«Ich war der Einzige, der Alfred Rasser die Haare färben durfte»

  10.01.2022 Frick

Der Fricker Willi Schraner hat schon mit drei «Läppli-Generationen» gespielt

Beim Basler Theater Fauteuil gehört er fast schon zum Inventar. Der Schauspieler Willi Schraner aus Frick fühlt sich wohl auf der Bühne und schlüpft bei der aktuellen HD Läppli-Produktion gleich in vier verschiedene Rollen.

Janine Tschopp

«Es war mir langweilig und ging mir nicht so gut. Ich bin froh, wieder unter den Leuten zu sein», erinnert sich Willi Schraner an die Zeiten, in welchen er und das ganze Ensemble aufgrund der Corona-Massnahmen nicht spielen durften. Er war sehr froh, als das Basler Theater Fauteuil die aktuelle «HD Läppli»-Produktion im Oktober 2021 wieder aufgenommen hatte. Das Stück wurde bis Silvester gespielt. Es ist geplant, dass es nach der traditionellen Vorfasnachts-Veranstaltung «Pfyfferli» im April 2022 wieder aufgenommen wird.

Seit ein paar Wochen zählen im Theater die 2G-Regeln und die Zuschauerinnen und Zuschauer müssen Masken tragen. «Die Reaktionen des Publikums sieht man so weniger», stellt Willi Schraner fest. Seit der Pandemie hat sich für Publikum, Schauspieler und für die Theaterverantwortlichen vieles verändert.

Alfred Rasser war sein Idol
Der Läppli-Erfinder Alfred Rasser war schon in ganz jungen Jahren ein Idol für Willi Schraner. Es war vor zirka 55 Jahren, als der Mann aus Frick seinen ganzen Mut zusammennahm und Alfred Rasser anrief, um ihn zu fragen, ob er eine Rolle für ihn hätte. Kurz darauf, im Herbst 1967, wurde Willi Schraner zu einem Gespräch eingeladen. Eine Rolle hatte Alfred Rasser dann noch nicht für ihn. Zwei Jahre später jedoch erhielt Willi Schraner einen Anruf seines Vorbilds. In der Saison 1969/1970 trat der Fricker erstsend erhielt er gleich vier Rollen im «HD-Soldat Läppli», der dann wieder aufgenommen wurde: als Polizist, Meldefahrer, Soldat im Krankenzimmer und als Kondukteur. Uniform 1, Kaputt, Helm, Uniform 2, Mütze, Uniform 3, Uniform 1. «Ich musste mich ständig umziehen», erinnert er sich.

Willi Schraner begleitete Alfred Rasser anschliessend auch auf seinen Einmann-Kabarett-Tourneen. «Ich war der Einzige, der ihm die Haare färben durfte», erzählt der Fricktaler, der ursprünglich in Gipf-Oberfrick eine Lehre als Coiffeur absolvierte und sich später als Laborist ausbilden liess.

Bis zu seiner Frühpension brachte Willi Schraner die Arbeit im Labor und das Theaterspielen unter einen Hut. Heute kann er sich nicht mehr vorstellen, wie er das damals geschafft hat.

Als Alfred Rassers Sohn Roland, der Gründer des Theaters Fauteuil, 1989 mit dem «neuen HD» Premiere feierte, war Willi Schraner wieder mit von der Partie. Er spielte mit ihm und dem Ensemble nicht nur in Basel, sondern schweizweit.

2019 wagte die Rasser-Familie eine Neuinszenierung mit Gilles Tschudi als HD Läppli. «Ich freute mich riesig, als ich von der Familie Rasser die Anfrage erhielt, auch beim neuen Läppli mitzuspielen.» Und wieder erhielt er die gleichen vier Rollen mit den zahlreichen Tenue-Wechseln. «Zwischen den Auftritten muss ich immer ein bisschen pressieren, damit ich rechtzeitig auf der Bühne bin.» Er erzählt, dass der Weg von der Garderobe auf die Fauteuil-Bühne über eine sehr enge Treppe führt. «Das hält jung», schmunzelt der 77-Jährige.

Mittlerweile ist Willi Schraner das älteste Mitglied des 14-köpfigen Ensembles. «Ich fühle mich sehr wohl, es sind alles sehr nette Menschen. Dass ich bei der aktuellen Produktion mit meinem Fricker Kollegen Stephan Bürgi, der heute in Berlin lebt, spielen darf, freut mich besonders.»

Eine grosse Leidenschaft für die Schauspielerei
Willi Schraner hat seit seiner Kindheit eine grosse Freude an der Schauspielerei. Schon als kleiner Bub schlüpfte er gerne in verschiedene Rollen.

Auch jetzt freut er sich Tag für Tag auf die kommenden Auftritte. Seit der Pandemie bleibt im Hinterkopf jedoch immer ein bisschen die Angst, ob das Programm überhaupt wie geplant gespielt werden kann.

Neben zahlreichen anderen Bühnenauftritten sind es aktuell 865 Mal, dass Willi Schraner bei einer HD Läppli-Produktion mitwirkte. «Wenn wir das Programm im April wieder aufnehmen, werden es bald 900 Aufführungen sein.» Eine Zahl, auf die er stolz sein darf. Stolz darf er auch sein, dass er als einziger Schauspieler der aktuellen Produktion schon mit allen drei Läppli-Generationen gespielt hat: mit Alfred Rasser, mit Roland Rasser und mit Gilles Tschudi.


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