Nach einem bewegten Leben in der Auberge angekommen

  29.06.2022 Persönlich, Zeihen

Hansueli Christen ist Rennfahrer, Bauleiter, Erfinder und Ausstellungsmacher

Ob in der Luft, an Land oder auf dem Wasser: der Zeiher Hansueli Christen besitzt für alle Transportmittel das passende Patent oder den passenden Ausweis. Motoren sind sein innerer Antrieb.

Karin Pfister

Mitten im Speisesaal der Auberge Passepartout steht ein Flugzeugmotor – ein zweireihiger Sternmotor einer DC-6, 1250 Kilogramm schwer. Einer der Gäste hat den Motor sofort erkannt und hatte Tränen in den Augen, als er ihn sah. «Der ältere Gast hat seine Lehre bei der damaligen Swissair gemacht und sich mit Wehmut erinnert», erzählt Hansueli Christen, welcher in der Auberge Passepartout für die Ausstellungen verantwortlich ist. Er hat den Flugzeugmotor mit dem Lieferwagen beim bekannten Flugzeugbauer Max Vogelsang in Wohlen geholt und über mehrere Wochen als Leihgabe ausgestellt.

Als Rennfahrer in ganz Europa unterwegs
Motoren stehen in Hansueli Christen Leben seit jeher im Mittelpunkt, obwohl «wir in meiner Kindheit nicht mal ein Auto hatten.» Er ist in Nussbaumen bei Baden aufgewachsen und hat Maschinenmechaniker gelernt, dann folgte eine Abendtechnikerschule als Maschinenbauer und als Flugzeugbauer. Gleichzeitig absolvierte Hansueli Christen die Ausbildung zum Privatpiloten, weil er sich zuerst vorstellen konnte, hauptberuflich über den Wolken zu arbeiten. «Ich fand die Fliegerei dann aber zu langweilig», so Hansueli Christen, der im direkten Kontakt während des Gesprächs sehr ruhig wirkt, aber schon als junger Mensch die Geschwindigkeit liebte. Er war als Rennfahrer bei Motorradrennen und in der Super VW-Formel in ganz Europa unterwegs und gewann 1991 die Super VW-Meisterschaft. Ein schwerer Unfall beendete 1996 seine Karriere, seither fährt er nur noch historische Rennen mit Oldtimern.

«Ich bin bis heute ein Adrenalin-Junkie», sagt er. Ihn interessiert nicht nur das Fahren, sondern auch das Innenleben der Fahrzeuge; so hat er unter anderem mitgeholfen einen Rennwagen zu bauen, einen Zweisitzer, mit einem Suzuki Hyabusa-Turbomotor. Hansueli Christen ist ausserdem Präsident des Automobilclubs Mitte und er besitzt das Hochseepatent. Seit 1997 wohnt er zusammen mit seiner Frau Edith in Zeihen. Er ist Vater von vier inzwischen erwachsenen Kindern: Michelle, Yannick, Nicolas und Léonie. Richtig im Dorf angekommen ist er erst vor wenigen Jahren. Er war viele Jahre lang als Bauleiter tätig, war als Maschinenbauer, Trouble-Shooter und für Beratungen auf der ganzen Welt unterwegs, hat in Rumänien und Finnland gewohnt und rund 15 Jahre aus dem Koffer gelebt. «Zeihen ist ein schönes Dorf. Ich fühle mich sehr wohl hier.»

Hält diverse Patente
Zum Ausstellungsmacher ist Hansueli Christen per Zufall geworden. Eigentlich hat er das alte Bauernhaus mitten im Dorf gekauft, um eine Tiefgarage mit Parkplätzen zu bauen, dann brauchte seine Frau Edith für ihren Catering-Service eine neue Küche, die Bausubstanz des alten Gebäudes war marode und musste sowieso erneuert werden und so führte eines zum andern und aus der Tiefgarage wurde eine gesamte Auberge mit Restaurant, Ausstellungen, Seminarraum, Hotelzimmern und einem Marktplatz. Die Auberge wird von Edith Christen geführt, Hansueli Christen ist «der Mann für alles» und hilft, wo es ihn gerade braucht.

Auch seinen Firmensitz hat er inzwischen in die Auberge verlegt; von seinem Büro aus führt er drei Firmen mit total 15 Mitarbeitern, unter anderem besitzt er diverse Patente für Teile von Paketsortierungsanlagen. Unter anderem auch für die deutsche Post, und er ist momentan dabei, ein weiteres Patent anzumelden, damit kleinere Pakete, die bei den heutigen Maschinen schlecht erfasst werden können, ebenfalls beim ersten Kontakt richtig sortiert werden. «Um neue Ideen zu entwickeln, brauchte es Demut im Denken», so Hansueli Christen, der die Anregungen für seine Erfindungen überall findet, zum Beispiel im Alltag oder der Natur. «Man muss neutral an die Probleme herangehen, unkonventionell denken. Wenn man mit Arroganz etwas versucht, wird das ganze Denken blockiert.»

Die Auberge führen Edith und Hansueli Christen mit viel Flair und Freude. Für die Ausstellungen gibt es keinen festen Rhythmus und keine Vorgaben. In der Auberge wurden auch schon Schallplattencovers mit Originalunterschriften, Motorräder, ein Fiat Abarth Rekordfahrzeug oder Bilder von lokalen Künstlern gezeigt. Für Besucherinnen und Besucher geöffnet sind die Austellungen jeweils montags und dienstags während den normalen Öffnungszeiten.


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