Volle Beratungszimmer, leere Schalterhallen
20.04.2022 FrickRaiffeisenbank Regio Frick-Mettauertal im Wandel
Obwohl Corona die Nachfrage nach Wohneigentum befeuert hat, stellt die Bankleitung einen grundsätzlichen Wandel fest: Die Nachfrage nach Beratungen und Dienstleistungen steigt markant. Mit den Anpassungen an die Bedürfnisse der Kunden reduziert sich auch die Abhängigkeit vom Hypothekargeschäft.
Simone Rufli
Mit 1,17 Millionen Franken erwirtschaftete die Raiffeisenbank Regio Frick-Mettauertal im Geschäftsjahr 2021 einen um 2,5 Prozent höheren Jahresgewinn als im Vorjahr und konnte die starke Marktposition im oberen Fricktal halten. Die Kundeneinlagen stiegen um 6,0 Prozent auf 1421,4 Millionen, das Hypothekarvolumen nahm um 88,1 Millionen auf 1562,4 Mio. Franken zu. Per Ende 2021 zählte die Bank 14 521 Mitglieder (+ 2,9%) und es wurden 77 Mitarbeitende beschäftigt, davon vier in Ausbildung.
Während der Neubau von Wohnraum irgendwann nachlasse und auch die Gebäudesanierungen ihre Grenzen habe, steige das Bedürfnis nach Beratung bei den Themen Wohnen, Anlegen und Vorsorgen quer durch alle Einkommensschichten kontinuierlich, stellte Marc Jäger, Vorsitzender der Bankleitung, am letzten Donnerstag bei der Präsentation des Geschäftsergebnisses 2021 am Hauptsitz in Frick fest. Bereits im letzten Jahr wurden die Beratungsleistungen in noch nie dagewesenem Umfang genutzt. Jeder vierte Franken werde inzwischen mit Beratungs- und Dienstleistungen ausserhalb des Zinsengeschäfts erwirtschaftet. «Darauf möchte die Bank auf bauen und das Geschäftsfeld weiter ausbauen», so Jäger.
Zahl der Geschäftsstellen unverändert
Volle Beratungszimmer, dafür leere Schalterhallen – das verlangt nach einer Anpassung der Strukturen in den Geschäftsstellen. An der Zahl der Geschäftsstellen soll festgehalten werden, Änderungen sind bei den Öffnungszeiten, vorab in den Aussenstellen, vorgesehen. Am Morgen offen, am Nachmittag geschlossen, beziehungsweise reserviert für Kundengespräche, dahin gehe die Entwicklung. «Die Kunden werden dafür über immer mehr Kanäle, insbesondere digitale, mit uns in Verbindung treten können», so Jäger. «Die Anpassungen an die Kundenbedürfnisse werden auch mithelfen, langfristig unsere Abhängigkeit vom Hypothekargeschäft zu reduzieren.»
Leicht geschrumpft ist im vergangenen Jahr das Zinsgeschäft. Als Grund dafür nannte Jäger «den sehr intensiven Wettbewerb vor Ort» sowie neue regulatorische Vorgaben. Neu muss die Bank auf Anweisung der Finma Rückstellungen tätigen «für nicht gefährdete Forderungen», noch bevor diese zu einem Kreditausfall führen. Die Höhe dieser zusätzlichen Risikovorsorge ergibt sich aus dem potenziellen Ausfallrisiko. Gebildet wurde sie mit einer (erfolgsunwirksamen) Umbuchung aus den Rückstellungen per 1. Januar 2021. Am Jahresende 2021 belief sich diese Risikovorsorge auf 2,82 Millionen Franken. Die Eigenkapital-Quote der Bank beträgt rund 25 Prozent.
Erfolgreiche Gutscheinaktion
Weil Mitgliederanlässe pandemiebedingt nicht durchgeführt werden konnten, suchte die Bank im vergangenen Jahr nach einem anderen Weg, ihren Erfolg mit den Mitgliedern in der Region zu teilen. Eine Gutscheinaktion sorgte schliesslich dafür, dass rund 500 000 Franken in die von der Pandemie schwer getroffene lokale Gastronomie, Vereine und gemeinnützige Organisationen flossen.
500 000 Franken aus dem Jubiläumsfonds
Im Jahr 2023 jährt sich die Gründung der Raiffeisenbank Gipf-Oberfrick zum 100. Mal. Anstatt Geld in Festivitäten zu investieren, in deren Genuss nur ein Bruchteil der Mitglieder kommen, stellt die Raiffeisenbank Regio Frick-Mettauertal einen Jubiläumsfonds zur Verfügung. Mit 500 000 Franken sollen nachhaltige Projekte in den 20 Gemeinden des Geschäftskreises in den Genuss einer Anschubfinanzierung kommen. Die Gemeinden können Projektideen zu Themen wie Biodiversität, erneuerbare Energien, E-Mobilität und ähnlichen Bereichen bis zum 30. September einreichen. Bei der Beurteilung wird die Bank von Meinrad Bärtschi (Gansingen) unterstützt. Ziel sei es, dass die Projekte bis Ende 2023 umgesetzt werden. Pro Projekt ist ein Maximalbetrag von 25 000 Franken vorgesehen. Bisher sind zwei Projekt-Vorschläge eingegangen. Bankleitungsmitglied Peter Wiedmer: «Unser Ziel ist es, einen Teil der Erträge sinnvoll in die lokale Wirtschaft zurückzubringen.»
Der ausführliche Geschäftsbericht 2021 ist nachzulesen unter www.lokalbank.ch/">www.lokalbank.ch/ geschaeftsbericht. Informationen zu den Mitgliederanlässen 2022 sind zu finden unter www.lokalbank.ch