Grosse Ziele im Visier

  20.06.2022 Mettauertal

Fiona Kitanovic ist Aargauermeisterin bei den Nachwuchsschützen

Die 16-jährige Fiona Kitanovic ist seit drei Jahren Mitglied des Kaders der Aargauer Nachwuchsschützen. Sie ist Aargauermeisterin im Dreistellungswettkampf über 50 Meter und erreichte den dritten Platz an der Schweizermeisterschaft.

Paul Roppel

Die damals 26-jährige Nina Christen hat an den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo gewaltiges Aufsehen erregt. Sie hat die Schweizer Sportgeschichte mit der Goldmedaille im Kleinkalibergewehr Dreistellungskampf über 50 Meter gekrönt und einen neuen olympischen Rekord erreicht. Im Luftgewehrschiessen auf 10 Meter Distanz brillierte die Innerschweizerin, die seit der Jugendzeit von den Olympischen Spielen träumte und den Schiesssport zum Beruf machte, zusätzlich mit der Bronzemedaille. Die bekannteste Schweizer Sportschützin hat über die Sozialen Medien auch eine Followerin im Mettauertal. «Nina Christen ist mein Vorbild. Ich verfolge ihre Posts auf Instagram», bestätigt Fiona Kitanovic, die ebenfalls als 10-Jährige ihre ersten Erfahrungen im Schiesssport mit dem Luftgewehr sammelte und seit ein paar Jahren mit Spitzenergebnissen auf sich aufmerksam macht. Ob die 16-Jährige den Weg ihres Idols nacheifern will, möchte die NFZ in einem Gespräch ausloten, das im Clubhaus der Sportschützen Mettauertal stattfindet.

Im Aargauer Nachwuchskader aktiv
«Fiona ist nahe an der nationalen Spitze. Sie ist Mitglied des aargauischen Nachwuchskaders», bekräftigt Robert Keller aus dem Ortsteil Hottwil in der Gemeinde Mettauertal, der Leiter der Sparte Nachwuchs/Ausbildung im aargauischen Schiesssportverband ist. In dieser Funktion betreut er auch Kitanovic. Zudem ist die talentierte Nachwuchssportlerin aus dem Ortsteil Wil aktiv bei den Sportschützen Mettauertal, wo Keller Präsident ist und sie als Nachwuchstrainer unter den Fittichen hat. «Röbi Keller ist seit Anfang an mein Haupttrainer. Er investiert sehr viel Zeit für uns Nachwuchsschützen und ich schätze seine versierte Unterstützung», sagt Fiona Kitanovic. Hilfreichen Beistand hat die Schützin über Jahre auch von Betreuer Werner Erdin aus Gansingen erhalten, mit 78 Jahren zur Zeit das älteste Mitglied. «Vor allem, wenn es im Wettkampf nicht wie vorgesehen läuft und man nicht mehr weiter weiss, sind seine Ratschläge sehr willkommen», erzählt die zielstrebige und auf eine sympathische Art selbstsicher auftretende Schützin, die schon einiges erreicht hat und noch weiter kommen will. Rückblickend zeichnet ihr Palmares als 15-Jährige den Triumph als Nachwuchsmeisterin in der Kategorie U-21 mit dem Erhalt der Goldmedaille an der Aargauermeisterschaft i m Dreistel lu ngsmatch (stehend, liegend, kniend) auf der 50 Meter Distanz aus.

Einen Wunsch erfüllt
«Letztes Jahr ging für mich ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Dank der Unterstützung von Eltern und Grosseltern konnte ich erstmals ein eigenes Sportgerät für die 50 Meter Distanz kaufen. Es kostete über 3000 Franken», strahlt die Sportlerin mit einem Quäntchen Stolz. Der Preis für ein Spitzenpräzisionsgerät betrage bis zu 8000 Franken. «Von einem solchen Gerät träume ich noch länger», schmunzelt sie. Denn neben dem Instrument fallen noch weitere happige Kosten für die Ausrüstung wie Kleider, Handschuhe, Schuhe und mehr an. Aber die Anschaffung eines eigenen Gewehrs habe sich gelohnt. Wie ein rohes Ei holt sie es behutsam aus einer gepolsterten Schutzhülle zur Präsentation. «Ich hatte damit einen tollen Einstieg und ich habe mein Können damit unter Beweis gestellt», erzählt sie freudig. An der Schweizermeisterschaft 2021 erreichte sie in der Kategorie U-17 mit 556 Punkten (von maximalen 600 Punkten) im Dreistellungsmatch über 50 Meter mit dreimal 20 Schüssen den dritten Rang. «Mein persönliches Ziel ist es, immer weiter zu kommen und mich dauernd zu verbessern», sagt das ambitionierte Nachwuchstalent, das ihrem Ehrgeiz entsprechend auch bereit ist intensiv zu trainieren; zweimal zwei Stunden pro Woche nach der Schule. Zudem trainiert sie seit drei Jahren zehn Samstage pro Jahr mit dem Aargauer Kader während acht Stunden.

Schiessen ist Kopfsache
Neben den Schiesstechniken, dem Zielen und der optimalen Schussabgabe, werde mit der besten Haltung und dem korrekten Atmen nicht nur das Körperbewusstsein, sondern auch die mentale Fertigkeit intensiv trainiert. «Das Schiessen geht im Kopf ab», bekräftigt die Schützin. «Der Dreistellungsmatch geht über maximal eine Stunde und 45 Minuten und ist eine Konzentrationssache», doppelt sie nach. Acht bis zehn Wettkämpfe absolviert sie pro Jahr. «Mit dem Schiessen habe ich mich selber gut kennen gelernt, in mich zu gehen, ruhiger zu werden und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das hilft mir auch in der Schule», lautet ihre persönliche Bilanz. Zudem hat sie dank dem Schiessen in der Person von Nina Staudacher ihre beste Freundin gefunden mit der sie seit Jahren viel in ihrer Freizeit unternimmt, die in derselben Klasse ist und die mit ihr trainiert. «Sie ist aber auch meine schärfste Konkurrentin im Schiessstand. Wir pushen uns gegenseitig», gibt sie freimütig zu. «Ich war zu ihrem zehnten Geburtstagsfest eingeladen, das beendet wurde, weil Nina ihren Termin zum Luftgewehrtraining hatte. Sie hat mich mitgenommen. Ich fand das echt spannend und habe so den Einstieg zu meinem neuen Hobby gefunden», kramt Kitanovic in den Erinnerungen.

Engagiert für den Verein
«Es wäre schön, wenn noch mehr Jugendliche bei uns mitmachen würden», wünscht sie sich. Nina und sie gehen zusammen in die dritte Sekundarklasse in Laufenburg. Die Klasse hatten sie letztes Jahr an einem Exkursionstag zum Kleinkaliberschiessen in die Anlage in Mettau eingeladen. «Leider wollte niemanden das als neues Hobby aufnehmen», bedauert sie. Sie steht für ihren Verein ein. Deshalb ist sie stolz darauf, dass Nina und sie an einem Abend in einem Trainingslager gemeinsam das neue Logo der Sportschützen Mettauertal entworfen hatten, welches nun das Vereinsshirt ziert. «Das Kreative und das Werken liegen mir», sagt Fiona Kitanovic, die sich intensiv mit der Berufsfindung auseinander gesetzt hat. So hat sie eine Schnupperlehre als Bäckerin, Floristin, Pharma-Assistentin, Sanitärinstallateurin und Zimmerin absolviert. «Das Holz und dessen grosse Einsatzvielfalt haben es mir angetan», zeigt sie sich glücklich über ihre künftige Berufsrichtung im Holzbau. Sie ist sich bewusst, dass die Lehre als Zimmerin auf dem Bau zeitlich und körperlich anspruchsvoll sein wird und sich auf das Schiessen auswirken könnte. «Ich sehe dem gelassen entgegen», sagt Kitanovic.


Sportschützen Mettauertal

Der 1969 gegründete Verein trainiert während der Wintersaison auf der vor drei Jahren neu erstellten 10 Meter Luftgewehrschiessanlage im Schutzraum im Ortsteil Mettau. Im Sommer schiessen die 10 lizenzierten Mitglieder im Alter zwischen 15 und 78 Jahren auf der 50 Meteranlage bei den Linden in Mettau. Jeweilen im Herbst findet ein Volksschiessen für Jedermann ab 10 Jahren statt. Der Verein engagiert sich stark im Rahmen von Jugend und Sport-Kursen in der Nachwuchsausbildung, welche Selbstdisziplin, Feinmotorik, Beweglichkeit, Konzentration fördert. Präsident und Nachwuchstrainer ist Robert Keller, Hottwil. (pro)


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