«Ich wollte etwas Gemeinnütziges machen»

  12.05.2022 Gesundheit, Stein

Werner Schneider, der erste Präsident des Spitex Fördervereins Fricktal blickt zurück

Mit der Gründung der heute in 21 Gemeinden tätigen Spitex Fricktal AG wurde 2014 auch der Spitex Förderverein Fricktal aus der Taufe gehoben. Der abtretende, erste Präsident Werner Schneider blickt zufrieden zurück.

Paul Roppel

Gleich drei langjährige Vorstandsmitglieder, welche den Spitex Förderverein Fricktal (SFF) mit aufgebaut und zu einem aktiven, starken Gebilde geformt haben, treten altershalber statutengemäss zurück. Darunter ist der erste Präsident, Werner Schneider aus Stein, der mit grosser Initiative und Sachverstand, in unzähligen Stunden viel Herzblut in den Verein hat einfliessen lassen. In einem Gespräch mit der NFZ hat er Rückschau gehalten. «Früher gab es üblicherweise in fast jeder Gemeinde einen Kranken- und Hauspf legeverein, wo sich viele Frauen nebenamtlich und meistens fast unentgeltlich in der Krankenpf lege betätigten; unterstützt für spezielle Tätigkeiten von einer Krankenschwester», beginnt Schneider seine Rückschau. Diese mussten wegen der immer intensiveren Anordnungen und Qualitätsvorschriften von Gesetzes wegen professionalisiert und zu Spitexvereinen umgeformt werden.

«Unsere Familie ist vor 22 Jahren nach Stein gezogen. Am früheren Wohnort war meine Frau einige Jahre lang als Vermittlerin im Hausund Krankenpflegeverein tätig. Sie animierte mich dazu, dass ich nach meiner frühzeitigen Pensionierung 2011 die Anfrage des Spitex Vereins Mittleres Fricktal für die Übernahme des Präsidiums bejahte», erzählt Schneider. «Ich wollte etwas Gemeinnütziges machen und der Vorschlag sprach mich deshalb an», sagt der bald 70-jährige pensionierte Bankspezialist und Immobilien Treuhänder.

Politik gab Takt vor
«Unser Spitexverein, dem sieben Gemeinden angehörten, wurde damals von den Spitexvereinen Wegenstettertal/Schupfart, Möhlin und Rheinfelden zum Zusammengehen angefragt. Gemeinsam machten wir uns an die Arbeit und entwarfen Konzepte für eine neue Organisation. Aber die Regionalplanung hatte andere Vorstellungen. Sie strebte eine einzige Versorgungsregion Fricktal für die Hilfe und Pflege zuhause mit einer Spitex Fricktal als Aktiengesellschaft an, nach dem damaligen Brugger Modell», erinnert sich Schneider. Diese Vision wurde denn auch grösstenteils Realität, nachdem die politischen Hürden überwunden waren und schliesslich 21 Gemeinden den Aktionärsbindungsvertrag und die Leistungsvereinbarungen genehmigten. Im Januar 2014 nahm die Spitex Fricktal AG ihre Tätigkeit mit Geschäftssitz in Stein und den 116 mehrheitlich Teilzeitangestellten aus den sechs ehemaligen Spitexvereinen Mittleres Fricktal, Oberes Fricktal, Möhlin, Rheinfelden, Staffeleggtal und Wegenstettertal/Schupfart die Tätigkeit auf. Das Aktienkapital betrug 444 000 Franken. Die Organisation deckt mit ihrem Pf legeauftrag rund zwei Drittel des Fricktals ab. «Im Gegensatz zu Brugg wollten wir aber die teilweise sehr hohen Vereinsvermögen, hauptsächlich aus grossen Legaten, nicht in die Organisation einbringen und liessen sie deshalb in den neu gegründeten Spitex Förderverein Fricktal einfliessen», erklärt Schneider. Denn diese Vermögen stammten nicht aus Mitteln der öffentlichen Hand und sollten deshalb auch nicht zur Finanzierung von gesetzlichen Aufgaben eingesetzt werden, lautete die Argumentation.

Mit Legaten bedacht
Die lokalen Spitexvereine als ehemalige Trägervereine der neu in die Spitex Fricktal AG integrierten Spitex-Zentren wurden aufgelöst. «Wir starteten mit rund 3800 Mitgliedern, Legaten von rund 850 000 Franken und Fondsvermögen von 380 000 Franken», erinnert sich Schneider an die gute Ausgangsposition. Auch heute noch wird der Verein, neben den Jahresbeiträgen der Mitglieder, mit Spenden, Legaten und Vermächtnissen, insbesondere aus Rheinfelden, bedacht, was vom Verein sehr geschätzt wird. Statutengemäss engagiert sich der Verein in Projekten der Spitex Fricktal AG. So förderte er neben anderen Projekten mit 80 000 Franken die Einführung der Pf legeplanung, mit 150 000 Franken die Lehrlingsausbildung, mit 120 000 Franken die Aus- und Weiterbildung allgemein, sowie die spezialisierte Palliativ-Pf lege mit 90 000 Franken.

Es werden aber auch Projekte anderer Organisationen zur Unterstützung und Entlastung pflegender und betreuender Angehörige berücksichtigt, wie Fahrgutscheine an Mitglieder für Tagesstätten des SRK oder den SRK Notruf; ebenso beispielsweise der Verein «teilhaben» in Wallbach mit dem Projekt «Burkhardthaus». «Dort wird unsere Vision bezüglich Case Management im Bereich Dienstleistungen für demente Personen abgedeckt und ein Projekt ‹Gut altern im Fricktal› gestartet», begründet Schneider.

Bekanntheitsgrad erhöhen
Auch der Verein Palliative-Care Begleitdienst Regionalgruppe Fricktal, Herznach, wird berücksichtigt oder der Verein «fürenand» Staffeleggtal. Jüngst wurde ein Finanzierungsbeitrag zur Ausarbeitung von Kartensets zu den Themen Patientenverfügung, Sterbeethik und Sterbeprozesse getätigt. 56 der Sets wurden erworben und an Fricktaler Institutionen verschenkt, die in ihrer Beratungstätigkeit Berührungspunkte zu den Themen haben.

In einem Strategiepapier habe der Vorstand auch seine Überlegungen zur besseren Wahrnehmung und höherem Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit, verstärkter Präsenz und Attraktivität dargelegt, was auch dem Mitgliederschwund entgegenwirken soll. Für Schneider, der zudem von 2010 bis 2015 im Gemeinderat Stein wirkte, Vizepräsident der Wohnbaugenossenschaft Rheinfelspark ist und als Stiftungsrat der Pro Senectute beider Basel amtet, geht eine bewegte Aufbauphase zu Ende, für die er sich mit viel Herzblut engagiert hat. Er bedankt sich bei seinen Vorstandsmitgliedern und blickt zufrieden auf das Engagement des geschäftigen Fördervereins zurück. Zudem hofft er, dass sich die Zusammenarbeit mit der Spitex Fricktal AG weiter entwickelt und auch weiterhin neue Projekte in Angriff genommen werden.


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