Eine Baslerin besingt die Schönheit Rheinfeldens

  12.04.2022 Rheinfelden

Das erste Mümpfeli seit 21 Jahren funktioniert auch ausserhalb der Fasnacht

Die coronabedingte Verlegung des Mümpfeli in den April schadete zwar der fasnächtlichen Stimmung, nicht aber der Qualität und Unterhaltung. Das Programm wurde von Baslern dominiert. Eine Baslerin sang immerhin eine Ode an die Stadt.

Boris Burkhardt

Conférencier Marcel Dogor nahm den Einstieg für diesen Artikel bereits während der Veranstaltung im Kurbrunnensaal vorweg: Das erste «Mümpfeli» am vergangenen Freitag und Samstag seit 20 Jahren werde Einzug halten in das «Guinness-Buch der Rekorde» als späteste Vorfasnachtsveranstaltung, scherzte der Basler Unterhaltungskünstler, der in zwei verschiedenen Rollen durchs Programm führte. Coronabedingt war die Premiere zur Wiederbelebung der zuletzt 2001 gespielten einzigen Vorfasnachtsveranstaltung in Rheinfelden seit 2021 mehrfach verschoben worden, zuletzt vom Januar 2022 auf den 8. und 9. April. Eine fasnächtliche Stimmung wollte kurz vor Beginn der Karwoche an den beiden knapp dreistündigen Abenden nicht mehr wirklich aufkommen – es zeigte sich aber andererseits, dass das Programm des Mümpfeli, abgesehen von den Larven von Guggenmusik, Tambouren und Schnitzelbank nicht fasnächtlich wirkte und so auch im April durchaus als Unterhaltungsabend mit Humor und Musik durchging. Stepptanz, Highland-Dancing, englische und schweizerische Volksweisen, Soli an der Piccoloflöte und jede Menge alte und neue Kalauer gefielen den insgesamt rund 260 Gästen an beiden Abenden offensichtlich sehr gut; die Künstler wurden begeistert beklatscht, sodass zumindest akustisch nicht auffiel, dass die hintere Hälfte des Saals fast leer war.

Hat es sich gelohnt?
Während der Vorfasnacht wären mehr Zuschauer gekommen, ist sich Roger Wendelspiess, Präsident der Fasnachtsgesellschaft Rheinfelden sicher. Dennoch hat sich aus seiner Sicht das Wagnis gelohnt, das Mümpfeli so weit in die Zeit nach Fasnacht zu verlegen. Eine Verschiebung um ein weiteres Jahr oder gar Absage habe er den Akteuren, die schon zwei Jahre geprobt hätten, nicht zumuten wollen. Zusammen mit dem Rheinfelder Fasnachtsveteran Charli Janser, der laut eigener Aussage aber nur nach Basel orientiert lebt und dort an so namhaften Veranstaltungen wie Charivari, Mimösli und Drummeli mitwirkte, hat Wendelspiess das Mümpfeli-Revival geplant und organisiert.

Dass aufgrund von Jansers Szenekontakten überwiegend Basler Fasnachtskünstler und kein einziger aus Rheinfelden auf der Bühne standen, störte im Kurbrunnensaal aber niemanden. Im Publikum selbst sassen Basler, wie eine ältere Frau mit Zeininger Wurzeln, die direkt von Janser auf die Veranstaltung angesprochen worden war und sich «lange darauf gefreut hatte». Zuvor hatte sie noch nie vom Mümpfeli gehört, war aber begeistert vom Abend. Zu welcher Jahreszeit die Veranstaltung stattfand, spielte für sie keine Rolle. Auch Stadtammann Franco Mazzi, der am Samstag mit Stadtschreiber Roger Erdin und Gattinnen im Publikum sass, nahm das «Basler» Programm sehr wohlwollend auf. Immerhin sei es dadurch dazu gekommen, dass eine Baslerin Rheinfeldens Schönheit besinge, meinte er humorvoll: «Ein Rhein felder hätte sich nie getraut, ein solches Lied zu singen.»

Damit spielte er auf die Basler Berufsmusikerin Barbara Kleiner an, die nicht nur andere musikalische Auftritte am E-Piano begleitete, sondern in einem Solo selbst dazu sang: «Rhyfälde isch wunderbar» lautete der Refrain ihrer Ode an Rheinfelden, die etwas klischeelastig aber liebevoll geschrieben war. Das Rheinfelder Publikum fühlte sich geschmeichelt; und auch die Basler Zuschauer sangen den Refrain mit. Eigentlich sei das Ziel, das Programm hälftig mit Rheinfelder, hälftig mit auswärtigen Auftritten zu gestalten, erklärte Wendelspiess der NFZ in der Pause. Corona habe aber vieles erschwert: So habe zum Beispiel keine Rheinfelder Gugge die Anforderungen an eine 2G-Veranstaltung erfüllt, als die das Mümpfeli im Januar noch geplant gewesen war: «Als die Veranstaltung in den April verlegt wurde, konnte ich die Heuwänder aus Muttenz aber natürlich nicht mehr ausladen.»

Nicht immer lustig…
So gestalteten das Mümpfeli 2022 ausserdem die Tambouren der Fasnachtzunft Ryburg, die Pfeifer der Basler Clique Hofnaare, der Basler Schnitzelbangg «S spitzig Ryssblei», die Sängerin Monika Deuber, die Stepptänzerin Céline Mathys, Miro Peter am Schlagzeug, Piccolospieler Loris Hofer, und drei Tänzerinnen des «Highland Dancing Basel». Neben Dogor, der in der ersten Hälfte als Putzfrau Roggenmoser, in der zweiten Hälfte als deren Ehemann Guschti Roggenmoser vor geschlossenem Vorhang das Programm ansagte, kam der einzige Wortbeitrag des Abends von Bruno «Bruzi» Zimmermann, einer Legende der Zunftabende in Badisch-Rheinfelden, der eigentlich 2020 in Fasnachtsrente gegangen war und auf Bitten Wendelspiess’ noch einmal «in die Bütt stieg».

Beide Wortkünstler teilen sich das höchst humorvolle Talent, nicht unbedingt neue, oft zotige und nicht einmal immer lustige Witze auf derart subtile und nonchalante Art zu erzählen, dass sich die Lacher nur langsam im Saal verteilen aber dafür umso länger dort verweilen.


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