Salziges

  29.04.2022 Kolumne

Das Studium fremder Welten

Es ist ein Kreuz mit den Experten: Ornithologen wissen mehr über Vögel als die Vögel selber; fliegen können sie trotzdem nicht – und Eier legen geht noch weniger. Wer Publizistik an der Uni studiert, wird kaum je Publizist. Und kein Politologe geht freiwillig in die Politik, denn das ist mühsam und parteiergreifend. Noch schlimmer: Die wenigsten Theologen heissen tatsächlich Theo; dafür wissen sie theoretisch, wo das Paradies liegt und wie man eventuell dorthin gelangt.

Neulich habe ich gelesen, dass man in Deutschland Frisistik studieren kann – das hat nichts mit Frisbee spielen zu tun, sondern mit friesischer Philologie. Sicher ein witziges Gebiet – vor allem wenn im Nebenfach die Ostfriesenwitze durchgenommen werden. An der Uni Bremen gibt es angewandte Freizeitwissenschaften, das tönt auch eher entspannend. Zum Abschluss fliegt man auf eine Shoppingtour nach Dubai – oder so.

Noch besser würde mir aber die Promenadologie gefallen, die kann man tatsächlich an der Uni Kassel belegen. Es handelt sich dabei um die wunderbare Wissenschaft des Spazierengehens. Wer abschliesst, ist wahrscheinlich ein promovierter Lustwandler.

Apropos Lust: In Paris lernt man die Wissenschaft des Fremdgehens – dafür muss man aber nicht unbedingt die Uni besuchen.

DER SALZSTREUER
salzstreuer@nfz.ch


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