«Gans» schön weihnächtlich

  21.12.2022 Fricktal

Wer noch nicht weiss, was an Weihnachten auf den Tisch kommt, könnte es mit einer Weihnachtsgans versuchen. Ursprünglich wurde die Gans aber nicht an Weihnachten aufgetischt, sondern vor dem Beginn der adventlichen Fastenzeit, am Gedenktag des heiligen Martins, am 11. November. In Sursee gibt es noch heute den Brauch der Gansabhauet, die jährlich am Martinstag stattfindet.

Beatrice Hofmann

Im Fricktal finden wir die Gans im Wappen der Gemeinde Gansingen. Der Name weist jedoch keinen Bezug zum Federvieh auf, denn er geht auf den althochdeutschen Personennamen Ganso zurück. Gansingen wurde, genau wie die Ortschaften Elfingen und Effingen, früh besiedelt. Später entstanden dann erst die Siedlungen Etzgen, Mettau, Büren, Wil oder Hottwil im Mettauertal. Denn Gansingen wurde vom Alemannen Ganso besiedelt, der über den Bürersteig ins Mettauertal vorstiess und sich mit seiner Sippschaft dort niederliess. Die «-ingen»-Endung deutet auf diese alemannische Besiedlungszeit hin. Von der weihnächtlichen Gans also keine Spur in Gansingen.

Bethlehem liegt im Aargau
Weihnächtliche Spuren finden wir aber tief im Südosten des Kantons Aargau. In Dietwil liegt die Flur namens Bethlehem. Der Flurname Betlehem erscheint im deutschschweizerischen Namensgut auffallend häufig. In den meisten Fällen dürfte es sich um religiös motivierte Benennungen handeln und dabei auf den Geburtsort von Jesus Christus, wie die Bibel überliefert, verweisen. Bethlehem kann im Schweizerdeutschen aber auch redensartlich an betteln angelehnt werden und somit in Zusammenhang mit Armut stehen. Die Nachbenennung eines Ortes durch exotische Ortsnamen ist in der Neuzeit häufig und ihr Motiv nicht immer leicht zu rekonstruieren. Vielleicht war ein ehemaliger Hof an diesem Standort in Dietwil früher ärmlich, oder ein ehemaliger Stall mit Krippe erinnerte an das biblische Bethlehem. Im Kanton Aargau befindet sich auch die Flur «Wiehnacht», die es nur dreimal in der Schweiz; in Glarus, Lutzenberg (AR) und Beinwil (AG) gibt. Das Wort Weihnachten bedeutet so viel wie heilige Nacht und geht auf das althochdeutsche Wort «wih» für heilig sowie «naht» für Nacht zurück. Orte, die so benannt worden sind, haben einen Bezug zu Weihnachten oder aber bezeichnen ein Grundstück, dessen Abgabe an Weihnachten entrichtet werden musste. Der Weihnachtstag ist als mittelalterlicher Zinstermin in den Habsburgischen Urbaren einschlägig bezeugt.

Chlausmet in Madgen
In Wölflinswil und Magden befindet sich jeweils der Flurname Helgenstöckli. Damit sind Landstücke gemeint, die bei einem kleinen Bildstock stehen, der eine religiöse Darstellung zeigt. Das schweizerdeutsche Wort Helge meint ein Heiligenbild und verweist auf Standbilder von Heiligen auf aufgestellten Holzstücken oder Steinen. Helge-Namen verweisen auch auf Grundstücke, die sich in Kirchenbesitz befanden. In Döttingen gibt es die Flur «Samichlause»; auch in Magden gibt es den Namen «Chlausmet», der bereits seit 1464 schriftlich überliefert ist. Die Chlaus-Namen gehen in der Namenlandschaft auf den Heiligennamen des Nikolaus von Myra zurück, der Patron zahlreicher Kirchen ist. Chlaus-Namen können also auf ehemaligen Besitz einer Kirche, die als Patron den Heiligen Nikolaus hatten oder aber auf ein Besitzerverhältnis zu einer Person namens Nikolaus hinweisen. Zudem hat der Heiligenname die Familiennamen Klaus, Klauser sowie Clausen motiviert. Die Familie Klaus ist dabei im Aargau alteingesessen, etwa in den Gemeinden Schmiedrued, Uerkheim, Gontenschwil und Schlossrued.

Und für alle, die es kaum erwarten können ins neue Jahr zu starten, die dürfen schon mal auf dem «Chüngsweg» in Frick nach Kaspar, Melchior und Balthasar suchen. Frohe Weihnachten!


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