Wärmeverbund mit Pflanzenkohleanlage
20.04.2022 NordwestschweizKlimafreundliche Wärme ohne CO2-Belastung
Maisprach will den Wärmeverbund erweitern und dazu eine Pflanzenkohleanlage mit Abwärmenutzung bauen. Für das Vorprojekt wurde grünes Licht erteilt, nun soll die Anlage bereits im kommenden Jahr in Betrieb genommen werden.
André Frauchiger – Volksstimme
MAISPRACH. Die Gemeinde Maisprach will ihren seit den 1980er-Jahren bestehenden Wärmeverbund erweitern und damit den Betrieb für alle auch in Zukunft anzuschliessenden Liegenschaften sicherstellen. Vor diesem Hintergrund hat sie sich als Partner mit dem Basler Unternehmen IWB verbunden. IWB betreibt bereits in Basel, auf eigenem Areal in Kleinhüningen, eine Pflanzenkohleanlage. Nun will sie eine solche Pf lanzenkohleanlage auch in Maisprach erstellen. IWB sieht den Bau einer Pf lanzenkohleanlage in einem fünf bis sechs Meter hohen Gebäude auf einer Fläche von rund 430 Quadratmetern vor – auf einem bisher freien Areal gleich gegenüber der Maispracher Mehrzweckhalle Linde. Das neue Gebäude für die Pflanzenkohleanlage beansprucht etwa einen Viertel des dortigen freien Kiesplatzes und grenzt an ein bereits überbautes Gewerbegebiet, sodass auch die Zuund Wegfahrt für Lastwagen gut möglich ist.
An der Maispracher Einwohnergemeindeversammlung vom 24. März wurde das Projekt einer neuen Pflanzenkohleanlage grundsätzlich begrüsst. Die Versammlung bewilligte einstimmig einen Kredit über 70 000 Franken für das Erstellen eines Vorprojekts für die Erweiterung des Wärmeverbunds Maisprach. Der zuständige Gemeinderat Dorian Wernli geht davon aus, dass das ausgereifte Projekt, das zu Lasten der Gemeinde die Gebäudefinanzierung sowie die Erweiterung des Wärmeverbunds beinhalten wird, der Einwohnergemeindeversammlung vom kommenden Dezember unterbreitet werden kann. Er rechnet mit 1,15 Millionen Franken, die von der Gemeinde getragen werden müssen. Das neue Gebäude soll dann an die IWB für den Betrieb der Pflanzenkohleanlage vermietet werden. Diese finanziert mit rund 1,5 bis 2 Millionen Franken den eigentlichen Bau der Pflanzenkohleanlage. Projektmanager Dominik Born hofft, dass die neue Pflanzenkohleanlage bereits im nächsten Jahr, spätestens aber Anfang 2024 ihren Betrieb aufnehmen kann. Sowohl die Anlage in Basel als auch die zukünftige in Maisprach haben eines gemeinsam: Der Atmosphäre wird klimaschädliches CO2 entzogen. Erstens entsteht bei dem angewandten Pyrolyseverfahren Abwärme, die in Form von Heisswasser über ein Netz in angeschlossene Liegenschaften geleitet wird. Zweitens wird die im Verbrennungsprozess entstehende Pf lanzenkohle als Bodenzusatzstoff in der Landwirtschaft eingesetzt. Pf lanzenkohle speichert laut IWB Nährstoffe und Wasser, lockert die Bodenstruktur, mindert das CO2 in der Atmosphäre und verringert schliesslich auch unangenehme Gerüche und Fäulnis, so zum Beispiel bei Stalleinstreu oder in der Kompostierung. Ein grosser Vorteil von Pf lanzenkohleanlagen ist, dass das schädliche CO2 am Schluss nicht in der Luft, sondern in der Erde ist. Auf diese Weise könne ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.
IWB verwendet zur Herstellung von zertifizierter Pflanzenkohle ausschliesslich regionales Landschaftspflegeholz. Bei der Verarbeitung von in der Regel feuchten bis nassen Holzschnitzeln in Pf lanzenkohle wird das Holz zuerst vertrocknet. Die beim Pyrolyseprozess entstehende Wärme heizt die Holzschnitzel auf, das Holz wird in der Folge verkohlt. Bei diesem Prozess entsteht eine Hitze von rund 700 Grad. Sie wird zum Aufwärmen von Wasser verwendet, das dann als Fernwärme in benachbarte Liegenschaften geleitet wird. Die abgekühlte Pflanzenkohle bindet das CO2 und ist dadurch beim Klimaschutz von Bedeutung.
Der zukünftige Betreiber IWB geht bei der neuen Pflanzenkohleanlage in Maisprach von einer Leistung von 160 Kilowattstunden aus. Die Pflanzenkohleproduktion wird auf jährlich 170 Tonnen beziffert, die anfallende Abwärme für Wärmekunden auf 630 Megawattstunden pro Jahr. Die Pf lanzenkohle aus Maisprach soll direkt als Zusatzstoff an Landwirte und andere Abnehmer in der Region verkauft werden. Für den Unterhalt und Ausbau des Wärmenetzes ist wie bis anhin die Gemeinde Maisprach zuständig.
Dominik Born unterstreicht, die Gemeinde Maisprach habe mit der neuen Anlage Vorteile: Klimaschutz und einen Wärmepreis von günstigen 7 Rappen pro Kilowattstunde. Zudem können die benötigten Holzschnitzel unter anderem vom gemeindeeigenen Forstrevier geliefert werden.