Ein weiterer Schritt zur Integration
10.05.2022 MöhlinVernetzungsanlass für Flüchtlinge aus der Ukraine und für ihre Gastfamilien
Die Gemeinde Möhlin organisierte am vergangenen Samstagnachmittag einen Vernetzungs- und Willkommensanlass für ukrainische Flüchtlinge und ihre Gastfamilien.
Janine Tschopp
«Ja, es gefällt uns gut hier. Es ist alles perfekt», sagte Timofii (12) in gebrochenem Deutsch zur NFZ nach dem Vernetzungsanlass am Samstagnachmittag. Seit sieben Wochen sind er, seine Mutter Svetlana und seine Grossmutter Valentina bei einer Gastfamilie in Möhlin untergebracht. Die ukrainische Familie hatte grosses Glück und konnte via Polen aus ihrer Heimat f lüchten. «Nur einen Tag später wäre dort, wo sie den Zug erwischten, kein Zug mehr gefahren, weil der Bahnhof gar nicht mehr existierte», berichtete Guido Wirthlin, der zusammen mit seiner Frau Timofiis Familie bei sich aufgenommen hatte.
94 Personen am Vernetzungs- und Willkommensanlass
Timofii, Svetlana, Valentina und über 90 weitere Personen waren Teilnehmer des Vernetzungs- und Willkommensanlasses. Die Gemeinde Möhlin organisierte diesen am vergangenen Samstagnachmittag für ukrainische Flüchtlinge und ihre Gastfamilien. Wie Gemeindeschreiber Marius Fricker gegenüber der NFZ erklärte, sind es derzeit rund 100 Menschen aus der Ukraine, welche bei 40 Gastfamilien in Möhlin untergebracht sind.
Gemeindeammann Markus Fäs hiess die Flüchtlinge aus der Ukraine herzlich willkommen und stellte ihnen Möhlin vor. «Ich bin stolz darauf, dass es in diesem Dorf so viele Familien gibt, welche Flüchtlinge aufgenommen haben», meinte der Gemeindeammann.
Gemeinderat Hans Metzger sprach über den typisch schweizerischen Föderalismus. Er erklärte, dass es in der Schweiz rund 2200 Gemeinden gebe und diese seien unter anderem für die Aufnahme von Flüchtlingen zuständig. Er bedankte sich bei den Gastfamilien, welche den Menschen aus der Ukraine Geborgenheit, gutes Essen und Nestwärme ermöglichen. Es sei nach wie vor eine Herausforderung, weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu finden. Marius Fricker erwähnte, dass die Gemeinde daran sei, Wohnungen zu mieten, welche für die Flüchtlinge auch als Wohngemeinschaft dienen können.
Weitere Referenten waren die Schulleiterin Astrid Zeiner. Sie erklärte, wie die Schule in Möhlin organisiert ist. «Regionale Integrationskurse bereiten neu immigrierte Schülerinnen und Schüler auf den Übertritt in die Regelklasse vor und unterstützen sie dabei, sich in der Schule, der Umgebung und der Gesellschaft möglichst rasch zurechtzufinden», sagte Zeiner. Dabei sei das Lernen der deutschen Sprache ein wichtiges Ziel.
Ukrainische Kinder dürfen in Möhlin getauft werden
Der christkatholische Pfarrer Christian Edringer erläuterte die Zusammenarbeit der drei Landeskirchen in Möhlin. «Jede Kirchgemeinde ist eigenständig und gestaltet ihr eigenes Gemeindeleben. Gleichzeitig pflegen wir eine lebendige Ökumene, ergänzen einander und feiern unseren gemeinsamen Glauben», erklärte er. Er habe mit dem Bischof abgeklärt, dass er auch Kinder aus der Ukraine taufen dürfe.
In einem längeren Referat informierte Mevlane Mohamed von ORS Service AG über die Hilfeleistungen für Flüchtlinge und ihre Gastfamilien. Sie erläuterte finanzielle Themen aber auch, wie Flüchtlinge bei Arztbesuchen vorgehen müssen und was zu beachten sei, wenn sie beispielsweise einen Arbeitsvertrag abschliessen.
«In der Schweiz wird viel Apéro getrunken», sagte Astrid Zeiner am Ende der Veranstaltung mit einem Schmunzeln und lud die ukrainischen Flüchtlinge sowie ihre Gastfamilien dazu ein.
Die Kommunikation zwischen den Menschen aus der Ukraine und den Gastfamilien erfolgt teilweise auf Englisch oder mit einem Online-Übersetzungsdienst. In Timofiis Familie ist es er selbst, der als Übersetzer fungiert. Er hatte Deutsch- und Englischunterricht in seiner Heimat. Seit er in Möhlin lebt und dort zur Schule geht, verbessert er seine Deutschkenntnisse von Tag zu Tag.