Fricktaler Hilfe für Myanmar blockiert

  05.02.2022 Rheinfelden

Gemeinnütziger Verein von Ernst Häuselmann muss pausieren

Die Situation in Myanmar ist dramatisch. Ein brutales Militärregime hat die Macht vor einem Jahr an sich gerissen. Der gemeinnützige Verein «Books for Childern of Myanmar» des Rheinfelders Ernst Häuselmann musste seine Tätigkeit vorübergehend einstellen.

Valentin Zumsteg

Seit bald 15 Jahren gibt es den Verein «Books for Childern of Myanmar», den der ehemalige Rheinfelder Grundbuchverwalter Ernst Häuselmann 2008 gegründet hat. Tausende Bücher liess der Verein in den vergangenen Jahren nach Myanmar (früher Burma) transportieren; dazu viel Schulmaterial und Computer, aber auch Ausrüstung für Spitäler und Altersheime. Doch derzeit ist es für den kleinen Verein nicht mehr möglich, Hilfsgüter nach Myanmar zu liefern. «Seit Februar 2021 herrscht in Myanmar ein brutales Militärregime», schreibt Ernst Häuselmann in einem Brief, den er an die Vereinsmitglieder und -unterstützer geschickt hat.

«Das Militär ist ein Staat im Staate»
Gegen die Militärdiktatur gibt es in der Bevölkerung grossen Widerstand, das Land befindet sich aktuell in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand. Doch die Machthaber regieren mit harter Hand. «Für Aussenstehende ist es schwierig zu verstehen, warum sich im Militär nicht mehr Widerstand bildet gegen die Gräueltaten gegenüber der burmesischen Zivilbevölkerung. Dazu muss man wissen, dass das Militär in Myanmar einen eigenen Staat im Staate bildet», schildert Häuselmann. «Die Militärs wohnen mit ihren Familien in eigenen Zonen, die mit Mauern und Stacheldraht umzäunt sind. Darin befinden sich eigene Schulen, eigene Einkaufszentren und eigene Spitäler. Jedes Betreten und Verlassen dieser Zone wird genau kontrolliert. Entfernt sich jemand unerlaubterweise aus dieser Zone, überlässt er seine Familie einem ungewissen Schicksal.»

Häuselmann geht davon aus, dass sich die jetzige Situation nur beenden lässt, wenn sich ein grösserer Teil der Armee abspaltet. Die gegenwärtige Armeeführung habe ihre Glaubwürdigkeit und ihren Rückhalt in der Bevölkerung total verspielt. «Doch nicht nur die Armee, sondern das ganze Land muss neu aufgebaut werden, ist doch fast die ganze Infrastruktur des Landes zerstört», erklärt Häuselmann. Zudem habe auch das Coronavirus tiefe Spuren hinterlassen. «Ohne Hilfe von aussen wird ein Wiederaufbau nicht gelingen.»

«Hauptkontakte wurden liquidiert»
Umso schmerzlicher ist es für ihn, dass sein Verein derzeit nicht helfen kann. «Leider ist unsere Hilfe für Myanmar zurzeit blockiert. Meine beiden Hauptkontakte, über die ich die Container jeweils abwickeln konnte, sind vom jetzigen Regime liquidiert worden.» Häuselmann und seine Frau, die aus Burma stammt, können unter dem jetzigen Regime auch nicht mehr einreisen. Wer die Bevölkerung in Myanmar unterstützen möchte, könne dies über den Verein Life (www.vereinlife.org) tun, der aktuell in Myanmar noch besser vernetzt ist. Häuselmann ist dort ebenfalls Vorstandmitglied. Er hofft, dass sich die Situation bald wieder normalisiert und das Land zur Demokratie zurückkehrt.


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