Bei Plattners wird angepackt

  23.05.2022 Oeschgen

Handwerksfunke ist auf die zweite Generation übergesprungen

Bei der Familie Plattner in Oeschgen arbeiten alle gerne mit den Händen: von der Floristin über den Maurer bis hin zur Strassenbauerin.

Regula Laux

Auf den ersten Blick wirkt Familie Plattner aus Oeschgen nicht sehr aussergewöhnlich, auf den zweiten jedoch schon: Bereits die Anreise zu den fünf Plattners ist etwas Besonderes. Am besten per Velo oder zu Fuss; von weiter weg kommend, ist die Nutzung eines Autos ratsam, obwohl auf den letzten 500 Metern das GPS an seine Grenzen stösst. Angekommen in der grünen Idylle der Plattners, werden Besuchende schnell eingenommen von der positiven Atmosphäre, sei dies durch den sympathisch offenen Umgang der Eltern Edith und Dieter mit ihren Kindern Mattia, Kaja und Samuel oder durch das spezielle Ambiente des Hauses samt Umfeld. Dazu trägt sicher Mutter Edith als gelernte Floristin ihren Teil bei, aber auch Vater Dieter als handwerklich begabter «Tausendsassa». Der Gartensitzplatz mit der Metalltreppe, zusammengesetzt aus den Rosten des früheren Kuhstalls, der Gartengrill, der «Hot Tub» im Grünen, überall legte Dieter Plattner selbst Hand an. «Das macht mir einfach Spass», erzählt er strahlend und ergänzt, dass Büroarbeit nichts für ihn sei, das sei ihm in seinem Berufsleben schnell klar geworden.

Maurer und Strassenbauerin
Der Handwerksfunke ist übergesprungen auf die nächste Generation: Mattia hat seine Maurerlehre bei der Erne AG als zweitbester Aargauer abgeschlossen und wurde bei den Halbfinals der Swissskills vierter. Im September geht es dann nach Bern ins Finale. Kaja ist auch bei der Erne AG, allerdings nicht als Maurerin, sondern im zweiten Lehrjahr als Strassenbauerin. Klar, sei dies ein klassischer Männerberuf, erklärt Kaja, aber sie habe ihre Lehrstellenwahl noch nie bereut. «Auf der Baustelle muss man sich warm anziehen, nicht nur bei kalten Temperaturen, sondern auch was den Umgang miteinander angeht», erzählt Kaja. Das habe sie aber nie gestört. Und Mattia ergänzt: «Du arbeitest immer im Team und musst dich immer mit den anderen austauschen und zusammentun.» Sprachlich sei das schon manchmal eine Herausforderung, aber das sei ja auch sehr spannend. «Portugiesisch ist mir jedenfalls nicht mehr fremd», ergänzt der älteste Sohn der Plattners, der momentan beim Militär ist, augenzwinkernd.

Herzhaftes Lachen am Familientisch
Alle Plattners arbeiten «megagern» mit den Händen. Ein Riesenvorteil sei auch, dass man sehe, was man gemacht hat. «Es ist schon ein tolles Gefühl, die fertigen Bauten zu sehen», so Mattia. Schwester Kaja ergänzt, dass sie nicht verstehe, warum das Baugewerbe so einen schlechten Ruf habe. «Viele Jungs gehen nur auf den Bau, weil sie nichts anderes gefunden haben», so Kaja, das sei sehr schade. Bei den Mädchen sei das anders, sie würden sich sehr bewusst für den Bau entscheiden. Und ja, sie müsse sich als Frau im Strassenbau schon speziell behaupten. «Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich von den männlichen Kollegen nicht wirklich ernst genommen werde, aber das macht mich nur stärker», ereifert sich Kaja. Mattia: «Solang man es lustig hat, ist doch alles gut.» Kaja: «Du hast als Mann einfach ein anderes Empfinden. Wie soll ich zum Beispiel reagieren, wenn typische Männerwitze erzählt werden wie: ‹Warum ist die Königin im Schach die wichtigste Figur? Weil das Schachfeld gleich aussieht wie der Küchenboden.›» Es folgt herzhaftes Lachen am Familientisch.

Geburtstagskarte gab den Ausschlag
Die Lehrpersonen ihrer Kinder hätten unterschiedlich reagiert auf die Berufswahl. Mit den Noten ihrer Kinder hätten sie zumindest einen Ausbildungsgang mit Berufsmatur erwartet. «Uns ist es egal, was unsere Kinder lernen, wichtig ist uns, dass sie zufrieden sind mit dem, was sie machen und dass sie die Ausbildung durchziehen und einen Abschluss machen», erklärt Mutter Edith. Sie sei bis zum Schluss unentschieden gewesen zwischen einer Ausbildung als Floristin und derjenigen als Strassenbauerin, erzählt Kaja. «Dann erhielt ich eine Geburtstagskarte von der Erne AG, was meine Entscheidung spontan Richtung Strassenbau beeinflusste.» Was für Kleinigkeiten doch manchmal Entscheidungen beeinflussen. Und, wie bereits erwähnt, bereut habe sie diese Entscheidung noch nie.

Auch bei Samuel, dem jüngsten Spross der Plattners steht schon jetzt fest, dass seine Ausbildung im handwerklichen Bereich liegen wird: Ob als Zimmermann oder Maurer, da sind die Würfel noch nicht gefallen, aber mit dieser Entscheidung hat Samuel ja auch noch ein gutes Jahr Zeit.


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