Potential für viele Arbeitsplätze auf ehemaligem AKW-Areal

  15.11.2022 Kaiseraugst, Wirtschaft

Seit Jahrzehnten ist es ruhig um das ehemalige AKW-Land in Kaiseraugst. Jetzt erarbeitet die Gemeinde zusammen mit der Landeigentümerin einen Entwicklungsrichtplan. Es besteht ein Potential für rund 1000 bis 1500 Arbeitsplätze.

Valentin Zumsteg

Heute ist es ja kaum mehr vorstellbar, doch vor gut 50 Jahren bestanden Pläne, im Osten von Kaiseraugst ein Atomkraftwerk mit zwei 110 Meter hohen Kühltürmen zu bauen. Das Projekt stiess in der Region auf grossen Widerstand. Es gab Demonstrationen und Gelände-Besetzungen. Weite Teile der Bevölkerung wollten das Kraftwerk nicht. Doch erst Ende der 1980er-Jahre zog das Bundesparlament einen Schlussstrich unter das Atomkraftwerk-Projekt und beerdigte die Pläne. Seither liegt das Areal, rund neun Hektaren Land in der Arbeitszone, mehr oder weniger brach.

Viele neue Arbeitsplätze
Vor rund einem Jahr haben nun aber die Gemeinde und die Landeigentümerin Aurica AG einen Planungsprozess für die Fläche gestartet (die NFZ berichtete). Im Budget 2022 der Einwohnergemeinde wurde dafür ein Betrag eingestellt. Da die Planungsarbeiten aber länger dauern, wird sich nun auch die kommende Einwohnergemeinde-Versammlung vom 23. November mit dem Thema beschäftigen. Der Gemeinderat beantragt dort einen Kredit in der Höhe von 100 000 Franken für die Entwicklungsrichtplanung.

Eigentlich soll dem Areal im Rahmen der neuen Bau- und Nutzungsordnung eine Gestaltungsplanpflicht auferlegt werden. «Auf diesen Gestaltungsplan kann verzichtet werden, wenn ein detaillierter Entwicklungsrichtplan vorliegt», hält der Gemeinderat in der Botschaft zur Versammlung fest. Die Aurica AG möchte einen solchen Entwicklungsrichtplan ausarbeiten. «Der Gemeinderat unterstützt dies, fordert ein qualitätsförderndes Varianzverfahren und übernimmt den Lead der Planungsarbeiten», heisst es weiter.

Es haben mittlerweile schon einige Workshops mit Vertretern der Gemeinde, der Aurica AG und Planern stattgefunden, wie Gemeindepräsidentin Françoise Moser gegenüber der NFZ ausführt. Die Gemeinde hat dabei mit der Landeigentümerin verschiedene Ziele vereinbart: So muss zum Beispiel bei einem Bauprojekt an diesem Standort am Ortseingang eine architektonisch und städtebaulich erhöhte Qualität gewährleistet sein. Die Gemeinde wünscht sich ebenso, dass hier Arbeitsplätze mit einer hohen Wertschöpfung angesiedelt werden (Life-Science und Umwelttechnologie) und ein «energetisches Leuchtturmprojekt» entsteht. «Das Areal hat ein Potential von 1000 bis 1500 Arbeitsplätzen», erklärt Moser. Ein Knackpunkt dürfte daher der Mehrverkehr werden.

«Erheblicher Mehrwert»
Durch das Entwicklungsrichtplan-Verfahren wird ein erheblicher Mehrwert der Parzellen geschaffen. Die Gemeinde will einen Teil dieses Mehrwerts abschöpfen, so dass mindestens die Planungskosten kompensiert werden können. Bis aber tatsächlich erste Bauprojekte auf dem ehemaligen AKW-Land umgesetzt werden, dürfte es noch einige Jahre dauern.


Steuerfuss soll rekordtief bleiben

Die Gemeinde Kaiseraugst hat mit 65 Prozent den mit Abstand tiefsten Steuerfuss im Fricktal. Dies soll auch im nächsten Jahr so bleiben. «Im Rechnungsjahr 2022 zeichnet sich erneut ein deutlich besseres Ergebnis mit einem Ertragsüberschuss ab. Das ist wie bereits in den Vorjahren auf höhere Steuereinnahmen zurückzuführen», hält der Gemeinderat zum laufenden Jahr fest, für das eigentlich ein Minus von 1,3 Millionen Franken budgetiert ist.

Für 2023 budgetiert die Gemeinde aber erneut einen Aufwandüberschuss von 1,195 Millionen Franken. «Nebst den zu erwartenden Preissteigerungen – insbesondere für Energiekosten – wird aufgrund der Teuerung von höheren Personalkosten ausgegangen. Weiter steigen die Ausgaben zur Förderung von umwelt- und ressourcenschonenden Technologien bei privaten Gebäuden in Kaiseraugst.» Die wirtschaftlichen Aussichten in der Life-Science-Branche sowie Erfahrungswerte der ortsansässigen Unternehmen lassen laut Gemeinderat aber eine zuversichtliche Budgetierung der Steuererträge zu. Zudem sind befürchtete Steuerausfälle aufgrund der Gesetzesänderung für Quellenbesteuerte bisher nicht eingetroffen. (vzu)


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