Mit dem Drohnenauge Leben retten

  17.06.2022 Fricktal

Die NFZ begleitet die Rehkitzrettung Wegenstetten bei einem Einsatz

Die Rehkitzrettung Wegenstetten hat seit Mitte Mai schon rund 70 Felder abgeflogen, bevor diese gemäht wurden. Beim 21. Einsatz von Drohnenpilot Roland Stäuble konnte wieder ein Rehkitz gesichert werden.

Susanne Hörth

Es ist kurz nach vier Uhr an diesem Donnerstagmorgen. Das knapp eine Stunde zurückliegende Gewitter hat zu keiner Abkühlung geführt. Im Gegenteil. Das Thermometer zeigt bereits 19 Grad. Keine idealen Voraussetzungen für den kommenden Drohneneinsatz mit Wärmebildkamera, weiss Roland Stäuble, der bei sich zuhause in Magden gerade die zwei Koffer mit der entsprechenden Ausrüstung verstaut hat. Zusammen mit Gleichgesinnten hatte Roland Stäuble vergangenes Jahr die Rehkitzrettung Wegenstetten ins Leben gerufen. Dank des erfolgreich durchgeführten Crowdfunding konnte in diesem Jahr eine Drohne mit Wärmebild- und Sichtkamera angeschafft werden (die NFZ berichtete). Für Stäuble ist der frühmorgendliche Einsatz am Fronleichnam-Morgen bereits der 21. seit Mitte Mai. Zirka 100 Felder mit einer Gesamtfläche von 150 Hektaren haben die Landwirte beim Wegenstetter Rehkitzrettungsteam angemeldet. «Rund 70 Felder mit etwas mehr als 100 Hektaren haben wir in der Zwischenzeit bereits abgeflogen.» Wenn es seine Zeit zulässt und nicht gleichzeitig Drohneneinsätze in Wegenstetten anstehen, ist Stäuble auch in seinem Wohnort Magden unterwegs. So auch an diesem Morgen. Erwartet wird er bereits von Ruedi Schenker und Landwirt Andreas Schneider. Mit leisem Surren steigt die Drohne in die Dämmerung empor und wird anschliessend von Pilot Stäuble einer genauen Einteilung folgend über das Feld gesteuert. Das Drohnenauge spürt zwei ausgewachsene Rehe auf. Es geht weiter zum nächsten Feld. «Hier ist etwas! Ja, es ist ein Rehkitz!», ertönt es aus gleich mehreren Kehlen. Leise pirschen sich die Männer, angeleitet von Roland Stäuble, auf die Wiese. Der Jö-Ausruf lässt nicht lange auf sich warten. Das Rehkitz liegt zusammengerollt zwischen den hohen Gräsern. Ruedi Schenker sichert das Tier, indem er eine Harasse darüberstülpt. Der zusätzlich von Andreas Schneider angebrachte Stock daneben signalisiert dem Bauern, dass sich hier ein Rehkitz befindet. Er wird nun um die Kiste mähen und sie danach entfernen.

Teamarbeit
In Wegenstetten wartet bereits mit Ronnj Ackermann ein regelmässiger Helfer auf Roland Stäuble. Damit die von den Rehmüttern in der scheinbaren Sicherheit der hohen Wiesen platzierten Rehkitze nicht Opfer der Mähmaschinen werden, haben zwei Landwirte der Rehkitzrettung mitgeteilt, dass sie an diesem Tag ihre Felder mähen wollen. Vor den interessierten Augen der Anwesenden fliegt Roland Stäuble das erste Feld ab. Die Übertragungen werden auf dem zweiten Monitor von Ronnj Ackermann genaustens verfolgt. So auch beim nächsten Gelände eines anderen Landwirtes. Dort erfasst das Drohnenauge an gleich zwei Stellen auffällige «Wärmepunkte». Einer dieser ist beim näheren Heranzoomen ein Feldhase. Aufgestöbert werden wiederum zwei erwachsene Rehe.

So intensiv die frühmorgendlichen Einsätze zurzeit auch seien, so sehr freut sich Roland Stäuble auch über den Erfolg. «Das heutige Rehkitz war das Sechzehnte, welches wir retten konnten.» Ein Ansporn zum Weitermachen.


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