Über den Holzweg nach Sansibar
14.03.2022 FrickEr war jahrelang in der Betriebsgruppe des Jugendtreffs Freakhall, hat über Wochen seine Freizeit in dessen Renovation investiert und ist seit 2019 verantwortlich für die Organisation der Fricker Rollbörse. Im Sommer reist der gelernte Zimmermann nach Sansibar – um im Rahmen eines Hilfsprojekts Schulbänke aus Holz anzufertigen.
Simone Rufli
Der Fall ist klar. Raphael Daasch gehört mit einem dieser ausrangierten, orangen Velos mit dem Schild «Rollbörse, 2.4.2022» aufs Foto. Schliesslich laufen alle Fäden für den Event, bei dem auch im April wohl wieder weit über 200 Artikel angeboten werden, beim 21-Jährigen zusammen. Daasch stellt sich hin und wiegelt dann aber ab, verweist auf die Unterstützung seiner rund 20 Helferinnen und Helfer von der Jugendarbeit Wittnau, Gipf-Oberfrick und Frick: «Ohne sie könnte die Rollbörse nicht durchgeführt werden.» Und doch ist es so, dass er die Hauptverantwortung trägt; für die Werbung, den Ablauf von Velafrica (vgl. Angaben am Textende), das Anfragen der Helfer, den Einkauf und die Organisation für den Grillstand, das Bereitstellen aller Materialien und Hilfsmittel und schliesslich für den reibungslosen Ablauf am Tag selber. Teamarbeit sei ihm wichtig, betont der junge Mann.
Spanplatten mit Folgen
Aufgewachsen ist Raphael Daasch in Gipf-Oberfrick zusammen mit einem älteren Bruder und einer jüngeren Schwester. Nach der Sekundarschule im Dorf entschied er sich für eine Lehre als Zimmermann. Eine Berufswahl, die ihm nicht von den Eltern in die Wiege gelegt wurde – möglicherweise aber vom Grossvater beeinflusst war. Ein lang gehegter Wunsch also? «Die Arbeit mit Holz ja, das wollte ich schon lange. Ich hatte immer die schönen alten Holzmöbel bei meinen Grosseltern im Kopf und dachte, dass ich deswegen gerne Schreiner lernen würde.» Umso grösser fiel seine Enttäuschung aus, als er bei einem Schreiner-Küchenbauer in der Region schnuppern durfte. «Ich wollte mit Holz arbeiten und hatte stattdessen mit Spanplatten zu tun.» Wenn er mit richtigem Holz arbeiten wolle, müsse er Zimmermann lernen, riet ihm ein Bekannter. Und so schnupperte er fortan als Zimmermann, bis er seine Lehrstelle bei der Böller AG Holz- und Solarbau in Frick fand.
Von der Arbeit in den Umbau
Bereits im ersten Lehrjahr waren ihm die erworbenen Kenntnisse auch ausserhalb des Betriebs von Nutzen. Daasch war in der Betriebsgruppe des Jugendtreff Freakhall in Gipf-Oberfrick, als Ende 2016 die Umbauarbeiten am Gebäude anliefen. «Wir haben im Dezember angefangen zu renovieren und waren rechtzeitig zum Jubiläumsfest im April 2017 fertig», erzählt er und eher beiläufig, dass er in diesen Wochen einen Grossteil seiner Freizeit in den Umbau investiert hat.
Er blieb dem Freakhall treu, bis er im Sommer 2020 die Lehre abschliessen konnte. Heute arbeitet er als Zimmermann bei der Firma Häseli Holzbaulösungen in Zeihen. Auf die Walz verzichtet er. «Das kann man machen, muss man heute aber nicht», sagt er und kommt auf eine weitere Veränderung zu sprechen: «Früher war man ja auch oft von der Lehre bis zur Pensionierung im gleichen Beruf.» Seinen Beruf übe er gerne aus «und doch ist für mich bereits jetzt klar, dass ich nicht Jahrzehnte als Zimmermann arbeiten werde». Zu gross sei die Beanspruchung des Körpers, zu viel wisse er bereits über Knie- und Rückenprobleme von älteren Zimmerleuten. «Auch wenn wir heute nicht mehr täglich auf der Baustelle sind, ist es ein körperlich anstrengender Beruf.» Dank dem Elementbau lasse sich viel in der Werkstatt vorbereiten. «Dadurch sind wir vom Wetter unabhängiger und wir sind effizienter. Weniger Baustellenzeit bedeute auch weniger Fahrwege.» Ein paar Tage mit schönem Wetter würden dann reichen, um die vorfabrizierten Wände und das Dach aufzurichten.
Nehmen nicht gerade wie aktuell die Vorbereitungen für die Rollbörse seine Freizeit in Anspruch, verbringt er seine Freizeit gerne mit der Freundin, mit der er vor eineinhalb Jahren in Frick zusammengezogen ist. Und er gehe gerne joggen, «um den Kopf zu lüften». Weniger gern ging er im Januar 2021 in die Rekrutenschule und so wechselt er zu einem Thema, das ihm mehr Freude bereitet: Seine Reise nach Sansibar.
Bänke für die Schulkinder
Insgesamt vier Wochen wird er im Sommer auf der zu Tansania gehörenden Inselgruppe vor der Küste Ostafrikas verbringen und dort den Verein «Kila Kitu fresh» unterstützen. Schweizer Zimmerleute und Schreiner arbeiten in jeweils dreiwöchigen Kursen mit jungen einheimischen Teilnehmenden zusammen, reparieren die defekte Infrastruktur der öffentlichen Schulen und stellen fehlendes Mobiliar wie zum Beispiel Schulbänke her. Nach dem Arbeitseinsatz bleibt ihnen eine Woche, um die Insel kennenzulernen. «Wir wurden in der Berufsschule in Lenzburg auf den Verein aufmerksam gemacht», erzählt Daasch, und dass er eigentlich gleich nach dem Lehrabschluss nach Sansibar wollte, «doch dann kam Corona.»
Rollbörse, 2. April 2022, auf dem Schulareal Ebnet in Frick. Annahme von 9 bis 10.30 Uhr. – Verkauf von 11 bis 13 Uhr. – Auszahlung von 14 bis 15 Uhr. – Grillstand ab 11 Uhr.
Wer möchte, kann sein Velo an die Organisation Velafrica spenden. Seit 1993 sammelt die Organisation ausgediente Velos, stellt sie in sozialen Einrichtungen instand und exportiert sie danach zu Partnerunternehmen in Afrika.

