«Ohne die Gemeinde und die Bevölkerung geht es nicht»
16.06.2022 RheinfeldenRege Diskussionen am Infoabend der Stadt und des Kantons
Voraussichtlich am 27. Juni werden die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine in der kantonalen Unterkunft im Rheinfelder Dianapark untergebracht. Am Infoabend gab es zahlreiche Fragen und Anregungen aus der Bevölkerung.
Valentin Zumsteg
Aktuell sind rund 90 Schutzsuchende aus der Ukraine in Rheinfelden untergebracht. Diese Zahl dürfte demnächst deutlich steigen, denn der Kanton realisiert im Dianapark eine Unterkunft für Schutzsuchende. Rund 120 leerstehende Wohnungen können in der Überbauung bis zum Start der Sanierungsarbeiten, die ab Frühjahr 2023 etappenweise beginnen sollen, genutzt werden. Die Helvetia-Versicherung als Eigentümerin stellt diese Wohnungen kostenlos zur Verfügung. Am Dienstagabend haben der Kanton und die Stadt zu einer Informationsveranstaltung in den Kurbrunnen eingeladen, zu der Stadtrat Dominik Burkhardt rund 60 Interessierte begrüssen konnte.
«Ein Bild von der Situation machen»
«Niemand weiss, ob der Krieg in der Ukraine noch sieben Wochen, sieben Monate oder sieben Jahre dauert», sagte Regierungsrat Jean-Pierre Gallati, der sich nach eigenen Angaben selber zu dieser Infoveranstaltung eingeladen hatte. «Ich möchte mir ein Bild machen, wie die Situation in Rheinfelden ist. Ich finde es gut, dass die Stadt das Angebot der Helvetia unterstützt», sagte der Regierungsrat. Für ihn ist klar: «Ohne die Gemeinde und die Bevölkerung geht es nicht.» Auch Stadtrat Dominik Burkhardt bedankte sich bei allen Gastfamilien und Freiwilligen für ihren Einsatz.
Seit bekannt ist, dass im Dianapark eine Unterkunft für einige Hundert Schutzsuchende realisiert werden soll, sind bei der Stadt zahlreiche Fragen eingegangen. Einige davon konnten am Infoabend beantwortet werden. «Wir sind derzeit daran, 50 Wohnungen einzurichten. Es ist geplant, dass am 27. Juni die ersten Ukrainerinnen und Ukrainer dort untergebracht werden», erklärte Stephan Müller, Leiter Sektion Betreuung Asyl beim Kanton. Er rechnet mit einer eher langsamen Belegung, da derzeit die Zuweisungen des Bundes an den Kanton tiefer sind als noch vor ein paar Wochen.
«Ein ruhiger Betrieb»
Die Schutzsuchenden sollen für eine längere Zeit im Dianapark bleiben können und nicht nach wenigen Wochen wieder ausziehen müssen. Betreut werden sie von Mitarbeitenden der ORS Service AG, die dafür den Auftrag vom Kanton erhalten hat. «Wir haben mit ihnen sehr gute Erfahrungen gemacht», betonte Stephan Müller. Es werde eine 24-Stunden-Betreuung vor Ort geben, zudem soll eine Hotline eingerichtet werden, an die man sich bei Bedarf wenden kann. «Unser Ziel ist es, einen ruhigen Betrieb zu gewährleisten.» Daneben wird eine Begleitgruppe für die Unterkunft im Dianapark geschaffen, bei der unter anderem Vertreter der Stadt, der Anwohner, der Schulen, der Freiwilligen-Gruppen und der Blaulicht-Organisationen dabei sein werden. Weiter ist angedacht, dass im ehemaligen Hotel Drei Könige Gemeinschaftsräume und ein Treffpunkt entstehen könnten.
Wie viele Menschen tatsächlich im Dianapark untergebracht werden, ist derzeit noch offen. Das hängt mit den Zuweisungen des Bundes an den Kanton Aargau zusammen. Es ist aber, je nach Szenario, mit einigen Hundert Personen zu rechnen. Da viele Mütter mit Kindern zu den Geflüchteten gehören, muss voraussichtlich auch die Schulkapazität ausgebaut werden. Das soll im leerstehenden Gebäude der ehemaligen Heilpädagogischen Schule geschehen. Bei der Umsetzung erhält die Stadt Unterstützung vom kantonalen Bildungsdepartement. «Die grösste Herausforderung wird es sein, genügend Lehrpersonen zu finden. Es gibt jetzt schon einen massiven Lehrermangel», erklärte Alexander Grauwiler, Koordinator der Ukraine-Schule Rheinfelden.
«Mehr Transparenz würde helfen»
In der Diskussionsrunde kamen zahlreiche Wortmeldungen aus dem Publikum, vor allem von Gastfamilien. Fragen gab es unter anderem zur Höhe des Unterstützungsbeitrags, zur Beschulung der Kinder und zu fehlenden Deutschkursen. Es wurde auch deutlich, dass sich einige Gastgeber etwas alleingelassen fühlen. «Ein bisschen mehr Transparenz würde den Gastfamilien helfen», sagte ein Votant. Ein anderer bemängelte, dass er als Bewohner des Dianaparks bislang kaum Informationen erhalten habe, wie das Zusammenleben in der Überbauung künftig geplant sei.
Die Vertreterinnen und Vertreter des Kantons und der Gemeinde nahmen die Voten entgegen. Sie baten aber auch um Verständnis, da es eine solche Situation mit so vielen Geflüchteten in so kurzer Zeit noch nie gegeben habe.