Er spielt jetzt offiziell im Team Möhlin

  28.04.2022 Möhlin

Christian Edringer wird am Sonntag als Pfarrer installiert – endlich, finden viele

Für viele Menschen in Möhlin war er schon immer ihr Pfarrer. Die Christkatholische Landeskirche sah das lange Zeit anders. Das ist die Geschichte dazu – eine, mit Happy End.

Ronny Wittenwiler

Er, der seit knapp zehn Jahren im Dorf lebt. Trost spendet in schwierigen Zeiten. Freude teilt und manchmal auch das Leben feiert. Dieser Mann ist für die Möhliner Christkatholiken längst ihr Pfarrer. Und doch, man glaubt es kaum: Christian Edringer ist erst seit ein paar Monaten ein offiziell Gewählter. Die Sache war eben kompliziert.

Nicht anerkannt
Als Christian Edringer vor bald zehn Jahren aus Säckingen nach Möhlin kommt, tut er das als ausgebildeter Pfarrer, im Gepäck mehrere Weiterbildungen. Doch das allein sollte nicht genügen. «Es galt, dass man als Pfarrer in der Schweiz das Berner Staatsexamen absolvieren muss. Ich musste also noch Seminare besuchen und Prüfungen ablegen.» Extraschichten. Zu den Anforderungen gehörte auch das Hebraicum, also der Nachweis der grundlegenden Sprachkompetenz des Hebräischen. «Mein Studium in Bibel-Hebräisch reichte nicht aus.» Es folgte ein intensives Büffeln. Edringer lächelt: «Keine Ahnung. Vielleicht war ich zu alt, um eine neue Sprache mit komplett neuer Schrift in nur zwei Monaten zu lernen. Das war einfach zu viel und ich hab’ die Prüfung vergeigt.»

Abgesehen davon, dass auch vor zehn Jahren in der Möhliner Seelsorge eher selten die Register in lupenreinem Hebräisch gezogen wurden, sagte sich auch Edringer: «Das mache ich nicht nochmal mit.» Und zwischen Bern und Möhlin wurde die Frage diskutiert, was der Edringer nun darf – und was nicht. In der Kirchgemeinde gingen die Wogen hoch, einzelne drohten gar geschlossenen mit Austritt, sollte Christian Edringer nicht mehr «ihr» Pfarrer sein dürfen, nur weil man eben nicht mal so im Vorbeigehen Hebräisch aus dem Ärmel schüttelt. Dann die Erleuchtung. «Gott sei Dank», erinnert sich Edringer: «In Bern kam jemand auf die Idee, dass es rechtlich die Möglichkeit gibt, mich als Pfarrverweser anzustellen.» Die Kirchgemeinde willigte ein. Lieber so, als den Mann wieder ziehen lassen zu müssen.

Jetzt also doch
In diesen knapp zehn Jahren ist vieles gleich geblieben an der Basis. Edringer ist weiterhin verliebt – an der Fasnacht gar vernarrt – in dieses Möhlin, er und seine Familie haben hier längst ihren Lebensmittelpunkt gefunden, Freunde sowieso. Und für die Menschen ist er immer «ihr» Pfarrer geblieben, ohnehin, wie das nur schon klingt: Pfarr-Verweser. Geändert hat sich allerdings das Kirchenrecht. Und nicht nur das. Eine vom Bistum eingesetzte Kommission hat Christian Edringer mit seinen Qualifikationen nun doch als wählbaren Pfarrer eingestuft. Und so kam es im September zu einem ganz besonderen Moment: Erstmals seit seiner Ankunft konnte sich Edringer in der Christkatholischen Kirchgemeinde Möhlin offiziell zur Wahl als Pfarrer stellen, für eine Amtsperiode von vier Jahren. Die Bestätigung auf dem Wahlzettel, so sehr sie nicht überrascht, hat für ihn besondere Bedeutung. «Ohne Zweifel habe ich im Umgang mit den Menschen das Vertrauen gespürt. Die Wahl nun war aber so etwas wie eine direkte Bestätigung, insofern ist das auch für mich ein kleines Highlight.» Am Sonntag wird all das nun gefeiert – wenn Christian Edringer als Pfarrer installiert, also von Bischof Harald Rein offiziell eingesetzt wird. Es ist das vorläufige Happy End einer anfangs sehr bürokratischen Geschichte.

Und Christian Edringer? «Für meinen Geschmack gibt es noch zu viel Bürokratismus. Wir fragen zu wenig, was zu tun ist, um gute Leute ins Boot zu holen. Wir brauchen gute Seelsorger, die auf Menschen zugehen können. Ich hoffe, dass wir als Kirche noch viel flexibler werden.» Vielleicht ist dieser Weg noch nicht zu Ende. Christian Edringer lächelt jetzt: «Es gibt so viele gute Bibelübersetzungen, meterweise. Für die Seelsorge im Alltag brauchst du kein Hebräisch.» Der Mann ist mit seinem Latein noch lange nicht am Ende.

Der Gottesdienst mit der feierlichen Installation von Pfarrer Christian Edringer durch Bischof Harald Rein findet am Sonntag, 1. Mai, um 10 Uhr in der christkatholischen Kirche St. Leodegar statt. Anschliessend Apéro.


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