Lärmige Fahrweise sorgt für Ärger

  14.07.2022 Oberhof

Die Bevölkerung in Oberhof fühlt sich vom Lärm der rasant bergwärts fahrenden Motorräder gestört. Seit März 2021 ist es zwar etwas weniger laut. Dank dem versuchsweisen Einsatz des «Dialog-Display.Lärm». Mit neuen Plakaten, die derzeit entlang der Benkenstrasse aufgestellt werden, macht der Kanton nun wieder auf das Lärm-Problem aufmerksam.

Simone Rufli

Bei der kantonalen Fachstelle Lärmsanierung häufen sich die Beschwerden über zu laute Motorräder und Autos, welche durch eine «soundbetonte Fahrweise» übermässigen Lärm erzeugen. Das geht aus einer vom Kanton beim Ingenieurbüro Mike Thomas GmbH in Auftrag gegebenen «Lärmstudie laute Fahrzeuge – Messkampagne Oberhof», vom April dieses Jahres hervor. Die Studie liegt dem Gemeinderat von Oberhof vor.

«Leiser»
Als Massnahme zur Lärm-Reduktion wurde dem Kanton der Einsatz eines im deutschen Bundesland Baden-Württemberg entwickelten Messinstruments, eines sogenannten Motorrad-Lärmdisplays (Display. Lärm/DD.Lärm) empfohlen. Als erster Einsatzort im Kanton Aargau wurde mit Start im März 2021 die Gemeinde Oberhof festgelegt. Im Bericht des Ingenieurbüros wird betont, dass es sich beim DD.Lärm – im Gegensatz zu einer Geschwindigkeitskontrolle – um eine reine Sensibilisierungsmassnahme handelt; ohne Grundlage für Sanktionierungen. Wird der im Voraus definierte Lärmpegel überschritten, reagiert das am Strassenrand gut sichtbare Display lediglich mit der Aufforderung «Leiser». Und doch zeigt die Massnahme erste Wirkungen.

Der prozentuale Anteil lauter Motorräder an allen Fahrzeugen bergauf in Richtung Benkerjoch lag während den Messungen vom 24. März bis 22. Juli zwischen 0,8 und 2,5 %. Am Messpunkt 2 unterhalb der Bushaltestelle Rohr hat sich während des Einsatzes des DD.Lärm die Anzahl der lauten Motorräder mit über 88 Dezibel um 40 Prozent reduziert. Auch nach der Demontage des DD.Lärm betrug die Reduktion des Anteils der zu lauten Motorräder am Messpunkt 2 immer noch 27%. Bei besonders lauten Motorrädern (über 91 Dezibel) wurde eine Abnahme von 36% festgestellt, und zwar unverändert sowohl während des Einsatzes als auch nach dem Abbau des DD.Lärm. Der Anteil Motorradfahrer, welche mit mehr als 100 km/h unterwegs sind, verringerte sich mit dem DD.Lärm am Messpunkt 1 (am Dorfende) um 15%, am Messpunkt 2 um 25% und am Messpunkt 3 (Benkenhöfe) um 19%. Dieser Effekt blieb auch nach Abbau des Messinstruments. «Daraus lässt sich schliessen, dass sich Motorradfahrerinnen und -fahrer durch die Displayanzeige zu einer leiseren Fahrweise ansprechen lassen», hält das BVU fest.

Gemeinderat will Tempo 60
Zu dem in diesem Frühling gestellten Antrag des Oberhofer Gemeinderats, versuchsweise auf rund der Hälfte der Passstrasse bergwärts Tempo 60 einzuführen, hält der Kanton fest, dass dafür gemäss Strassenverkehrsgesetz eine Publikation und ein begründetes Fachgutachten nötig wären. Das Ingenieurbüro geht noch einen Schritt weiter. Es sei fraglich, ob sich ausgerechnet die soundbetonten Fahrer an das reduzierte Tempolimit halten würden. Dem Kanton wird stattdessen empfohlen, auf weitere Sensibilisierungsmassnahmen mit Plakaten und allenfalls einem erneuten Einsatz von Lärmdisplays zu setzen.

Bestrebungen zur Lärmreduktion gibt es auch auf Bundesebene. Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats hat im November 2020 zuhanden des Bundesrats eine Motion eingereicht, die auf Gesetzesebene eine wirksame Reduktion von übermässigem Motorenlärm zum Ziel hat.

Die Lärmsensibilisierungsplakate, die aktuell entlang der Benkenstrasse montiert werden, bleiben bis Oktober 2022 aufgestellt. Sie sind ergänzend zu Kontrollen der Polizei.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote