«Das ist nicht nachvollziehbar»

  08.06.2022 Wallbach/Mumpf, Wallbach

Bankenschliessungen im Fischingertal sorgen für Behörden-Unverständnis

Wallbach und Mumpf reagieren mit Verdruss auf den jeweiligen Abzug der Raiffeisenbank.

Ronny Wittenwiler

Rund eineinhalb Wochen alt ist die von der Raiffeisenbank Möhlin kommunizierte Schliessung ihrer Geschäftsstellen in Wallbach und in Mumpf per Ende Jahr. Die Bank erklärt den Schritt unter anderem mit «stark veränderten Bedürfnissen und Gewohnheiten der Kundinnen und Kunden» (die NFZ berichtete).

«Mit einem Schlag»
Um eine Stellungnahme gebeten, erklären Wallbachs Frau Gemeindeammann Marion-Wegner Hänggi und Gemeindeschreiber Thomas Zimmermann: «Dass beide Filialen Wallbach und Mumpf gleichzeitig geschlossen werden und gleichzeitig auch noch beide Bancomaten aufgehoben werden, ist aus Sicht der Gemeinde nicht nachvollziehbar. Die Raiffeisenbank entzieht dem gesamten Fischingertal mit einem Schlag sämtliche Dienstleistungen vor Ort.»

Man könne verstehen, dass sich das Kundenverhalten in den letzten Jahren stark verändert habe und die Bankgeschäfte immer mehr online abgewickelt würden, lassen der Mumpfer Gemeindeschreiber Reto Hofer und Frau Gemeindeammann Eveline Güntert zwar ausrichten – «andererseits sind nicht alle Kunden digital affin und sind auf den Bankbesuch am Schalter angewiesen.» Auffallend auch hier das Bedauern (oder die Kritik) einer Trockenlegung des gesamten Tals. «Nun werden mit Mumpf und Wallbach die beiden letzten verbleibenden Filialen im Fischingertal auch noch geschlossen. Selbst die Bancomaten werden entfernt, so dass es im ganzen Fischingertal nun auch keinen mehr hat.»

Für die Einwohnerinnen und Einwohner bedeute die Schliessung den Verlust einer weiteren Dienstleistung im Dorf, halten beide Gemeinden fest. Und obschon in der Raiffeisen-Medienmitteilung zur Schliessung festgehalten wird, als lokal verankerte Bank stünden der «persönliche Kontakt und die Nähe zur Kundschaft auch in Zukunft im Zentrum», so heisst es aus dem Gemeindehaus Wallbach aber auch: «Gerade der Bancomat ist ein Verlust einer Dienstleistung, der mit den Standorten in Möhlin oder Stein nicht kompensierbar ist.» Mumpf lässt verlauten: «Personen, welche nicht ausreichend mobil sind, müssen sich für den Bankbesuch organisieren.»

Die Frage nach Alternativen
Nebst veränderten Kundengewohnheiten und damit verändertem Zahlungsverkehr (bargeldloses Zahlen, E-Banking) begründet Raiffeisen die Schliessung auch damit, dass «Überfälle auf Kleinstgeschäftsstellen mit Bargeldschalter und Sprengungen von Bancomaten, gerade in Grenznähe, deutlich zugenommen haben.» Man wolle den erhöhten Sicherheitsrisiken Rechnung tragen. Ein solches Sicherheitsrisiko stellen weder Wallbach noch Mumpf in Abrede. «Der Bancomat in Mumpf ist in einer Wohnliegenschaft eingebaut.» Auch Wallbach anerkennt ein Sicherheitsrisiko, «insbesondere dort, wo wie in Wallbach und Mumpf unmittelbar über den Bancomaten Wohnungen bestehen.» Gemeindeammann und Gemeindeschreiber vermuten allerdings: «Es dürften beim Entscheid aber auch die wirtschaftlichen Überlegungen bezüglich Betriebskosten und Erneuerungsinvestitionen im Vordergrund stehen.» In der Raiffeisenbank-Medienmitteilung war davon nicht die Rede. Mumpf hält fest: «Vielleicht gäbe es auch alternative Standorte, welche aus der sicherheitstechnischen Betrachtung besser geeignet wären. Ob die Raiffeisenbank dies geprüft hat, ist uns nicht bekannt. Auf jeden Fall finden wir es sehr schade, dass Mumpf keinen Bancomaten mehr hat.»

In zahlreichen persönlichen Kontakten werde Bedauern über den Schritt in Wallbach geäussert, heisst es abschliessend: «Unverständnis erntet die Bancomat-Schliessung.» In Mumpf seien auf der Gemeinde bezüglich der Schliessung keine Reaktionen eingegangen, heisst es zum Zeitpunkt der Anfrage.


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