum Anlass genommen, um eine Festschrift herauszugeben, die kürzlich zusammen mit den Rheinfelder Neujahrsblättern 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde (die NFZ berichtete).
Invalide und Tote
In der Anfangszeit lag noch einiges im Argen, wie aus der Lektüre hervorgeht: «Die Rheinfelder Spritzenmannschaft hatte am 22. Januar 1861 einen beschämenden Auftritt, als es galt, in Magden bei einem Brand zu helfen. Es stellte sich heraus, dass die Namensliste im Feuerrodel nicht regelmässig nachgeführt wurde und grösstenteils aus Invaliden oder Toten bestand.» 1864 gab es eine Einsendung in der «Volksstimme aus dem Fricktal», welche einige Missstände zur Sprache brachte: «Bei einem Brandfall in Rheinfelden waren die Spritzen nicht einsatzbereit, es wurde geschrien und kommandiert und es herrschte Ungehorsam und Chaos auf dem Brandplatz. Schlussendlich wurde der Brand von den deutschen Kollegen aus Warmbach gelöscht.» Im Frühjahr 1868 bemühte sich der Gemeinderat um die Reorganisation des Rheinfelder Feuerwehrwesens und setzte eine Spezialkommission ein. Am 23. Dezember 1868 konnte schliesslich im Rathaussaal die Freiwillige Feuerwehr Rheinfelden gegründet werden.
Plädoyer für das Milizsystem
Doch verlassen wir die Geschichte und kommen zur Gegenwart: Vizeammann Walter Jucker hält in seinem Beitrag zur Festschrift ein feuriges Plädoyer für das Engagement im Milizsystem: «Wenn wir Führungspersönlichkeiten möchten, müssen wir als Führungspersönlichkeiten auftreten. Wir müssen die jungen Leute auf ihren Kommunikationskanälen ansprechen und ihnen die Werte der Freiwilligenarbeit vermitteln», schreibt Jucker und ergänzt: «Die potenziellen Milizleute sind dort, wo etwas geboten wird, wo gefordert und gefördert wird. Sie brauchen Wertschätzung für ihr Engagement und keine Hinweise, wieviel härter früher gearbeitet wurde.»
Für das Milizsystem spricht sich ebenso Urs Ribi von der Aargauischen Gebäudeversicherung aus: «Da wir im Kanton Aargau sowohl mit der Rekrutierung als auch mit der Tagesverfügbarkeit weniger Probleme haben als andere Kantone, halten wir vorerst am Milizsystem fest.»
Fusion mit Möhlin?
Der Möhliner Feuerwehrkommandant Richard Urich kommt in der Rheinfelder Festschrift ebenfalls zu Wort. Wer an den Feuerwehrmagazinen von Rheinfelden und Möhlin vorbeifahre und die polierten Einsatzfahrzeuge betrachte, stelle sich vielleicht die Frage, ob mit einem Zusammenschluss nicht ein paar Franken eingespart werden könnten. «Doch wer sich intensiver mit dieser Frage auseinandersetzt, erkennt schnell, dass der wahre Schatz nicht in den Magazinen ruht, sondern, dass es die Einsatzkräfte sind, welche ihre Feuerwehrpflicht wahrnehmen und rund um die Uhr bereit sind, ihren Dienst für die Allgemeinheit zu leisten.»
Zusammenschlüsse zu sehr grossen Organisationen können nach Ansicht von Urich das System gefährden, indem eine Überlastung droht, die im schlimmsten Fall mit einer kostenintensiven Teilprofessionalisierung aufgefangen werden muss: «Gerade darum macht es Sinn, dass zwei grössere Gemeinden jeweils eine eigene Feuerwehr betreiben, auch wenn sie geografisch Tor an Tor liegen.»