Gefordert sind koordinierte Zusammenarbeit, keine Einzelaktionen

  23.06.2022 Rheinfelden

Podiumsdiskussion zu Verkehr und Nachhaltigkeit im Fricktal und der Regio Basiliensis

Was muss getan werden, damit die Menschen im Fricktal auch 2030 oder 2040 schnell, sicher und bequem an ihre Arbeitsplätze kommen? Was funktioniert bereits heute zufriedenstellend, was muss ausgebaut und verbessert werden? Das waren die Themen an einer Podiumsdiskussion im Rheinfelder Kurbrunnen vom Dienstag.

Edi Strub

Veranstalterinnen waren die Plattform Regio Basiliensis und die Vereinigung für eine starke Region Basel / Nordwestschweiz. Schon die Einleitung durch den Rheinfelder Stadtpräsidenten Franco Mazzi stellte klar, dass in Bezug auf die Mobilität in der Region noch viel verbessert werden sollte. Die Region Fricktal/Basel prosperiert. Überall wird gebaut – neue Wohnsiedlungen, neue Industrien, Logistikzentren und Schulen schiessen aus dem Boden. Entsprechend wächst der Verkehr. Am Morgen und am Abend sei auf vielen Strassen regelmässig Stau und in den Zügen hat es oft nur noch Stehplätze. Und so kommen Forderungen nach Ausbau der Autobahnen, der Verdichtung des Fahrplans und nach neuen Brücken. Denn die Region besteht nicht nur aus dem Fricktal, den beiden Basel und dem Schwarzbubenland, sondern auch aus an den angrenzenden Gebieten im Badischen und im Elsass. Und da hält vor allem die Qualität des öffentlichen Verkehrs von Norden her Richtung Schweiz nicht richtig mit.

Zugverbindungen ausbauen
Ein Beispiel dafür ist die Hochrheinbahn, die noch immer nicht elektrifiziert ist und auch von der Kapazität her nicht ausreicht. Immerhin: Ulrich Hoehler, Erster Landesbeamter aus Lörrach, versicherte, dass der Neu- und Ausbau dieser Bahn nun endlich in Sichtweite sei – nicht zuletzt dank Schweizer Hilfe. Gefordert wird in Bezug auf die Bahn auch von vielen ein Viertelstunden-Takt für die S-Bahn durchs Fricktal sowie zusätzliche Halte in Möhlin und Stein für den Schnellzug nach Zürich-Flughafen. Weitere Wünsche betrafen das Projekt einer Tangentialbahn von Basel nach Winterthur via Rheinfelden, Stein, Bad Zurzach, Bülach.

Carlo Degelo, Leiter Abteilung Verkehr im Departement Bau, Verkehr und Umwelt Kanton Aargau, warnte vor solchen Projektkaskaden. Das seien Dinge, die eine Region und die Kantone nicht selbst beschliessen könnten. Sie seien allenfalls Teil einer schweizerischen Gesamtplanung, stünden dort aber im Wettbewerb mit hundert andern Ideen und Projekten. Unter diesen Vorzeichen sei es klug, sich auf die wirklich wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Auch die andern Diskussionsteilnehmer unterstrichen die Wichtigkeit eines gemeinsamen, sorgfältig koordinierten Vorgehens. Verkehrsplanung erfordere ein hohes Mass an Zusammenarbeit. Und zwar im Rahmen der gesamten Region – einschliesslich Süddeutschlands und des Elsass.

Velonetz und Güterverkehr
Insbesondere Béa Bieber, Grossrätin für die glp, unterstrich darüber hinaus in ihrem Plädoyer die Notwendigkeit eines schnellen und zusammenhängenden Velonetzes. Viele möchten in Zukunft am liebsten mit dem Velo zur Arbeit fahren statt mit dem ÖV oder dem Auto. Das Netz, das Radfahrern zur Verfügung stehe, sei dafür aber ungenügend und zu lückenhaft. Keiner der Diskussionsteilnehmer widersprach dem, Carlo Degelo macht aber auf die Schwierigkeit aufmerksam, solche Projekte auch wirklich umzusetzen. Pläne gebe es sehr viele, schnell zu bauen sei dann aber oft eine andere Sache. Wenn man auf den Flächenverbrauch schaue, sei der ÖV zudem die bessere Alternative verglichen mit dem Rad.

Auch der Güterverkehr war natürlich Thema an der Podiumsdiskussion. Gian Alessi, Managing Director der Lamprecht Pharma Logistics, warb für unterirdische Lösungen mit Containern, die sich von Hub zu Hub bewegen, ohne dass weiteres Kulturland verbaut werden müsse.

Auch ihm schlug eher Skepsis entgegen, da das Problem der ständig wachsenden Gütermengen damit letztlich nicht gelöst sei. Denn vom Hub bis zum Endbestimmungsort in einem Verkaufszentrum oder Industriebetrieb müssten die Güter dann doch wieder mit Lastwagen transportiert werden.


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