Die Mausohren bleiben der Stadtkirche treu
19.07.2022 RheinfeldenTiere sind nach Sanierung zurückgekehrt
Das Fledermaus-Quartier in der Rheinfelder Stadtkirche St. Martin ist von nationaler Bedeutung. Entsprechend heikel waren die Sanierungsarbeiten am Kirchendach. Doch die Tiere sind zurückgekehrt – auch dank baulicher Massnahmen.
Valentin Zumsteg
Der kantonale Fledermaus-Beauftragte Andres Beck ist erleichtert. Auch nach der umfangreichen Sanierung der Rheinfelder Stadtkirche St. Martin nutzen die Grossen Mausohren den Dachstock als Wochenstube für ihren Nachwuchs. Aktuell befinden sich rund 110 Tiere dort; die Weibchen sind im Frühjahr aus dem Winterschlaf, den sie in Felsspalten, Höhlen und Stollen halten, zurückgekehrt. Das ist nicht selbstverständlich.
«Bei der Erhaltung eines solchen Quartieres ist es entscheidend, dass das warme Mikroklima im Estrich erhalten bleibt und es nicht kühler wird. Bei einem massiven baulichen Eingriff wie am Seitenschiff war daher nicht vorhersehbar, ob dies gelingen würde», schildert Beck. Die Weibchen der Grossen Mausohren kehren für die Geburt und die Aufzucht immer wieder in das gleiche Wochenstubenquartier zurück – wenn sie die Möglichkeit haben.
Von nationaler Bedeutung
Das Fledermaus-Quartier in der Rheinfelder Kirche ist von nationaler Bedeutung. Im Aargau gibt es nur noch elf Wochenstubenquartiere des Grossen Mausohrs. «Die Erhaltung dieser Quartiere ist daher zentral bei der Erhaltung dieser Art», betont Beck. Bei der Sanierung wurde daher Rücksicht auf die Tiere und ihre Bedürfnisse genommen. «Das neue Unterdach wurde nicht bis zum Hangplatz-Bereich der Tiere im First gezogen, so dass die Fledermäuse wieder an den warmen Ziegeln hängen können», schildert der Fachmann.
«Ein optimaler Sommer»
Um den Mausohren-Bestand zu fördern, wurde der Dachrand-Abschluss aus Kupfer verbreitert. So können wärmere Temperaturen im Estrich des Seitenschiffs erreicht werden. Ebenfalls wichtig: Die Durchschlupf-Öffnungen blieben erhalten. Alle diese Massnahmen haben zum Erfolg beigetragen, die Tiere scheinen sich wohlzufühlen.
Andres Beck hat noch einen zweiten Grund zur Freude: «Im Vergleich zum letzten Sommer, als sämtliche Jungtiere wegen des schlechten Wetters umkamen, ist dieser Sommer optimal, fast alle geborenen Jungen können bereits fliegen.»