«Ich kann eine Mitwirkung im Gemeinderat nur empfehlen»

  03.01.2022 Persönlich

Barbara Fricker blickt auf ihre Amtszeit zurück

In der ersten Januar-Woche gibt Barbara Fricker den Schlüssel zum Gemeindehaus von Wölflinswil ab. Am Tag vor Heiligabend blickte sie mit der NFZ auf ihre Zeit im Gemeinderat zurück. Auf zwölf Jahre, die Kraft gekostet haben, die sie vor allem aber als Bereicherung erlebt hat.

Simone Rufli

NFZ: Sie standen die letzten zwölf Jahre im Dienst der Gemeinde…
Barbara Fricker:
Ich kann fast nicht glauben, dass es zwölf Jahre waren. Die Zeit ist im Nu verflogen.

Was hat Sie damals bewogen, für den Gemeinderat zu kandidieren?
Das klingt, als hätte ich bewusst auf meine Wahl hingearbeitet. Dem war aber nicht so. Es war vor zwölf Jahren mit den Töchtern in der Oberstufe einfach ein guter Moment für einen Wiedereinstieg ins Berufsleben. Ich hatte gerade erst meine Fühler ausgestreckt, da rief mich die damalige Frau Gemeindeammann Pia Schmid an und fragte, ob ich mir vorstellen könne, in den Gemeinderat zu kommen.

Das war’s dann mit der Rückkehr in den Beruf?
Ja, so war es. Es gab zwei Gründe, die mir den Entscheid, mich der Wahl zu stellen, leicht machten. Ich war nach meiner kaufmännischen Ausbildung immer auf Gemeinden tätig und das in verschiedenen Bereichen. Je länger desto mehr interessierte es mich, wie es wohl auf der anderen Seite, als Gemeinderätin sein würde. Zudem war klar, dass die Ressorts Soziales, Gesundheit und Bildung zu besetzen waren. Meine Tätigkeit im Samariterverein kam mir da zugute. Heute sage ich mit Überzeugung: Ich kann eine Mitwirkung im Gemeinderat nur empfehlen.

Und trotzdem haben Sie im Herbst nun nicht mehr kandidiert.
Drei Amtsperioden sind nicht nichts. Ich habe mich schon im März entschieden aufzuhören. Es ist Zeit für eine neue Kraft. Und ich freue mich auf den Freiraum.

Was hat Sie denn am meisten Kraft gekostet?
Da muss ich nicht lange überlegen. Das war der Prozess mit der Umorganisation der Verwaltung. Am Anfang stand eine Reihe von Kündigungen leitender Angestellter, darunter die Leiterin Finanzen und der Gemeindeschreiber. Unsere Leute waren damals unter Druck, eine Verwaltungsanalyse war im Gang, doch bis die Massnahmen umgesetzt werden konnten, kam es zu zusätzlichen Belastungen und das führte zu den Kündigungen. In diese Zeit fiel auch der Rücktritt von Gemeinderätin Gabi Reimann. Wir nahmen diese Ereignisse zum Anlass, unsere Organisation zu überdenken. Diesen November konnten wir das Geschäfts- und Kompetenzreglement verabschieden. Das ist ein gutes Instrument für unsere heutigen drei leitenden Angestellten, den Leiter Finanzen sowie die Gemeindeschreiber eins und zwei. Sie bilden zusammen die Geschäftsleitung. Neu hat jeder seine Schwerpunkte.

Während Ihren ersten beiden Amtsperioden war Köbi Brem Gemeindeammann. Dann übernahmen Sie.
Ich habe das Ammann-Amt nicht gesucht, keiner im Rat hat es damals gesucht. Gebi Maier und ich sagten dann, dass wir es bei der Wahlversammlung drauf ankommen lassen. Einen offiziellen Wahlvorschlag im Vorfeld gab es nicht. Es erfüllte mich dann schon mit Stolz, dass mir die Bevölkerung das Vertrauen ausgesprochen hat.

Was nehmen Sie aus der Zeit im Gemeinderat mit?
Es war eine überaus lehrreiche Zeit in ganz vielen Bereichen. Hängen bleiben wird vor allem das Positive. Die vielen schönen Begegnungen mit den Leuten im Dorf. An Festen, Infoanlässen und anderen Veranstaltungen, wo ich eine bestimmte Rolle innehatte. Ganz wertvoll war auch immer der Austausch am Gemeindeseminar im Januar. Sehr schön war im Jahr 2019 das Dorffest zur 100-Jahr-Feier der Musikgesellschaft Wölfinswil-Oberhof, zu dem ich alle Gemeindeammänner der beiden Bezirke nach unserer Versammlung einladen durfte. Interessant und lustig waren jeweils die Jubilaren-Besuche und unsere Jungbürgerfeiern. Mit den Jungen gingen wir Go-Cart-fahren, bowlen und auch klettern. Gute Gespräche und viel zu lachen gab es jeweils auch auf den Senioren-Ausflügen. Kontakte waren mir immer wichtig und die will ich auch so gut es geht weiterpflegen.

Was erfüllt Sie aus dieser letzten Amtsperiode als Frau Gemeindeammann mit besonderer Freude?
Dass wir nach gescheiterten Versuchen und einer entsprechend langen Zeit nun den Rückbau der Ortsverbindungsstrasse nach Densbüren und das Verkehrskonzept Rosegg in Angriff nehmen können. Wir hatten auch schon unter Köbi Brem versucht, von der Gemeindeversammlung einen entsprechenden Kredit abzuholen, ohne Erfolg. Dass es uns nun gelungen ist, empfinde ich als eine grosse Erleichterung. Vielleicht war einfach die Zeit erst jetzt reif dafür. Vielleicht schätzte die Bevölkerung aber auch, dass sie an einem Infoanlass gut informiert und mit der Mitwirkung in einer Arbeitsgruppe in den Prozess eingebunden wurde. Vielleicht war auch die Entflechtung der zwei Themen in Rückbau Ortsverbindung Densbüren einerseits und neue Verkehrsstudie Rosegg andererseits der entscheidende Punkt. Ein schöner Abschluss war auch die Label-Erneuerung des Juraparks zusammen mit der Ausstellung von Peter Bircher.

Was steht als nächstes an in Wölflinswil?
Der Gemeinderat beschäftigt sich gerade mit der Frage, ob man weitere Fusionsabklärungen mit Oberhof machen will. In beiden Gemeinderäten werden dazu gerade Fakten zusammengetragen.

Wäre es nicht interessant, diesen Prozess im Gemeinderat zu begleiten?
Sicher. Interessant ist auch die Frage, ob sich genug Leute finden für das Projekt «Wohnen in der Gemeinde», ob der Hort ausserhalb des Pilotprojekts weiterbestehen kann und wie die neuen Führungsstrukturen unter der gemeinsamen Schulleitung Wölflinswil/Oberhof nach Abschaffung der Schulpflege anlaufen. Trotzdem freue ich mich auf meinen neuen Lebensabschnitt.

Köbi Brem, Ihr Vorgänger ist auf Weltreise, stechen Sie bald auch in See?
(Lacht). Das nicht gerade. Aber wir haben schon auch Reisepläne. Australien ist so ein Ziel. Damit warten wir aber noch, bis mein Mann pensioniert ist.


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