Der Wahnsinn dämpft die Feierlaune
31.03.2022 SchupfartDas Schupfart-Festival vor seiner Wiederauferstehung
Nach dem Ausfall von 2020 und 2021 soll im September das Schupfart-Festival endlich wieder stattfinden. Noch übt das Publikum Zurückhaltung.
Ronny Wittenwiler
Klar, noch bleibt ein halbes Jahr Zeit, bis am Abend des 23. Septembers endlich wieder Livemusik oben auf dem Berg ertönt. Doris Müller, OK-Präsidentin vom Schupfart-Festival, macht allerdings kein Geheimnis aus der aktuellen Herausforderung. Der Vorverkauf laufe schleppend, sagt sie, die Zurückhaltung bei den Leuten sei zu spüren. «Als die Corona-Einschränkungen aufgehoben wurden, haben wir das gemerkt. Dann sind Ticketbestellungen endlich wieder eingegangen und wir waren optimistisch. Dann kam der Krieg in der Ukraine und auf einen Schlag ging nichts mehr.»
«Müssen die Zeit arbeiten lassen»
Zuerst Corona mit all seinen Unwägbarkeiten, jetzt der Krieg, der viele Ängste auslöst – der Wahnsinn der Welt scheint aktuell die Feierlaune zu dämpfen, das Stimmungstief macht sich bemerkbar. «Wir haben erst sechzig Prozent der Tickets verkauft, die wir sonst in anderen Jahren bis zu diesem Zeitpunkt absetzen.» Und doch weiss Doris Müller die Situation einzuordnen. Unter den gegebenen Umständen komme all das nicht überraschend. «Die Zurückhaltung zieht sich gerade durch die gesamte Branche. Ich glaube, wir müssen die Zeit arbeiten lassen und darauf hoffen, dass bis September für die Menschheit etwas klarer ist, wie es weitergeht.» Eines scheint auf jeden Fall jetzt schon klar. In den eigenen Reihen brennt man darauf, das Publikum im Hangar auf dem Flugplatzareal endlich wieder abheben zu lassen. Zweimal hintereinander – 2020 und 2021 – fiel das längst legendäre Festival der Pandemie zum Opfer. «Wir vermissten es alle extrem.»
Die Zeit hat die Organisatoren allerdings auch eine gewisse Gelassenheit gelehrt. Müller sagt es so: «Angst, dass das Festival auch ein drittes Mal nicht stattfinden könnte, haben wir nicht. Es nützt nichts, Angst vor Dingen zu haben, die man nicht beeinflussen kann.» In den nächsten Wochen werden nun all die ehrenamtlichen Helfer angeschrieben, welche jeweils im Einsatz stehen – insgesamt sind das rund 550 Personen. Man sei gespannt, wie die Reaktionen nach diesem längeren Unterbruch ausfallen. «Wir alle sind zwei Jahre älter geworden. Vielleicht mag der eine oder andere nicht mehr gleich anpacken, vielleicht kommen junge, neue Leute hinzu, die gerne einmal mithelfen wollen.»
Positive Emotionen, gerade jetzt
Die Klarheit, mit der Doris Müller kommuniziert, darf man durchaus auch als Denkanstoss verstehen. «Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Veranstaltungen einfach bloss wieder erlaubt sein müssen und alles wird gut. Letztlich müssen die Leute dann auch kommen und zeigen, dass sie solche Veranstaltungen weiterhin wollen. Nur wenn solche Events wie das Festival besucht werden, können sie auch weiter existieren.» Für Doris Müller, von Haus aus Optimistin, ist klar: Der Mensch brauche doch positive Emotionen, «gerade jetzt in der heutigen Zeit mehr denn je.» Darum vielleicht auch zum Schluss eine gute Nachricht: Es hat noch Tickets für ein unvergessliches Festival.
Das Schupfart-Festival geht vom 23. bis 25. September über die Bühne. Alle Infos zu den engagierten Künstlern und Ticketverkauf im Internet: www.schupfartfestival.ch