Zu Besuch bei Bundesrätin Sommaruga

  14.06.2022 Fricktal, Politik

Gemeindepräsidentinnen trafen sich in Bern

Rund 160 Stadt- und Gemeindepräsidentinnen der Schweiz trafen sich am Samstag auf Einladung von Bundesrätin Simonetta Sommaruga in Bern. Unter ihnen Marion Wegner-Hänggi, Frau Gemeindeammann von Wallbach.

Simone Rufli

Es war das erste nationale Stadt- und Gemeindepräsidentinnen-Treffen überhaupt, das am Samstag im Gymnasium Neufeld in Bern Frauen aus allen Landesteilen miteinander vernetzte. Das Fricktal hat derzeit fünf Frauen an der Spitze einer Gemeinde: Verena Buol Lüscher (Gipf-Oberfrick), Françoise Moser (Kaiseraugst), Gisela Taufer (Zeiningen), Eveline Güntert (Mumpf) und Marion Wegner-Hänggi (Wallbach). Die Ein ladung annehmen konnte einzig Marion Wegner-Hänggi. Die NFZ begleitete sie nach Bern.

Bei aller Verschiedenheit ihrer Städte und Gemeinden – das Verbindende zwischen den Frauen überwog bei weitem. Sie alle tragen Verantwortung. Bemühen sich, ihr Privatleben zu schützen. Stehen in der Pflicht, Entscheide zu treffen. Und sind bisweilen ganz schön einsam – meistens dann, wenn es darum geht, einen unliebsamen Entscheid zu verantworten. Und so dürften am Ende des Tages viele ähnliche Sätze formuliert haben wie Marion Wegner-Hänggi, als sie von der NFZ nach ihrem Fazit gefragt meinte: «So interessant und anregend die Gespräche über Sachprobleme waren, die ich mit Amtskolleginnen führen durfte, für mich war etwas Anderes noch viel wichtiger: Ich empfinde es als grosse Bereicherung zu wissen, dass ich mit meinen Sorgen, Zweifeln und Ängsten nicht allein bin. Dass diese Befindlichkeiten, ganz gleich in welcher Region der Schweiz eine Frau eine Exekutive anführt, zu unserem Amt dazugehören. Ich ziehe aus diesem Treffen für meine Arbeit in Wallbach viel zusätzliche Motivation und Stärke.» Beeindruckt hätten sie auch die Worte der Bunderätin zur Fehler-Kultur. «Fehler machen ist erlaubt. Ich denke für uns Frauen ist diese Aussage sehr wichtig. Wir fürchten noch viel mehr als Männer, Fehler zu machen. Vielleicht, weil bei uns die Angst mitspielt, die Familie, insbesondere die Kinder, könnten unter einem Entscheid leiden.» Auch wenn das jetzt ein Treffen ausschliesslich unter Chefinnen war, für Marion Wegner-Hänggi steht das Geschlecht nicht im Vordergrund. «Wichtig ist, dass es Menschen sind, die Fachkompetenz und Einsatzwille mitbringen. Wenn wir so weit sind, dass das Geschlecht bei der Besetzung von Ämtern und Stellen kein Thema mehr ist, dann haben wir das Ziel erreicht.» Dass Frau Sommaruga vorausschauendes Handeln, Klarheit und Partnerschaftlichkeit als zentrale Merkmale guter Führung benannt hat, habe sie in ihrem eigenen Tun bestärkt. Wie die 160 angereisten Frauen war auch die Gastgeberin, Bundesrätin Sommaruga, zu Beginn ihrer politischen Laufbahn Gemeinderätin – und zwar mit Ressort Feuerwehr, wie sie schmunzelnd betonte. Sie habe sofort gemerkt: «Die Feuerwehr ist ganz wichtig. Sie zeigt: Man darf nicht warten, bis es brennt. Man muss üben, man muss vorausschauen.» Führung und Teamgeist zusammen machten letztlich gute Politik aus. «Und ich glaube, genau darin sind wir Frauen stark», so die erst siebte Bundesrätin im Land. In der Schweiz gibt es knapp 2150 Gemeinden. Gemäss einer Erhebung des Gemeindeverbands aus dem Jahr 2020 steht in rund 350 Gemeinden eine Frau an der Spitze. Das entspricht etwa 16 Prozent. Im Nationalrat (42%), im Ständerat (26%) sowie im Bundesrat (43%) ist der Anteil der Frauen deutlich höher. «In Gemeinden liegt entsprechend viel weibliches Potenzial brach», stellte Bundesrätin Sommaruga fest. «Potenzial, das wir ausschöpfen sollten.» Bemerkenswert an diesem Treffen war auch: es wurde Deutsch, Französisch und Italienisch gesprochen, ohne zu übersetzen. So wie die Vielfalt der Frauen wurde auch die Sprachen-Vielfalt ganz natürlich gewürdigt.


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