Gautschen: gelebtes Brauchtum in Magden

  02.07.2022 Magden

Erfrischender Abschluss einer Berufsausbildung

Nach altem Brauchtum wurde am 21. Juni in Magden die traditionelle Wassertaufe «ad posteriora» zelebriert.

Bei sonnigem Wetter wurde die auszubildende Polygrafin Angelika Sparn im Kreuzbrunnen in Magden dem sogenannten «Gautschen» unterzogen. Mit diesem Brauch wird in der Druckbranche der erfolgreiche Abschluss der Berufslehre gefeiert und der Gäutschling (auch «Kornut» genannt) von seinen «Sünden» während der Ausbildung reingewaschen.

Der Brauch selbst geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Zu jener Zeit wurde die heute spassige Angelegenheit aber etwas derber zelebriert, indem der Gäutschling unter anderem drei Hiebe auf sein Hinterteil erhielt.

Packt an!
Auf das Kommando des Gautschmeisters «Packt an!» wird der Gäutschling von mindestens zwei Packern ergriffen und festgehalten. Synchronisiert mit der Verlesung des Gautschtextes wird er zunächst auf einen mit Wasser durchtränkten Schwamm gesetzt. Darauf folgt ein Sturzbad aus einem Wassereimer mit dem anschliessenden kompletten Tauchbad im Brunnen. Selbstverständlich darf der Gäutschling die anwesenden Personen auch selbst mit Wasser bespritzen, was für alle eine willkommene Erfrischung darstellt.

Gautschbrief und Gautschessen
Nach erfolgter Zeremonie erfreut sich ein Jeder im inoffiziellen Teil am dargebotenen Apéro. Während diesem wird der Gautschbrief von den Funktionären und Zeugen der Wassertaufe signiert. Den Gautschbrief erhält der Gäutschling aber erst ausgehändigt, wenn er das sogenannte Gautschessen ausgerichtet hat. Der Besitz des Gautschbriefes ist von einiger Wichtigkeit, da dieser bei traditionsreichen Unternehmen der Druckbranche vor der Einstellung gerne verlangt wird. Sollte er verloren gehen, könnte es durchaus geschehen, dass die Gautsche ein weiteres Mal vollzogen wird. (dn)


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