Ein Mann mit Power
15.06.2022 PersönlichKunstturnen ist Jan Imhofs Ein und Alles
Sport und Ausbildung, oder sind es Ausbildung und Sport, die das Leben des jungen Maisprachers Jan Imhof prägen. Der ruhig wirkende junge Mann hat klare Vorstellungen von dem, was er erreichen will. Kein Aufwand ist ihm dafür zu viel.
Hans Zemp
MAISPRACH. Wenn man Jan Imhof gegenüber sitzt und ihn fragt, warum er so viel Zeit ins Kunstturnen investiert, meint er, dass ihm dieser Sport Spass macht, dass man sich darin verbessern kann und dass er Freude an der kontrollierten Bewegung hat. Und der Wettkampf sei immer eine tolle Erfahrung. Er liebe den Wettkampf und der Druck dabei beflügle ihn.
Begonnen hat Jan Imhof mit dem Turnen bereits im zarten Alter von fünf Jahren in Liestal. Sein Vater motivierte und unterstützte ihn. Jan Imhof erinnert sich, dass das Ganze mit zwei Trainings pro Woche begonnen hat. In diesen entstanden erste turnerische Fertigkeiten und es bildete sich ein Kollegenkreis unter den Burschen.
Dann kamen immer mehr Trainings dazu und dadurch waren natürlich auch Fortschritte sichtbar. Man sah, dass Jan Imhof Talent fürs Turnen hatte. Für ihn war dieser Zeitabschnitt immer lustig, weil man Sachen ausprobieren konnte. Der Körper entwickelte sich weiter und er lernte Spannung aufzubauen und konnte erste Elemente an den Geräten turnen. Dies habe allerdings mit Kunstturnen noch nicht viel zu tun gehabt. Es war viel mehr ein «allgemeines Turnen». Mit acht Jahren nahm er dann an ersten Wettkämpfen im P1 (Programm 1 für unter Neunjährige) teil. Geturnt wurde in dieser Zeit die Pflichtübung. Jan Imhof erreichte bereits in seinem ersten Wettkampf eine Auszeichnung. Im P5, also ab vierzehn Jahren, wurde das Turnen von Kürelementen möglich.
Das Turnen ist zeitintensiv
Heute besucht Jan Imhof acht Trainingseinheiten pro Woche. An Dienstagen und Donnerstagen wird in zwei Phasen geübt. Das heisst, an den Vormittagen zwei und an den Nachmittagen dreieinhalb Stunden. Die Vormittage dienen dem Krafttraining und am Nachmittag, steht das Trainieren von Elementen auf dem Programm. So dauert der Arbeitstag von Jan Imhof rund elf Stunden. Er endet um halb acht am Abend. Dann reist er nach Hause und verpflegt sich. Jan Imhof trainiert im Nordwestschweizer Kunstturn- und Trampolinzentrum (NKL) Liestal unter Daniel Groves, einem ehemaligen Nationalkaderturner. Von ihm kann er viel profitieren. «Er ist sicher gut und kennt die Materie von der Pike auf. Auch ist er menschlich gut», beurteilt ihn Jan Imhof. Er turnt am liebsten am Reck und am Boden. Das Pauschenpferd mag er am wenigsten.
Wettkämpfe im In- und Ausland
Wenn man ein Programm eingeübt hat und täglich trainiert, will man sich auch mit anderen Turnern messen. Im Alter von dreizehn Jahren qualifizierte sich Jan Imhof für die Teilnahme in Cottbus (DE) und erreichte dort den zehnten Rang. Im 2019 war er nochmals dort, diesmal im Gesamtwettkampf auf dem zweiten Rang. Qualifizieren konnte man sich an diesen Wettkämpfen auch für das Turnen von Einzeldisziplinen, wenn man in die ersten sechs Ränge hineinturnte. An den Ringen holte Imhof Gold, am Reck Silber.
Ganz generell darf sich die Erfolgsbilanz von Jan Imhof sehen lassen. So räumte er 2019 in Zuchwil mit Siegen im Mehrkampf, am Boden, an den Ringen und beim Reck sowie dem Ehrenplatz im Sprung und dem dritten Rang im Barrenturnen im Programm P5 gewaltig ab. Im 2021 wurde er im U18 Vize-Schweizermeister im P6 in Sargans. Im aktuellen Jahr holte er am Kunstturnertag in Bellach im P6 den Sieg und Ende April im Junior Team Cup in Berlin unter 60 Turnern aus 19 Nationen den sechsten Rang. Zum Druck, der auf ihm lastet, meint Jan Imhof: «Ich habe keine Probleme damit. Es wird direkt kein Druck aufgebaut. Und weil man für die Qualifikationen entsprechende Resultate bringen muss, will ich auch gut sein.» Als kurzfristiges Ziel sieht Imhof die Qualifikation für das EYOF (European Youth Olympic Festival). Aus der Schweiz können drei aus zwei Wettkämpfen selektionierte Turner teilnehmen. Längerfristig wünscht sich Jan Imhof die Aufnahme ins Nationalkader in Magglingen und die Chance, die Sportler-RS zu absolvieren.
Sport, Beruf und Freizeit
Die Samstagnachmittage und Sonntage sind für Jan Imhof dann freie Tage, wenn keine Wettkämpfe auf dem Programm stehen. Dann ist Erholung und Ruhe angesagt. Dazu gehört auch das Gamen mit seinen «Kadergschpänli», lacht er. Es gelte aber auch in der Freizeit ganz klar «Cool und Clean». Neben seinem Sport macht Jan Imhof eine Ausbildung – er ist im dritten Lehrjahr – zum Polymechaniker an der Grundschule Metall in Liestal. Dies gefalle ihm, weil er Neues lerne und vielfältige Kundenaufräge eingingen. Das Programmieren liegt ihm und die Ausbildung macht ihm Freude. Weil diese Ausbildungsstätte dem Kanton gehört, erhält Jan Imhof genügend Freiraum für die vielen Trainings.
Jan Imhof zeigt sich dankbar
Für den jungen Sportler ist es nicht selbstverständlich, dass alles immer reibungslos klappt. Und dem ausgeglichenen, ruhigen, jungen und ehrgeizigen Mann ist das Danken enorm wichtig. Er denkt da an seine Eltern, Trainer, an die Ausbildner im Beruf und an das NKL.
Vielleicht muss er, der momentan Auto fahren lernt, langsam an Sponsoren denken. Erfolg setzt ja bekanntlich auch eine gewisse finanzielle Absicherung voraus. Zusammenfassend meint Jan Imhof lachend: «Der Zeithorizont muss klug gemanagt werden. Man muss wissen oder lernen, was man will oder kann. Und wenn es läuft, macht es Freude.»