Argovia Philharmonic spielt wieder live vor Publikum

  28.01.2022 Rheinfelden

Gelungenes Konzert in Rheinfelden mit Klassiker der Klassik

Es war ein geglückter Wiederbeginn. Erstmals seit der Pandemie konnte die Argovia Philharmonic wieder in Rheinfelden spielen. Heiterkeit und Tragik war das Motto. Aufgeführt wurden unter der Leitung von Rune Bergmann vier Meisterwerke der Klassik. Solist war Christian Poltéra, der auf der «Mara», einem vor 310 Jahren von Stradivari gebauten Cello, spielte.

Edi Strub

Eröffnet wurde das Konzert der Argovia Philharmonic mit der «Sinfonie mit dem Paukenschlag» von Joseph Haydn. Nach einem sehr zarten und immer leiser werdenden Beginn im zweiten Satz haut der Schlagzeuger plötzlich auf die Pauke und das Orchester wechselt unvermittelt ins lauteste Fortissimo. Der Legende nach wollte Haydn damit sein oft sanft einnickendes Publikum wecken. Das ist eine schöne Geschichte, die nach jüngsten Forschungsergebnissen aber nicht richtig stimmt. Haydn selber sagte schon damals, er habe das Publikum bei seinem ersten Konzert in London nur überraschen wollen, um seinem Rivalen und ehemaligen Schüler Pleyel die Schlagzeilen zu rauben. Für das Publikum in Rheinfelden brauchte es diese «Surprise» – unter diesem Namen ist die Sinfonie in England bekannt – nicht. Es war von Beginn an alert und entzückt vom munteren Spiel der aargauischen Philharmoniker. Der neue Dirigent Rune Bergmann leitet das Orchester ohne grosse Gesten, mit präzisen Zeichen in kleinster Amplitude. «Mein Credo ist, die Musiker nicht mit unnötigen Gesten zu stören, sondern ihnen Raum zu geben, die Stimmung zu spüren», schrieb er kürzlich in einem Essay über die Philosphie des Dirigierens.

Variationen von Tschaikowsky
Der zweite Höhepunkt des Abends waren die berühmten und oft gespielten Variationen über ein Rokoko-Thema von Pjotr Tschaikowsky. Der russische Komponist war auf der Suche nach neuen Klangwelten und liess sich dabei immer wieder von Mozart inspirieren. Die Musik dieses «sonnigen Genies» rühre ihn zu Tränen, schrieb er. Was das mit Rokoko zu tun hat, ist nicht ganz klar, aber die Variationen von Tschajkowksy für Cello sind eines der Meisterwerke des 18. Jahrhunderts. Christian Poltéra wechselte von dramatischem Zupacken mit Kraft, Kanten und Ecken zu verträumtem Singen – ganz wie es die einzelnen Variationen erforderten. Poltéra spielt auf einem der wertvollsten und besten Celli, die es gibt. Das Instrument ist 1711 in Cremona von Antonio Stadivari gebaut worden. Es tönt noch heute schöner und betörender als die meisten andern, obschon es einmal bei einem Schiff bruch schweren Schaden erlitt und eigentlich nur noch aus einem Haufen Trümmern bestand. Poltéra spielte am Schluss seines Auftritts noch das ziemlich unbekannte Andante cantabile für Violoncello und Orchester in H-Dur von Tschaikowsky. Ein wunderbares Stück, das seiner Charakterisierung «cantabile» alle Ehre machte.

Mozart zum Schluss
Beschlossen wurde der Konzertabend m it der sogenan nten «Haffner»-Sinfonie, die Mozart unter Zeitdruck schrieb, was ihr aber nicht anzumerken ist. «Mozart floss die Musik in einer Sekunde vom Kopf in die Hand», scherzte Rune Bergmann bei der Präsentation des abendlichen Programms. «Darum berührt sie uns so unmittelbar.» Das Publikum quittierte die Leistung des Orchesters mit warmen Applaus. Am Schluss feierte das Orchester den grossen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart und den aus Norwegen stammenden Dirigenten Rune Bergmann mit einem «Happy Birthday». Denn beide sind am selben Tag geboren, am 27. Januar, allerdings mit ein paar Jahren Abstand.


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