Altes Handwerk und zwei Pferdestärken
19.08.2022 Kultur, SulzKulturWerk-Stadt Sulz am Marché Concours
Statt wie normalerweise üblich mit einem Traktor, wurde die Sulzer Nagelschmiede von zwei Pferden gezogen. Trotz Panne mit einem Deichselabriss und dank viel Innovationskraft begeisterten die Sulzer mit ihrem alten Handwerk das Publikum.
Bereits vor zwei Jahren war der Kanton Aargau als Gastkanton und mit ihm die KulturWerk-Stadt Sulz als Umzugsteilnehmer für den Marché Concours, dem grössten Volks- und Pferdefest in der Westschweiz in Saignelégier, eingeladen. Aufgrund der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Lockdown konnte der Anlass aber sowohl im 2020 und auch 2021 nicht durchgeführt werden. Nun war es aber am vergangenen Wochenende so weit und der 125. Marche Concours fand als Jubiläumsausgabe statt.
Dabei auch die KulturWerk-Stadt Sulz mit ihrer fahrbaren Nagelschmiede. Zusätzlich zu den Umzugsteilnehmern mit Naglern und Trachtenfrauen nahmen auch rund 20 Personen aus dem Dorf die Gelegenheit war, um einmal an diesem Anlass dabei zu sein.
Bereits am Samstag wurde die fahrbare Nagelschmiede mit allen Umzugsrequisiten auf einen Anhänger verladen, da eine frühe Abfahrt am Sonntagmorgen geplant war. Schon kurz nach der Besammlung um 6 Uhr morgens auf dem Turnhallenplatz ging es mit dem Car über Effingen nach Egerkingen, wo noch weitere Mitglieder zustiegen, weiter nach Saignelégier. Dort angekommen durften sich die mitgereisten Zuschauerinnen und Zuschauer auf die Tribüne begeben, während sich die Umzugsteilnehmer der Bereitstellung der fahrbaren Nagelschmiede widmeten.
Panne am Umzugswagen
Normalerweise wird die etwas mehr als eine Tonne schwere Nagelschmiede an Umzügen von einem Traktor gezogen. Nicht so aber am Marché Concours. An diesem besteht die Auf lage, dass Umzugswagen nur mittels Pferdekraft bewegt werden dürfen. Hierfür wurde eigens ein Kutscherbock konstruiert und vorgängig auch ausprobiert. Auch am Umzugstag selbst wurde hinter der Tribüne das Fahren mit den Pferden nochmals geübt. Zuerst mit einem Vierspänner, was aber aufgrund der Abstimmung der Pferde nicht funktionierte, nachher mit einem Zweispänner.
Dann geschah das Unvorstellbare. Was kein Traktor in den letzten 15 Jahren geschafft hat, schafften nun zwei kräftige Freibergerpferde: Die Deichsel, ein etwa vier Zentimeter dicker Stahlbolzen riss ab. So war an eine Umzugsteilnahme vorerst nicht mehr zu denken. Nicht so aber für einige aargauische und jurassische Improvisationstalente: im Nu war ein Ersatzwagen und etliche Spanngurten organisiert und eine nicht ganz strassenverkehrstaugliche Variante der fahrbaren Nagelschmiede konstruiert. Die KulturWerk-Stadt war wieder im Rennen. Tausende von Zuschauerinnen und Zuschauer an der 800 Meter langen Umzugsstrecke, verdankten den Einsatz mit grossem Applaus. Auch der Kutscher brachte die Nagelschmiede unter einigen Mühen sicher über den Rundkurs.
Eine weitere Schw ierigkeit war dann noch das Verladen der nicht mehr sicher manövrierbaren Nagelschmiede auf den Anhänger. Als auch das geschafft war, nahm man nach einer letzten Stärkung den Heimweg wieder unter die Räder und ein ereignisreicher und eindrücklicher Tag fand sein Ende. (mgt)