Der Europameister, den fast niemand kennt
22.09.2022 Rheinfelden, SportRheinfelder Beachsoccer-Spieler gewinnt mit Nationalmannschaft den Titel
In Italien hat die Schweizer Beachsoccer-Nationalmannschaft den Europameister-Titel geholt. Mit dabei: Kevin Wandji Tchatat aus Rheinfelden. Am Sonntag sind die Spieler im Brügglifeld in Aarau geehrt worden.
Valentin Zumsteg
«Dieser Titel bedeutet mir viel, ich bin sehr stolz. Als Jugendlicher habe ich davon geträumt, bei einem grossen Turnier für die Schweiz zu spielen und die Nationalhymne zu singen. Jetzt sind wir Europameister», sagt Kevin Wandji Tchatat, der seit 2021 in Rheinfelden lebt und sich hier wohlfühlt. Am Sonntag, 11. September, hat die Schweizer Beachsoccer-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im italienischen Cagliari in einem spannenden Finalspiel Portugal 6:5 geschlagen und damit den Titel geholt.
Kein Preisgeld, keine Prämien
Wer aber erwartet, dass es für die Europameister eine Stange Geld und einen grossen Empfang in der Heimat gibt, der liegt falsch. Beim Beachsoccer (Fussball auf Sand) ist im Vergleich zum Fussball alles ein paar Nummern bescheidener. «Es gab weder ein Preisgeld noch einen Empfang», sagt Kevin Wandji Tchatat mit einem Lachen. «Wir machen das alles aus Leidenschaft und aus Freude am Sport.» Alle Spieler hätten für die Europameisterschaft Ferien genommen. Während den zwei Wochen in Italien hat der 27-Jährige, der im Online-Marketing tätig ist und bei einer jungen Firma ein Team von acht Mitarbeitern führt, auch noch gearbeitet. «Das geht nicht anders. Das haben viele meiner Kollegen ebenfalls so gemacht.»
Immerhin: Die Beachsoccer-Nationalmannschaft ist am vergangenen Sonntag vom FC Aarau zum Cupspiel gegen Basel ins Brügglifeld eingeladen und dort geehrt worden. Auch der Aargauer Regierungsrat Alex Hürzeler hat den erfolgreichen Sportlern bei dieser Gelegenheit zum grossen Erfolg gratuliert. «Das hat uns sehr gefreut», sagt Tchatat.
Die Schweizer Beachsoccer-Spieler sind schon seit längerem erfolgreich. Vor einem Jahr gewannen sie an der FIFA-Weltmeisterschaft in Moskau die Bronzemedaille. «Wir wussten, dass wir vorne mitspielen können. Bisher standen wir uns selber immer ein bisschen im Weg. Jetzt ist es uns endlich gelungen, einen grossen Titel zu holen», erzählt der Rheinfelder Sportler, der im Spiel gegen Estland ein Tor erzielen konnte. «In der Vergangenheit haben wir mehrfach knapp gegen Portugal verloren, diesmal wollten wir unbedingt den Sieg.» Die Stimmung im Team sei während der ganzen zwei Wochen in Italien ausgezeichnet gewesen. «Wir sind zu einer Einheit zusammengewachsen.» Die Spieler kennen sich gut, vier Mal pro Woche trainieren sie zusammen, entweder in Aarau oder in Basel.
«Beachsoccer ist sehr attraktiv»
In vielen Ländern gibt es Beachsoccer-Profiligen, entsprechend sind auch die Nationalspieler Profis, die von ihrem Sport leben können. In der Schweiz ist dies nicht der Fall. Kevin Wandji Tchatat hofft, dass sein Sport in der Schweiz populärer wird. «Beachsoccer ist sehr attraktiv. Im Durchschnitt gibt es alle zwanzig Sekunden einen Schuss aufs Goal, da läuft etwas.» In Italien hat der Fernsehsender «Rai Sport» die wichtigen Spiele der Europameisterschaft übertragen, unter anderem das Halbfinale und das Finale mit den Schweizern.
Die nächsten sportlichen Ziele hat sich Kevin Wandji Tchatat bereits gesetzt: Bei den European Games und den World Beach Games im nächsten Jahr will er mit der Schweizer Nationalmannschaft wieder vorne um die Titel mitspielen. Vielleicht erhält Beachsoccer dann auch in der Heimat mehr Aufmerksamkeit.