Schlaglichter auf die jüngste Laufenburger Vergangenheit

  15.03.2022 Bücher, Laufenburg

Die Jahre von 1950 bis 2000 in der Aargauer Geschichte

Die Zeitgeschichte Aargau ist mehr als nur ein Buch, es ist ein umfassendes Generationenprojekt über die jüngste Aargauer Geschichte. Historiker Fabian Furter stellte das Projekt vor.

Dieter Deiss

Auf Einladung des Museumsvereins Laufenburg warf Fabian Furter ein paar spannende Schlaglichter auf die Laufenburger Zeitgeschichte. Hannes Burger, Präsident des Museumsvereins, durfte dazu am Sonntagmorgen eine unerwartet grosse Zahl an Interessierten willkommen heissen. Fabian Furter, Co-Leiter und Autor des Projekts, erläuterte einleitend die Entstehungsgeschichte. Der letzte Band zur Aargauer Geschichte endet im Jahr 1953. Schon lange wurden deshalb von verschiedensten Leuten und Gremien Pläne geschmiedet für eine Fortsetzung. Anfangs 2000 nahm die Historische Gesellschaft des Kantons Aargau einen neuen Anlauf, erarbeitete ein Konzept, reichte dieses dem Regierungsrat ein und vermochte diesen offenbar zu überzeugen. Aus dem Swisslos-Fonds wurden 1,2 Millionen Franken gesprochen, zusammen mit weiteren Spenden standen letztlich für das Vorhaben 1,5 Millionen Franken zur Verfügung.

Das Buch ist das Kernprodukt
Von Beginn weg war klar, dass man nicht einfach ein Buch schreiben wollte. Vielmehr sollte unter Mithilfe modernster Technologien eine umfassende Darstellung der Jahre von 1950 bis 2000 erarbeitet werden. Eine neunköpfige Gruppe von Fachleuten trug unglaublich viel Material zusammen und verarbeitete dieses. «Das entstandene Werk ist eine Teamarbeit. Ich vertrete hier das Team», führte dazu Fabian Furter aus. Selbstverständlich gibt es über die Geschichte dieser fünf Jahrzehnte auch ein Buch. Das spannende Werk mit seinen 600 Seiten ist reich illustriert. «Das Buch ist das Kernprodukt», meint dazu der Referent. Dazu gibt es zahlreiches Filmmaterial, namentlich Dokumentarfilme, das unentgeltlich zur Verfügung steht. Das Projektteam hatte übrigens Zugriff auf das Filmarchiv des Schweizer Fernsehens. Auf Filmen festgehalten gibt es zudem Berichte von Zeitzeugen, welche aus vergangenen Zeiten erzählen.

Fabian Furter hatte sich für das Referat in Laufenburg in den vorhandenen Materialien umgesehen und nach Trouvaillen aus Laufenburg gesucht. So zeigte er einen Ausschnitt aus dem Jahr 1957 der damaligen Schweizerischen Filmwochenschau, welche über die 750-Jahrfeier im Jahr 1957 von Laufenburg berichtet. 1957 entstand der berühmte «Stern von Laufenburg» (EGL, später Swissgrid), über den allerdings erst 1968 ein Filmbeitrag produziert wurde. Aus Sulz zeigte Furter Berichte über die Entwicklung des Aargauer Siedlungstyps und über die damalige Zeit der Aussiedlung vieler Bauernhöfe an den Rand der Dörfer. Als Zeitzeuge gibt es dazu einen Film mit Elsbeth und Paul Stäuble vom Sulzer Berghof, wo die betagten Bauersleute über die damalige Aussiedlung berichten.

Eine Fülle von Filmmaterial
Aber auch Film- und Fotoausschnitte über den in Laufenburg geborenen Anton Krättli sind zu finden. Dieser war in kulturellen Belangen sehr engagiert und hatte unter anderem das Aarauer Keller-Theater gegründet. Ein Filmportrait über die Kera-Werke liess alte Zeiten aufleben und ein Atelierbesuch aus dem Jahr 1977 zeigte Erwin Rehmann beim Giessen eines Kunstwerks. Ausschnitte vom Narrenlaufen 1985 weisen auf die Bedeutung der Laufenburger Fasnacht hin. Ein interessantes Detail zu einer Abstimmung von 1992: Zusammen mit elf weiteren Aargauer Gemeinden hatte damals Laufenburg dem EWR zugestimmt.

Zum Schluss wurde der Film «Die Fieberkurve des Zusammenlebens» gezeigt, wo die Laufenburgerin Nunzia Macorig-Lo Stanco über ihre Erfahrungen als Migrantin berichtet. Sie reiste als Touristin in die Schweiz ein, ist geblieben und hat sich integriert. Auch Vera Ryser, Macherin der Ausstellung im Museum Schiff über die Leonfortes, kommt in dem rund dreissigminütigen Film prominent zu Wort. Nunzia Macorig-Lo Stanco hat im Teil über die Kera-Werke ihren verstorbenen Vater bei der Arbeit erblickt. «Mir kamen die Tränen bei dieser Filmszene», meinte sie zur NFZ. Zweifellos hat es Fabian Furter verstanden, die Anwesenden gluschtig zu machen auf noch mehr. Geschickt hat er aus der Fülle des Materials das spezifisch Laufenburgische herausgepickt. Er hat aber auch aufgezeigt, dass Geschichte nicht eine trockene Materie sein muss, ganz im Gegenteil! Wer Lust auf mehr hat, dem steht im Buch «Zeitgeschichte Aargau» und auf der Homepage des Projekts eine unglaubliche Fülle von Material zur Verfügung.

www.zeitgeschichte-aargau.ch Zeitgeschichte Aargau, ISBN 978-3- 03919-510-7, Fr. 59.


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