Prächtiger Hirsch auf der Autobahn

  04.10.2022 Rheinfelden

Ein Zehn-Ender wurde tot bei Augst gefunden

In der Nacht auf Mittwoch ist auf der A3 in der Nähe der Autobahnverzweigung Augst ein stattlicher Rothirsch angefahren und getötet worden. Die Tierart wird im Baselbiet bisher nur sehr selten beobachtet.

David Thommen – Volksstimme

«Es ist kein schöner Anblick», sagt der Baselbieter Jagdverwalter Holger Stockhaus. Die Verletzungen am Körper des Hirschs deuten auf eine Kollision mit einem Fahrzeug hin. Eine Unfallmeldung gab es nicht, wie es bei der Baselbieter Polizei heisst, auch über ein beschädigtes Auto sei nichts bekannt.

Gefunden wurde der Rothirsch am Mittwoch um halb drei Uhr in der Früh zwischen der Autobahnausfahrt Rheinfelden und der Verzweigung Augst auf Baselbieter Boden. Erste Untersuchungen zeigten, dass es sich beim Tier um einen stattlichen Stier handelt: «Ein Zehn-Ender, der vor dem Zusammenprall kerngesund war», sagt Stockhaus. Er schätzt, dass das Tier vielleicht vier oder fünf Jahre alt war. Das werde nun näher untersucht. Angaben zum Gewicht konnte er noch nicht machen. Generell lasse sich sagen, dass Stiere im hier vermuteten Alter bis zu 150 Kilogramm schwer werden können.

Da in der Schweiz bisher keine genetische Datenbank zu Hirschen existiert, dürfte die Herkunft des Stiers kaum zu ermitteln sein. Die nächsten Populationen befinden sich in einiger Entfernung in den Kantonen Aargau und Solothurn. Ob der nun getötete Hirsch von dort kam und welchen Weg er in diesem Falle genommen hat, bleibt Spekulation. Auf Baselbieter Boden sind Hirsche nur sehr selten anzutreffen: «Es gibt nur etwa jedes zweite Jahr eine Sichtung», sagt Stockhaus. Vor Jahren wurde bereits ein Hirsch im gleichen Gebiet wie jetzt auf der A3 bei einer Kollision mit einem Fahrzeug getötet.

Noch keine Zuwanderung
Stockhaus geht bei den bisherigen Sichtungen in der Region Basel von Wanderungen von Einzeltieren aus. Anzeichen für eine Zuwanderung gebe es nicht. Von einem Heimisch werden könne erst dann ausgegangen werden, wenn ein Rudel mit Muttertier und zwei Jungen in unterschiedlichem Alter auftauche. Damit sei aber noch während längerer Zeit nicht zu rechnen: Derzeit «stauten» sich die Rothirsche noch im Raum Oensingen südlich der A1, die ein fast unüberwindliches Hindernis darstellt. Sobald die dortige Wildbrücke nach dem Jahr 2030 fertiggestellt sei, dürfte es allerdings nicht mehr lange dauern, bis der Hirsch im Oberbaselbiet viele Jahrzehnte nach seiner Ausrottung wieder ansiedelt, sagt Stockhaus.

Gejagt werden dürfen die Hirsche, sobald die Population eine gewisse Dichte erreicht hat, was relativ rasch der Fall sein dürfte, schätzt Jagdverwalter Stockhaus, denn Rotwild vermehre sich rasch. Indessen sei die Jagd der Hirsche schwierig: «Sie sind noch geschickter und vorsichtiger als die Wildschweine.»

Wie gross die Freude der Landwirte und Förster über die Ankunft des Rothirschs einmal sein wird, muss sich zeigen: Die grossen Tiere mit dem grossen Appetit können auf Feldern und in Wäldern einigen Schaden anrichten. Zudem werden Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer gut beraten sein, viel Vorsicht walten zu lassen: Eine Kollision mit einem schweren Hirsch ist alles andere als harmlos.


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