Vier Hände begeistern
18.11.2022 MöhlinKlavierkonzert in Möhlin
Der Plan, vierhändig aufzutreten, war zwischen Mutter und Tochter schon länger da. Im Hinblick auf das Ende der Unterrichtstätigkeit von Bernadette Schmidlin an der Musikschule Möhlin wurde aus der Idee ein konkreter Plan, der am vergangenen Sonntag ein zahlreiches Publikum in die Steinli Aula lockte.
Von Brahms zu Dvorak und von Dvorak wieder zurück zu Brahms: das war die Klammer. Eingebettet dazwischen lagen die Perlen aus den Federn von Grieg und Chaminade – ein wahrhaft anspruchsvolles Programm. Die Pianistinnen hatten damit zu rechnen, dass die Zuhörerschaft mit den Orchesterfassungen der Werke im Ohr besonders gespannt war auf die Originale für Klavier vierhändig. Wohl am wenigsten bekannt waren die zehn Variationen von Brahms über den letzten musikalischen Gedanken von Robert Schumann. Ein einfaches Thema, das aber wie ein Schatten sofort die Stimmung beherrscht. Ausgerechnet mit ihm ein Konzert anzustimmen, war ein Wagnis, das aber durch die Intensität der Wiedergabe gelang. Das Publikum liess sich unverzüglich in den Bann der Musik ziehen. Mit Dvoraks Slawischen Tänzen Nr. 1 und 8 pflegen Orchester auf Tourneen zu brillieren, an diesem Abend brillierten die vier Hände. Nicht nur die technische Beherrschung des jeweiligen Parts war beeindruckend; man spürte schnell: die beiden Pianistinnen haben eine gemeinsame Absicht, und die bringen sie rüber.
Überzeugendes Spiel
Die Suite aus Griegs Peer Gynt dürfte wohl den meisten Zuhörerinnen und Zuhörern bekannt gewesen sein. Sie aber nun in der anspruchsvollen Klavierfassung zu hören, das machte dieses Konzert zum Erlebnis, auch dank der einfühlsamen dynamischen Gestaltung. Zu Recht ins Programmzentrum geriet die Auswahl aus den 6 Pièces romantiques von Cécile Chaminade, für die nun Tochter Kathrin den Lead Part übernahm. Wunderbar leicht spielte sie im Danse hindoue die Glimmerverzierungen in den höchsten Tönen. Mit ihrem überzeugenden Spiel haben die Schmidlins ein gewichtiges Argument für die Komponistin eingebracht, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts gelebt hat und dann beinahe in Vergessenheit geriet.
Weiter Konzerte
Die Begeisterung über das Konzert war rückhaltlos. Wie aber soll es musikalisch mit Bernadette Schmidlin weitergehen, die sich per Ende Semester aus der Musikschule zurückzieht. Zunächst einmal scheint sich abzuzeichnen, dass das Möhliner Konzert an anderen Orten Wiederholung findet. Die Hauskonzerte sollen ihre Fortsetzung finden, auch zu vier Händen. (mgt)