Von Hochwassern, Niedrigwassern und Rhygfrörni

  08.02.2022 Laufenburg

«Gefahr am Fluss» heisst die neue Sonderausstellung im Museum Schiff in Laufenburg. Im Rahmen einer wegen Corona abgespeckten Vernissage wurde die Ausstellung eröffnet.

Dieter Deiss

In seinen Begrüssungsworten dankte Hannes Burger, Präsident des Museumsvereins, den Ausstellungsmachern, insbesondere Ariane Dannacher, welche die Ausstellung kuratiert und auch die Idee dazu entwickelt hatte. Die Kuratorin war es denn auch, welche die Gästeschar durch die Ausstellungsräume führte.

Die Bedeutung der Wasserstrassen
Über Jahrhunderte hinweg waren die Wasserstrassen die wichtigsten Verkehrswege. Trotz der im Wasser lauernden Gefahren, sei der Wasserweg sicherer gewesen als die Landstrassen, führte Dannacher aus. Letztere waren insbesondere der Gefährdung durch Überfälle ausgesetzt. Transportiert habe man die Waren zumeist in Fässern verpackt, was den Vorteil hatte, dass bei einem Unglück die Fässer auf dem Fluss schwammen und die Ware dadurch zumeist nicht verloren ging. «Die Schifffahrt hatte ihre klaren Regeln, die durch die Städte aufgestellt und überwacht wurden», erzählte Dannacher. Sie sei aber auch eine bedeutende Verdienstquelle gewesen, so für die Karrer, die Laufenknechte, die Steuerleute, die Wächter, die Wirtsleute und nicht zuletzt auch für die Zollstellen der Städte.

Menschliche Schicksale
Unglücke mit den Schiffen waren nicht selten. Oft waren davon auch Menschen betroffen. Für die Fahrt durch den Laufen mussten die Schiffe entladen werden. Auf den Schiffen verblieben lediglich ein Steuermann und manchmal noch ein Gehilfe. An langen Seilen wurden die leeren Schiffe vom Ufer aus von den Laufenknechten geführt. Es habe dabei immer wieder tödlich verunglückte Steuerleute und Gehilfen gegeben. Eine kolorierte Umrissradierung von Wilhelm Friedrich Gmelin (1760- 1820) zeigt im Museum eindrücklich die Gefahren beim Durchfahren des Laufens.

Besondere Ereignisse wie Hochwasser, Niedrigwasser oder Eisgang und Rhygfrörni prägten regelmässig das Leben am Fluss. Dannacher erzählte auch von einer Granitfelsnase unterhalb der Laufenbrücke, dem sogenannten Laufenstein, der nur bei extremem Niedrigwasser zu sehen war. Der Stein liegt heute unter den aufgestauten Fluten.

Hochwasser in Sulz
Die äusserst sehenswerte Ausstellung hält viele Überraschungen bereit, so beispielsweise die Karte mit den minutiös eingezeichneten Felspartien des Laufens vor der Aufstauung. Interessant auch die Schilderungen des damaligen Feuerwehrkommandanten Urs Weiss von Sulz, der vom Hochwasser im Sulztal erzählt, in welchem 2013 eine Frau ihr Leben lassen musste. Zahlreiche Bilder, Fotografien und Modelle machen das Geschehen verständlich. An vier Audiodesks können zudem über Kopfhörer ergänzende Texte gehört werden und ein rund zehnminütiges Video über Hochwasser an Flüssen ergänzt das Gesehene.

Der Museumsverein hat zur neuen Ausstellung wiederum eine Schrift herausgegeben, welche die Ausstellung hervorragend ergänzt. So erzählt hier Fritz Schwendimann über die «chaotische Flussgeschichte des Hochrheins». Felix Morsdorf berichtet darüber, wie heute Pegel, Seen und Satelliten die Gefahren des Hochwassers reduzieren und Martin Blümcke erzählt viel Spannendes über Schifffahrt und Flösserei.

Die Ausstellung ist geöffnet Sa/So von 14 bis 17 Uhr und Mi 14 bis 16 Uhr. Eintritt frei.

www.museum-schiff.ch


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