«Das Solex tönt nicht, es knattert»
26.06.2022 AargauMarc Wernli könnte man als Solex-Guru bezeichnen. Er besitzt 34 der Kleinmotorräder und plant die Eröffnung eines Solex-Museums.
Stefan Haller, General-Anzeiger
Der Remiger Marc Wernli besitzt wohl eine der grössten Solex-Sammlungen in der Region. Dabei hat es mal ganz klein angefangen. «Mein erstes Solex kaufte ich erst mit dreissig Jahren», erzählt der Sanitär-Heizungsmonteur. Irgendwie hatten es ihm die surrenden Mofas aber schon immer angetan. «Auf dem Schulweg nach Rüfenach kam uns immer eine ältere Dame auf einem Solex entgegen, das ich schon damals faszinierend fand. Ich wusste genau: So eines will ich auch mal besitzen», erzählt der 42-Jährige.
Das Schrauben und Tüfteln hat er quasi im Blut. Sein Vater habe einen VW-T1-Pritschenwagen besessen. Mittlerweile besitzt auch Marc Wernli einen VW-T2-Bus. Dieser wird mit seinen typischen Glubschaugen auch «Bulli» genannt und hat mit dem Solex etwas gemeinsam: Beide sind Sympathieträger unter den motorisierten Vehikeln. Da gebe es auch mal einen Bonus, wenn man durch ein Fahrverbot fährt: «Beim Solex reklamiert nie jemand, viele halten es gar für ein E-Bike, weil es so leise unterwegs ist», erklärt Wernli lachend. Für ihn ist das Solex umweltschonender als ein E-Bike, weil es keine Batterie benötigt. Und: Das Solex verbraucht nur 1 bis 1,4 Liter Benzin auf 100 Kilometer!
Blickfang und Leute-Magnet
«Wenn ich mit einem meiner Solex in den Ausgang nach Brugg oder Baden fahre, gibt es nicht selten einen Menschenauf lauf», ergänzt er schmunzelnd. So seien schon 35 Leute staunend um eines seiner Solex herumgestanden und hätten ihm Fragen gestellt. Dies nicht ohne Grund: Marc Wernli hat schon einige sehr aussergewöhnliche Exemplare von Solex gebaut: Darunter hat es welche im Chopper-Style, Renn-Solex, Drift-Bikes oder auch Custommässig aufgemotzte Solex in verschiedenen knalligen Farben. Das biedere in Schwarz lackierte Original-Solex ist nicht mehr wiederzuerkennen. Die Ursprünge des «Vélosolex» liegen in Frankreich. Das «Velo mit Hilfsmotor» wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Not heraus entwickelt, da es sparsam und günstig in der Anschaffung war. Produziert wurde das Solex von 1946 bis 1988 – auch in der Schweiz, von der Firma Hispano-Suiza. Filmstars wie Brigitte Bardot machten das Solex zur Legende. Noch heute wird es in verschiedenen Ländern benutzt.
Das Solex hat längst auch Marc Wernli «den Ärmel reingezogen». Er habe schon viele Tausend Stunden in seiner eigenen Werkstatt in das Restaurieren und den Umbau seiner Lieblinge investiert. In Planung sei später einmal auch die Gründung eines eigenen Solex-Museums, wie er erzählt. Sein enormes Fachwissen bezüglich Solex blieb auch in Schafisheim nicht verborgen. Beim Aargauer Strassenverkehrsamt wird Marc Wernli bezüglich technischer Fragen bei Solex beigezogen.
«Das Solex entschleunigt»
Marc Wernli besitzt mittlerweile auch eine eigene kleine Tankstelle für seine Solex. «Dort fülle ich Öko-Zweitakt-Benzin ein, das im richtigen Verhältnis mit Öl gemischt ist», erklärt er. Seit er den Treibstoff selbst aufbereitet, seien die Auspuffe und Zylinder seiner Zweiräder spürbar weniger verrusst. Auf den klassischen Klang angesprochen, meint er grinsend: «Ein Solex tönt nicht, es knattert.»
Für ihn sei das ein Lebensgefühl. Und dieses pflegt er am liebsten im Rahmen von geselligen Ausfahrten unter Gleichgesinnten. Vor einigen Jahren gründete er einen Verein: den Solex-Club Geissberg. Auf einen Aufruf habe er relativ rasch einige Solex-Enthusiasten in der Region gefunden.
Regelmässig unternimmt man gemeinsam Ausfahrten. Seit 2012 ist Wernli auch Mitglied bei den Solex-Freunden Aargau, die sich jeden letzten Sonntag im Monat im Restaurant Felsgarten in Holderbank treffen. Ab und zu mag es Marc Wernli auch etwas schneller. Nach einem Besuch des Tessenberg-Rennens in der Region Biel entschied er: Da will ich auch mitmachen. Mittlerweile wurde ein Rennteam gegründet, dem fünf aktive und zwei weitere passive Mitglieder angehören, welche für die Arbeiten im Hintergrund zuständig sind. «Wir haben insgesamt fünf Renn-Solex entwickelt und hergestellt », hält Marc Wernli fest. Dank Tipps von Solex-Experten auf französischen Internetforen konnte er auch eigene Motoren entwickeln.
Das Tessenberg-Rennen ruft
Er sucht noch nach weiteren Piloten für das nächste Tessenberg-Rennen, das am 9. Juli stattfinden wird. Wernli lebt für seine Solex. «Sie sind meine grosse Leidenschaft.» Zum Beruf machen will er sie aber nicht. «Für mich ist das ein perfektes Hobby, denn ich liebe auch meinen Beruf als Sanitärmonteur sehr.»