Super mit «Supi»

  30.11.2022 Bözen, Persönlich, Oeschgen

Um ihr Pferd zu beschäftigen, nahm Stefanie Weingart 2017 erstmals an Vielseitigkeitsprüfungen teil und wurde «völlig überraschend» Schweizer Meisterin. Inzwischen besitzt sie mehrere Titel in verschiedenen Kategorien.

Karin Pfister

«Der Weg durch den Parcours ist Teamarbeit. Das Wichtigste ist das Zusammenspiel zwischen Pferd und Mensch. Ich denke und das Pferd denkt auch mit. Ich führe, dann führt er. Wir wechseln uns ab», sagt Stefanie Weingart, die in Oeschgen wohnt und einen Grossteil ihrer Freizeit bei ihrem Pferd «Supi» in Bözen verbringt. Aufgewachsen ist die 37-Jährige im Schwarzwald; in die Schweiz gekommen ist sie 2008 wegen ihres Berufes – sie ist Pharma-Ingenieurin und arbeitet bei der Lonza in Stein – und wegen ihres damaligen Partners. Zuerst wohnte sie in Klingnau, aber: «Das Fricktal hat uns einfach gefallen, deshalb sind wir nach Oeschgen gezogen.»

Sie sei schon seit ihrer Kindheit verrückt nach Pferden gewesen, aber zu wenig sesshaft, um selber eines zu besitzen. «Das Einzige, was ich an Diplomen in diesem Bereich vorweisen konnte, war ein Kutschenführerschein.»

Pferd und Mensch sind ein Team
Vor sieben Jahren hat sich Stefanie Weingart einen Lebenstraum erfüllt und sich Mr Super Smart, genannt «Supi» gekauft, ein American Quarterhorse aus der Zucht von Eliane und Chris Seiler in Luzern. «Ich wollte ihn eigentlich als Freizeitpferd, um abends nach der Arbeit zu reiten, aber ich habe schnell gemerkt, dass ihm das zu wenig ist.» «Supi» ist ein ehemaliges Sportpferd und brauche viel Beschäftigung. «Sein Name ist Programm, er arbeitet gerne mit seinem Kopf.» Sie habe darum angefangen, sich mit ihm auf Neuland zu begeben und an Vielseitigkeitsprüfungen teilzunehmen, aus Freude und Spass und weil sie gemerkt habe, dass «Supi» gerne mitmache und neugierig auf neue Herausforderungen sei. Diese Prüfungen heissen Horse Challenge, Horseathlon und Extreme Trail. Es geht dabei nicht um Schnelligkeit, sondern darum einen Parcours clever und schön zu absolvieren. Die Leistungen werden von einer Jury benotet. Während den Wettkämpfen müssen zahlreiche Prüfungen zu den Themen Bodenarbeit und Gelassenheit, Dressur und Geländeausritte mit Postenarbeit absolviert werden. «Bei diesen Sportarten sind Pferd und Mensch immer ein Team. Ein Pferd macht nur mit, wenn es mitmachen will und den Sinn hinter den Aufgaben versteht. Man kann ein Tier nicht zwingen; wenn «Supi» keine Freude daran hätte, würde ich nicht starten.»

Ein gemeinsamer Tanz
Die Prüfungen dauern jeweils den ganzen Tag, jeder Parcours ist einzigartig. «Man kann im Voraus nicht etwas Bestimmtes trainieren, sondern steht jedes Mal vor neuen Aufgaben», so Stefanie Weingart. Obwohl ohne Ambitionen gestartet, seien sie und «Supi» schnell auf dem Podest gelandet. «2017 wurde ich völlig überraschend Schweizer Meisterin in der Horse Challenge in der mittleren Klasse.» Daraufhin habe sie angefangen, auch bei Horseathlon und Extreme Trail-Prüfungen mitzumachen und hat in die schwerste Kategorie gewechselt. Inzwischen hat sie auch in diesen Kategorien den Schweizer Meister-Titel gewonnen. Den aktuellsten Titel holte das Team Weingart/«Supi» Anfang November in der Westschweiz. «Wir haben eine sehr starke Bindung und kennen uns gut», sagt Stefanie Weingart über ihr Pferd. Der Weg durch den Parcours sei ein bisschen wie ein gemeinsamer Tanz. Sehr wichtig sei die Körpersprache. «Er reagiert auf alles. Wenn ein Kommando undifferenziert ist, macht er etwas anderes als ich eigentlich sagen wollte.» Das Pferd denkt mit. «Bei vielen Aufgaben muss er selber überlegen, wie er zum Beispiel die Schritte oder den Weg durchs Hindernis angehen möchte.»

Da die Prüfungen bei jedem Turnier variieren, lernen sie und «Supi» auch jedes Mal etwas dazu. Inzwischen hätten sie viel Routine. «Am Anfang habe ich bei den Wettkämpfen jeweils innerlich gezittert, jetzt bin ich ruhig und entspannt.» Konkrete Pläne für die sportliche Zukunft gibt es keine: «Wir möchten uns einfach immer weiterentwickeln.»

Finanziell lukrativ sind die Schweizer Meistertitel nicht. «Reiten ist ein teures Hobby. Ich werde regelmässig gefragt, wie ich mir das leisten kann. Die Antwort ist, es ist mein einziges Hobby und da ich täglich im Stall bin, habe ich gar keine Zeit, um mein Geld beim Shopping auszugeben.» Lange verreist ist sie seit sieben Jahren nicht mehr. «Ausser einmal, da waren wir sechs Tage im Engadin und da war «Supi» mit dabei.»


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