Regionale Drehscheibe für Integration

  04.10.2022 Mettauertal, Zeihen, Schwaderloch

mit.dabei-Fricktal wächst um Schwaderloch, Zeihen und Mettauertal

Mit 22 Trägergemeinden ist die Integrationsfachstelle mit.dabei-Fricktal mittlerweile die grösste ihrer Art im Kanton Aargau. Im Gespräch mit der Verantwortlichen Integration, Frieda Tapia, wird auch deutlich, dass mit den ukrainischen Geflüchteten die Aufgaben ebenfalls gewachsen sind.

Susanne Hörth

NFZ: Ist mit.dabei-Fricktal mittlerweile ein fester Begriff?
Frieda Tapia:
Ja. Nach der Projektphase sind wir ab Januar 2020 als Integrationsfachstelle neu gestartet. Ich glaube, Schritt für Schritt hat unser Name an Anerkennung gewonnen. Wenn man über die lokale Integrationspolitik spricht, kommt man an uns nicht vorbei, wir sind schliesslich die regionale Drehscheibe für Integration. Das Thema Integration-Migration hat in der lokalen und regional-politischen Agenda noch mehr an Relevanz gewonnen.

Weshalb?
Unsere Aufgabe ist, die Gemeinden zu unterstützen. Als Fachorganisation bieten wir Informationen und Beratung zu den wichtigen Anliegen der Integration. Da wir sehr eng mit dem Kanton Aargau beziehungsweise dem Migrationsamt (MIKA) arbeiten, können wir unsere Trägergemeinden mit unseren Leistungen gut unterstützen und entlasten. Die Angebote von mit.dabei-Fricktal stossen bei den verschiedenen Zielgruppen auf grossen Anklang. Dennoch stehen wir für die Weiterentwicklung des Angebotes inklusive der Erreichbarkeit der Zielgruppen, insbesondere in den neuen Gemeinden, vor vielen offenen Aufgaben. Wir nehmen die Herausförderung wahr und arbeiten daran.

Sie haben eben die neuen Gemeinden angesprochen. Wovon können diese wie auch die bisherigen Trägergemeinden profitieren?
Integration ist eine Verbundaufgabe und braucht dafür die Mitwirkung verschiedener Akteure. Die Region Fricktal hat aktuell 33 Gemeinden. Bei uns sind derzeit 22 Trägergemeinden dabei. Somit sind wir die grösste f lächendeckende Integrationsfachstelle im Kanton Aargau. Das bringt Vorteile, denn unser Grundangebot steht gleichzeitig für alle Trägergemeinden zur Verfügung. Wir gehen somit effizienter und wirksamer mit den vorhandenen Ressourcen um, ausserdem nutzen wir besser die Synergien zwischen den lokalen Institutionen, Organisationen und Freiwilligen. Für die Bevölkerung bedeutet es, man kann vor Ort und kostenlos Informationen, Beratung, Vermittlung von Schlüsselpersonen, Integrationsangebote, Möglichkeiten für die Freiwilligenarbeit und Vernetzung finden.

Hat der Ukraine-Krieg, vielmehr die damit verbundenen ukrainischen Geflüchteten in unserer Region in Ihrem Team zu zusätzlichen Aufgaben geführt?
An uns gelangen täglich Migranten und Migrantinnen, Freiwillige, Verwaltungspersonal und Fachpersonen aus den lokalen Institutionen. Neu sind seit April Schutzbedürftige aus der Ukraine wie auch Gastgeber ein Teil unserer Kundschaft.

Zwischen April und Juni gab es vor allem einen grossen Bedarf an Informationen über die Registrierung und zum Ablauf, finanzielle Unterstützung, Krankenkassen, Einschulung der Kinder, Arbeitsmarkt und die Arbeitssuche, Deutschangebote, Wohnsituation und vieles mehr. Mit unserem dreiköpfigen Team sind wir auch an unsere Grenzen gestossen, es war eine sehr intensive Zeit für alle.

Wo kommt dabei die Freiwilligenarbeit zum Tragen?
Was die Freiwilligenarbeit und Freiwilligenangebote im Bereich soziale Integration anbelangt, registrieren wir grosse Nachfrage an Angeboten für Personen mit Status S. Beispielsweise für Deutschkurse, Treffpunkte, Konversationstraining, Sachspenden und so weiter. Bemerkenswert ist die grosse Bereitschaft der Bevölkerung. Unzählige Personen haben sich als Freiwillige bei uns gemeldet. Das ist sehr wertvoll und verdient grosse Anerkennung, denn das Freiwilligenengagement spielt bei dieser Flüchtlingswelle eine sehr wichtige Rolle.

Eine grosse Rolle spielt auch die Verständigung. Haben Sie in Ihrem Team auch Personen, die ukrainisch oder russisch sprechen?
Dank der Unterstützung von unserem Netzwerk Schlüsselpersonen konnten wir in den letzten Jahren sprachliche Unterstützung in 19 verschiedenen Sprachen anbieten. Russisch und Ukrainisch waren vor März 2022 nie gefragt. Mittlerweile wirken bei uns acht Schlüsselpersonen der Sprachen Russisch und Ukrainisch mit. Sie unterstützen beim Verständnis von alltäglichen Themen und vermitteln wichtige Informationen über die lokalen Angebote.

Interessieren sich auch weitere Fricktaler Gemeinden für eine Trägerschaft bei Ihrer Integrationsstelle?
Durch unsere Tätigkeiten sind wir auch mit vielen externen Gemeinden in Kontakt. Eine grosse Gemeinde aus dem Unteren Fricktal hat uns vor den Sommerferien ihr Interesse bekundet, wir sind zuversichtlich, dass weitere Gemeinden in Zukunft dazu stossen werden.


Beispiele für die Unterstützung von Geflüchteten

«Mit der Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Asylbereich, welche Teil unseres Angebots ist, führen wir eine monatliche Übersichtsliste mit allen Freiwilligenangeboten für Geflüchtete in der Region, sie gehen von Deutschkurse, Treffpunkte bis Sportaktivitäten», erklärt Frieda Tapia. Diese Liste wird in allen Asylunterkünften, Sozialdiensten und weiteren Beratungsstellen platziert.

Beratungsangebote und Erstinformationsvergabe stehen auch für Geflüchtete offen. Mehr als ein Drittel der aktuellen Beratungszahlen wurden von Personen aus dem Flüchtlingsbereich in Anspruch genommen. Weiter erklärt Frieda Tapia, dass mit dem Projekt Fahrkostenstipendium Geflüchtete unterstützt werden, die in einer Asylunterkunft in einer Gemeinde des Fricktals wohnen und Sozialhilfe nach Asylansätzen oder Nothilfe beziehen. Diese erhalten 50 Prozent der Kosten des Umwelt-Abonnements, wenn sie mindestens zwei Deutschkurse und/oder Treffpunkte pro Woche im Fricktal besuchen. (nfz)

Mehr Beispiele und Informationen auf: mitdabeifricktal.ch


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