8000 Schweizer an der Diga
19.07.2022 RheinfeldenGartenbaumesse lockt viele Besucher über den Rhein ins Schloss Beuggen
Die Gartenbaumesse Diga in Badisch-Rheinfelden sei auch ein Markt für Schweizer, sagt Rheinfeldens Stadtammann Franco Mazzi: Tatsächlich machen sie mangels ähnlicher Veranstaltungen in der Schweiz das Gros der Besucher aus.
Boris Burkhardt
Acht von zehn Besuchern auf der diesjährigen Gartenmesse Diga auf Schloss Beuggen in Badisch-Rheinfelden waren nach Schätzungen der Veranstalter Schweizer; das wären vom vergangenen Freitag bis Sonntag rund 8000 gewesen. Laut Dieter Maier, Geschäftsführer der Süma Maier Veranstaltungs-GmbH aus Rheinfelden, ist die Schweizer Kaufkraft auch entscheidend dafür, dass fast die Hälfte der 120 Aussteller einen weiten Anfahrtsweg aus ganz Deutschland und sogar aus den Niederlanden auf sich nimmt.
Schweizer Stimmen
Setzlinge, Kräuter, Knollen, Blumentöpfe, Gartenmöbel und -werkzeuge, Gartenschläuche, Brunnen, Figuren aus Holz, Metall und Stein, Tücher, Holzbesteck und Strohhüte gibt es auf der Messe zu beschauen und kaufen; die Stände, Zelte und Pagoden verteilen sich im ganzen Schlosshof, im Schlossgarten und in der kurzen Allee direkt am Rheinufer. Für Markus Marti aus Rheinfelden ist die Atmosphäre auch der Grund, warum er regelmässig an die Diga geht. «Es ist sehr schön hier auf Schloss Beuggen; schon meine Tochter hat hier geheiratet», verrät er.
Erika Schwager aus Lausen kommt schon seit zehn Jahren mit dem ÖV an die Messe: «Das Angebot ist gut und gross», erzählt die Seniorin mit eigenem Garten: «In der Schweiz gibt es nichts Ähnliches.» Die kleinen Gärtnereien und Gartenbaugeschäfte verschwinden; und das Angebot in den grossen Einkaufszentren sei ihr zu wenig. Sie wolle den Deutschen ein grosses Kränzchen winden, dass in Deutschland die Gartenkultur so hochgehalten werde. Das gelte auch fürs Fernsehen: In der Schweiz gebe es keine Gartensendungen wie in den deutschen Öffentlich-Rechtlichen.
Matthias Kreusch ist selbst Besitzer des Gartenbauladens Igel in Frick und besucht die Diga «immer wieder», diesmal mit Eltern, Freundin und deren Eltern aus dem Zugerland. Er hole sich neue Ideen bei den Gestaltungselementen, erzählt er. Erika Schwager kann er nicht ganz zustimmen: «Im Fricktal gibt es extrem viele kleine Gartenbaugeschäfte», findet er: «Man muss sie nur ein wenig recherchieren.» Während Corona hätten die Menschen wieder viel in den eigenen Garten investiert: «Das habe ich deutlich gemerkt.» Dass es keine Gartenbaumesse wie die Diga in der Schweiz gebe, sei allerdings richtig: «Das würde es auch in der Region Basel vertragen.»
Hitzetage
Schwager hält den Zeitpunkt der Diga für ungeschickt: Im Mai oder Juni, wenn es noch nicht so heiss sei, wäre es für die empfindlicheren Pf lanzen einfacher. Maier gibt im Gespräch mit der NFZ zu, dass man im Juli mit Hitze rechnen müsse. An diesem besonders heissen Wochenende helfe nur «giessen, giessen, giessen». Das perfekte Wetter, verrät er, sei um die 20 Grad, bewölkt und nachts leichte Niederschläge: «Dann geht keiner ins Schwimmbad und alle auf die Diga», sagt er. Das sei in 19 Jahren aber nur einmal der Fall gewesen, mit der Rekordbesucherzahl von 16000.
Die Diga fand seit 2004 in jedem Jahr statt, im ersten Coronajahr 2021 auf den September verschoben, 2022 unter grossen Auflagen wie Maskenpf licht und Registrierung. Corona sei aber noch immer sehr präsent, meint Maier: Allein vier Veranstalter hätten wegen Erkrankung abgesagt; und im Organisationsteam gelte jeden Morgen Testpf licht unter sechs Augen. Er könne es sich nicht leisten, dass jemand ausfalle. Neben Rheinfelden veranstaltet Maier noch zwei weitere Gartenbaumessen in Baden-Württemberg und eine in Bayern sowie ausserdem das City-Fest in Badisch-Rheinfelden.
So sieht es der Stadtammann
Auch Rheinfeldens Stadtammann Franco Mazzi ist auf der Diga anzutreffen, ganz privat mit seiner Frau, die daheim auf den Garten schaue. Zur Eröffnung am Freitagvormittag war Mazzi offiziell da und nannte die Diga eine Veranstaltung beider Rheinfelden. «In der Schweiz gibt es nichts Vergleichbares», sagt auch er: «Sie ist auch ein Markt für Schweizer.» Die Diga war eine der wenigen Veranstaltungen, die auf Schloss Beuggen auch noch stattfinden konnten, als Kai Flender von 2017 bis 2021 der Besitzer war und eine sehr restriktive Öffentlichkeitspolitik verfolgte.
Die neuen Schlossbesitzer, Alexander Schwabe aus Basel und Franziska Tanner aus dem Züribiet, sind ebenfalls Schweizer: Auch sie erkennen die wichtige Rolle, die die Diga für die Schweizer Besucher spielt. Dieses Jahr helfe zusätzlich der Wechselkurs, meint Schwabe. Dieter Maier berichtet, dass er den Eintrittspreis von acht Euro seit 2017 nicht mehr angehoben habe, um keine Kunden zu vergraulen. Erika Schwager widerspricht allerdings: Sie findet, dass «schon alles teurer geworden» ist.