Vom Flügelhorn seines grossen Bruders «beflügelt»
10.07.2022 SchupfartBeda Hohler: «Die Musik ist meine Leidenschaft»
Nach zwei Jahren Verspätung wurde der Schupfarter Beda Hohler am Musiktag in Rheinfelden vom Internationalen Musikbund CISM und dem Landesverband mit der goldenen Verdienstmedaille für 60 Jahre, in seinem Falle 62 Jahre, aktives Musizieren geehrt.
Catherine Hossli
«62 Jahre aktives Musizieren?», da fängt man an zu grübeln, wenn man gegenüber einem adretten, rüstigen und junggebliebenen Mann sitzt und versucht, sein Alter einzuschätzen. «Er müsste ja schon als Kleinkind musiziert haben», denkt man sich. Aber die Musik – die Passion von Beda Hohler – muss ihn wohl so jung gehalten haben.
Der 77-jährige Beda Hohler hatte bereits als kleiner Bub mit zirka sechs Jahren seine erste Begegnung mit einem Instrument gemacht, als er von seinen Eltern eine Blechtrommel geschenkt bekam. «Mein Vater nahm mich damals mit, vorne auf dem Velolenker, und so düsten wir ins Nachbarsdorf Wegenstetten, um bei einem Kollegen des Vaters das Trommeln zu erlernen», erzählt Hohler. «Später wurde die Blechtrommel sogar durch eine echte Felltrommel ersetzt», sagt er stolz. Sein neuer, stetiger Begleiter war wohl der erste Schritt zum Taktgefühl, das Beda Hohler bis heute nie verlassen hat. Sein vier Jahre älterer Bruder sollte später bei der Musikgesellschaft Schupfart mitspielen. Vom Flügelhorn, das dieser zum Üben zu Hause geschenkt bekommen hatte, war sein kleiner Bruder aber stets mehr angetan als er selber. So kam es, dass Beda Hohler mehr auf dem Horn gespielt hat als sein grosser Bruder. Hohler hat damals grossen Gefallen am Musizieren gefunden und brachte sich das Spielen mehr oder weniger selber bei. Zusätzlich nahm er ein paar Stunden Privatunterricht. Es dauerte nicht lange und die Musikgesellschaft klopfte auch bei ihm an. So trat er 1960 als Flügelhornist in die MG Schupfart ein. Es folgten Weiterbildungs- und Bläserkurse, die ihn schlussendlich zum Profi machten.
Militärmusik und Dirigentenausbildung
Ein Highlight für Beda Hohler war die bestandene Militärmusik-Aufnahmeprüfung. Mehr als die Hälfte der Bewerber wurde nicht angenommen, aber er fiel nicht durch das Raster und so konnte er auch «im Dienst» seinem Hobby nachgehen. Er erlangte die Dirigentenausbildung beim AMV am Konservatorium Biel und an der Musikakademie Basel. Nach der Rekrutenschule als Militärtrompeter wählte ihn die MG Schupfart als Vize-Dirigenten. Elf Jahre lang führte er danach den Dirigentenstab und erreichte 1981 mit der MG Schupfart die höchste Punktzahl am Eidgenössischen Musikfest in Lausanne. Am Eidgenössischen Musikfest in Winterthur 1986 erreichte er mit einem Marsch ebenfalls den ersten Platz. Das Jugendspiel Geissberg coachte er 15 Jahre lang, die Gruppe spielte sich mit ihm am Eidgenössischen Jugendmusikfest in Chur auf den dritten Platz. Insgesamt dirigiert er 15 Blasmusikformationen, davon 20 Jahre die MG Remigen, mit der er am Kantonalen Musikfest in Zofingen und am Eidgenössischen Musikfest in Interlaken jeweils den zweiten Platz erreichte. Weitere Erfolge mit der Stadtmusik Laufenburg und Sulz gingen ebenfalls auf sein Konto. Im Aargauischen Musikverband leitete er viele Jahre Bläserkurse und er war auch als Marschmusik-Experte tätig. Bis zu seiner Pensionierung war Hohler Jahrzehnte an der Musikschule Fischingertal als Trompetenlehrer tätig, wovon sieben Jahre als Musikschulleiter.
Gründung der Blasmusikformation «redsoxs»
Noch heute ist Beda Hohler engagierter Trompeter bei der MG Remigen. Vor ein paar Jahren gründete er zudem eine neue Band mit sieben Mann namens «redsoxs», die aufgrund ihrer Originalität auch in diesem Jahr einige Auftritte verzeichnet. Ihr Repertoire ist breitgefächert und geht über Polka, Dixieland bis hin zur Marschmusik. «Meine Lieblingsmusikrichtung bleibt aber der New-Orleans-Jazz; Louis Armstrong ist eines meiner grossen Vorbilder», schwärmt er. Aus Beda Hohlers Feder stammen auch ein paar kleinere Musikstücke. Anlässlich der 175-Jahr-Feier der MG Schupfart w i rd sei n Marsch «s’Lindeblatt» vom Musikverein einstudiert und am Festakt vorgetragen. Spontan gab er auf Wunsch unserer Reporterin eine kleine Kostprobe seines Könnens, brachte ein «Ständchen» vor Ort und liess auf seiner Trompete das «Munotglöggli» erklingen. Ein Zitat von Richard Wagner besagt: «Die Musik ist die Sprache der Leidenschaft.» Man merkt, dass Beda Hohler diese Sprache sehr gut beherrscht.