Unterhaltung in drei Akten
23.08.2022 MöhlinPremiere des Lehrertheaters Möhlin war ein Erfolg
Am vergangenen Samstag fand im Bata Club Haus die Premiere des Lehrertheaters Möhlin statt. Das diesjährige Stück: «Der eingebildete Kranke», eine Komödie von Jean-Baptiste Poquelin alias Molière. Dabei amüsiert sich nicht nur Protagonist Argans Umfeld über dessen Einbildung, sondern auch das gesamte Publikum.
Lea Buser
Es wird dunkel im Bata Club Haus Möhlin, Stille setzt ein. Hie und da aufgeregtes Geflüster, als die Projektion eines Virus’ erscheint, das einmal über die Bühne wandert. Dann setzt Musik ein – Daria Würz spielt auf dem eigens für dieses Theater ersteigerten Cembalo eine Melodie, die alle direkt in die Zeit des Barocks versetzt. Das Licht fällt schliesslich auf die Bühnenmitte, wo Argan, «der eingebildete Kranke» (Beni Zingg), in einem Krankenbett liegt.
Der spiessbürgerliche Anfangsmonolog hat keinen Inhalt, den das Publikum besonders interessiert. Vielmehr ist es die schauspielerische Leistung, durch die Spannung aufgebaut wird. «Beni macht das sehr gut. Du musst den Raum füllen, auch wenn du allein bist», erklärt Dieter Schlachter, zum 14. Mal Regisseur des Lehrertheaters Möhlin. Die Statik, die sich in diesem ersten Auftritt zeigt, spiegelt die Herausforderung von Molières letztem Stück wider: Es handelt sich um ein stehendes Bild, in das Dynamik hineingebracht werden muss. Dies geschieht, indem die originalen Requisiten mittels Räder verschiebbar sind – das bringt jedoch nicht nur Bewegung ins Spiel, sondern sorgt auch für einige Lacher.
Letzteres geschieht auch durch den Kontrast zwischen Spiessbürgertum und derber Sprache, die sich insbesondere in den sorgfältig vorbereiteten Anreden des Ärztesohns Thomas (Alexandra Stocker) zeigt. Toinette (Nadine Condor), Argans Dienstmädchen, sorgt mit ihren sarkastischen Kommentaren für heitere Stimmung im Publikum und hält dem scheinbar Kranken stets den Spiegel vor.
Vorstellung und Realität
Auch wenn es sich um eine Komödie handelt, gelang es dem Ensemble, Spannung zu erzeugen. So beispielsweise in einer Szene, die Dieter Schlachter zusätzlich geschrieben hat: Argan scheint in akuter Lebensgefahr zu schweben und obwohl dem Publikum dessen Hypochondrie bewusst war, hielt es gespannt den Atem an, kein Laut war zu hören. «Das finde ich das Schöne am Theater», erzählt Dieter Schlachter, «solche Stimmungen können entstehen. Sowas kann man nicht proben, die Stille wird erst erreicht, wenn das Publikum da ist.» Seit einem halben Jahr arbeitet das Team an der Inszenierung von Molières Komödie, die 1673 uraufgeführt wurde. Als Regisseur gilt es, anfangs das Stück zu lesen, es zu interpretieren und dann zu überlegen, wie man diesen Inhalt auf der Bühne darstellen soll. «Wenn du Regie führst, hast du immer eine gewisse Vorstellung, ein Ideal und versuchst, die Schauspieler dorthin zu führen. Aber das kann man nie ganz erreichen und dessen bin ich mir bewusst», erläutert Dieter Schlachter.
Viel Zeit und Leidenschaft wurde investiert, um das diesjährige Lehrertheater zu dem zu machen, was es nun geworden ist. Es ist nicht einfach, zwei Stunden durchzuspielen und selbstverständlich wird das von der «Premieren-Nervosität» zusätzlich erschwert. Der Regisseur ist jedoch zufrieden und lobt die Leistung seines Ensembles: «Ich finde toll, was sie erreicht haben.» Auch das Publikum fühlte sich gut unterhalten, so meinte eine Zuschauerin, die Vorstellung sei «gut gelungen» und gratulierte Dieter Schlachter zur erfolgreichen Premiere.
Die Inszenierung des Lehrertheaters Möhlin sorgt mit der Vereinigung von Widersprüchen – sei es mittels Requisiten, Charakterinterpretationen oder Text – für einen kurzweiligen und unterhaltsamen Theaterbesuch.